Schüler in Serbien demonstrieren gegen Online-Unterricht
Online-Unterricht als Mittel gegen Schüler-Proteste - dieses Vorgehen werfen Schülerinnen und Schüler den serbischen Behörden vor. Sie haben deswegen am Samstag Demonstrationen mit tausenden Menschen angeführt.
«Online-Unterricht ist keine Lösung und inakzeptabel», erklärten die Schülerinnen und Schüler vor den Protestkundgebungen in der Stadt Novi Sad. Sie reisten aus allen Landesteilen an. Viele von ihnen waren bereits am Freitagabend zu Fuss oder mit dem Rad in der nordserbischen Stadt eingetroffen.
Zu den Protesten gehörten Konzerte und Reden von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrpersonen. «Die Schule muss sich ändern, wir müssen euch zuhören», sagte die Lehrerin Tanja Notaros an die vielen jugendlichen Protestierenden gewandt.
Die 18-jährige Belgrader Schülerin Mateja Fejndovic sagte, die Fortsetzung des Schuljahres sei sinnlos, da sich die Schülerinnen und Schüler bereits «seit fünf Monaten im Streik» befänden. «Online-Unterricht wird die Blockaden nicht beenden», betonte die Jugendliche. «Wir werden nicht daran teilnehmen.»
Nahezu tägliche Proteste
Die Protestwelle in Serbien war durch den Einsturz eines Bahnhofsvordachs in am 1. November entfacht worden, bei dem 16 Menschen ums Leben gekommen waren. War es zunächst um die Aufklärung der Unglücksursache gegangen, richten sich die nahezu täglichen Massenproteste mittlerweile gegen die Regierung von Präsident Aleksandar Vucic und verbreitete Korruption im Land.
Getragen werden die Proteste insbesondere von Studierenden. Sie blockierten die Universitäten und organisierten riesige Kundgebungen. Schülerinnen und Schüler gehörten zu den ersten, die sich der Protestbewegung anschlossen, aber auch zahlreiche Lehrpersonen beteiligen sich. Rund 20’000 von ihnen bekommen daher nach Gewerkschaftsangaben kein Gehalt mehr. Anfang April kündigten die Schulleitungen schliesslich an, den Unterricht online statt in Präsenz abzuhalten.