Zwei Underdogs wollen die Favoriten nerven
Jonas Schneeberger (sda)
Zehn Jahre nach der Premie-re findet am Sonntag in Freiburg zum neunten Mal der Superfinal statt. Zug und Kloten-Dietlikon sind als Qualifikationssieger und Titelverteidiger favorisiert. Nachfolgend das Wichtigste zur Meister-Entscheidung im Schweizer Unihockey.
Was ist der Superfinal?
Der Superfinal entspricht dem Super-bowl im American Football. Nach dem Vorbild in der NFL fallen die Titel-Entscheidungen im Schweizer Unihockey seit 2015 wie in Schweden und Tschechien jeweils in einem Einzelspiel anstelle von Play-off-Finals über Best-of-Serien. Diese Einzelspiele fin-den im Rahmen des Superfinals statt. Die Wege dorthin führen nach wie vor über normale Playoffs.
Weil die Saison 2020 aufgrund der Coronapandemie abgesagt wurde, ist der Superfinal 2025 noch keine Jubiläumsausgabe. Zehn Jahre nach der Premiere in Kloten ist es das neunte Mal, dass die Meister nicht in Final-Serien ermittelt werden.
Welche Teams spielen im Superfinal?
Bei den Männern macht Langnau dem Qualifikationssieger Zug United die erfolgreiche Titelverteidigung streitig, bei den Frauen will Zug den sechsten Meistertitel in Folge von Kloten-Dietlikon verhindern.
Der Final der Frauen ist die Neuauflage vom Vorjahr. 2024 hatte sich Kloten-Dietlikon nach anfänglichem 0:3-Rückstand im Penaltyschiessen durchgesetzt und seinen elften Meistertitel errungen. Die Männer von Langnau, die vor drei Jahren noch im Playout gegen den Abstieg spielten und noch ohne Meister-Ehren sind, stehen zum ersten Mal im Superfinal. In den Jahren 2007 (1:3 Siege), 2009 (2:3) und 2014 (0:4) hatten die Emmentaler jeweils im Play-off-Final gegen Wiler-Ersigen das Nachsehen und beendeten die Meisterschaft auf dem zweiten Rang.
Wo wird gespielt?
Nach der gelungenen Premiere im Vorjahr findet der Superfinal zum zweiten Mal in der Freiburger BCF-Arena statt. Mit 8473 Zuschauerinnen und Zuschauern bei den Frauen und 9023 Fans bei den Männern verzeichnete der mit neuem Publikum aus der Westschweiz angereicherte Anlass einen nationalen Zuschauerrekord für den Unihockeysport.
Weil auch die Stadt Freiburg als Stadionbesitzer und der Eishockeyklub Fribourg-Gottéron als Betreiber zufrieden waren, erhielt die BCF-Arena vor Kurzem den Zuschlag für die Finals bis im Jahr 2027. Aufgrund der Terminierung in den Schulferien wird in diesem Jahr jedoch mit einem etwas geringeren Zuschaueraufkommen gerechnet.
Wie sind die Rollen verteilt?
Zugs Männer gehen als klarer Favorit ins Duell mit Langnau, wie die Kloten-Dietlikon Jets gegen Zugs Frauen. Dank potenter Sponsoren hat sich Zug vor allem bei den Männern zur nationalen Nummer 1 der Gegenwart gemausert. Zwar verlief die Qualifikation im oberen Drittel zunächst wiederum ausgeglichen, Zugs hochkarätige Söldner sorgten aber regelmässig für den Unterschied. In den Play-offs verloren die Zentralschweizer in zwei Best-of-7-Serien nur noch eine Partie.
Albin Sjögren überragte mit seinen ebenfalls herausragenden ausländischen Linienkollegen Sami Johansson und Miko Kailiala wiederum alle. Der 30-jährige Schwede sammelte in den 22 Qualifikationsspielen 73 Skorerpunkte – 29 (!) mehr als GC-Stürmer Paolo Riedi, der produktivste Spieler der elf anderen Klubs. Zusammen mit den 25 Skorerpunkten in den Play-offs sind das phänomenale 98 Punkte in 31 Spielen.
Dass die Zuger in einem entscheidenden einzelnen Spiel zu bezwingen sind, bewies indes Rychenberg Winterthur im Cupfinal. Gleich mit 7:2 setzte sich der Dritte der Qualifikation im Februar in der Berner Wankdorfhalle durch.
Auch bei den Frauen brachte der Cupfinal einen überraschenden Ausgang. Piranha Chur stellte dem in der Qualifikation nur einmal bezwungenen Kloten-Dietlikon ein Bein (8:4). Gleichwohl wäre eine Superfinal-Niederlage der vom ehemaligen Nationalcoach Rolf Kern trainierten Zürcherinnen eine dicke Überraschung. Zu dominant trat das auch in der Brei-te am besten aufgestellte Team um die Topskorerin Nina Metzger über weite Strecken der Saison auf.
Während Kloten-Dietlikon in jedem der neun bisherigen Superfinals stand und seit 2018 keinen mehr verloren hat, wäre es für die Zugerinnen wie für Langnaus Männer der erste Meistertitel.
Wie steht es um den Schweizer Unihockeysport?
Angekurbelt von den Bemühungen und Investitionen des Verbandes schritt die Professionalisierung in den letzten Jahren voran. Mehrere Klubs tragen ihre Heimspiele nun in gut ausgestatteten, zuschauerfreundlichen Arenen aus.
Seit 2018 überträgt das Schweizer Fernsehen ab den Play-offs regelmässig Livespiele im TV und Internet. Seit dieser Saison gibt es in den höchsten Ligen zudem eine spezifische Hallenbodenpflicht. Dies erhöht das spielerische Niveau, sorgt für bessere TV-Bilder und wirkt professioneller.
Im internationalen Vergleich ver-lor die Schweiz zuletzt jedoch wieder den Anschluss an die beiden Topnationen Schweden und Finnland. Bei beiden Geschlechtern war sie zuletzt nur noch die Nummer 4 hinter Tschechien. Die Lücke zur Konkurrenz da-hinter wurde kleiner.
Am Sonntag kommt es im Superfinal in Freiburg zur Meisterschafts-Entscheidung im Schweizer Unihockey. Zugs Männer und Kloten-Dietlikons Frauen sind favorisiert – und werden von zwei Underdogs gefordert.