Der «falsche Hecht» in der Seestatt Altendorf weicht einem Neubau
Andreas Knobel
Wenn ein altbekanntes, ja liebgewonnenes Gebäude in unserer Region verschwindet, folgt meist ein allgemeines Bedauern. Die schönen alten Häuser verschwinden, gesichtslose Allerweltsblöcke kommen an ihre Stelle, heisst es dann. So ähnlich dürfte es beim Hotel Hecht in der Seestatt Altendorf der Fall sein. Das frühere Hotelgebäude wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Doch Moment – vielleicht ist dies für einmal gar nicht so schlecht.
Kein richtiges Riegelhaus
Die Seestatt in Altendorf ist Bestandteil des Inventars der schützenswerten Objekte der Schweiz (ISOS) und unterliegt besonderen baulichen Bestimmungen. Denn der Weiler bildete seit dem frühen Mittelalter einen wichtigen Etappenort auf dem Pilgerweg von Süddeutschland nach Einsiedeln. Der Schiffsteg sowie die beiden sorgfältig restaurierten Häuser «Engel» und «Krone» sowie das «Serafinenhaus» in der direkten Nachbarschaft zeugen davon und sind denkmalgeschützt.
Nicht jedoch das Haus «Hecht» selber. Die ursprüngliche Bausubstanz stammt zwar vorwiegend aus dem 17. bis 19. Jahrhundert, wurde aber von der Denkmalpflege als nicht erhaltenswert eingestuft. Denn das Hotel ist am 26. Juli 1922 vollständig abgebrannt und wurde danach in Windeseile wieder aufgebaut.
Im Jahr 1968 wurde der Anbau gegen den See hin realisiert, der lange Zeit der Gastronomie diente und vielen noch als Restaurant in Erinnerung geblieben ist. Im Jahr 1985, also vor lediglich 40 Jahren, wurde dann das Stammhaus umgebaut beziehungsweise gedämmt. Und erst bei dieser Gelegenheit wurden die «Fake-Riegel » aus Holzbrettern angebracht. Das heisst, der «Hecht» ist lediglich als «Riegelbau zürcherischer Observanz verkleidet».
Von all diesen Besonderheiten weiss Markus Mettler (Baumanagement Buttikon) zu berichten. Er vertritt den Eigentümer Ralf L. Aerne, welcher den «Hecht» bereits seit 19 Jahren besitzt und bewohnt, also seit der Restaurantbetrieb eingestellt und die Liegenschaft verkauft wurde.
Wohnungen statt Hotel
An den Neubau des «Hecht» werden wegen des Ortsbildes höhere Anforderungen gestellt – ähnlich wie vor wenigen Jahren beim Neubau «Adler» nebenan. Das Projekt von Knüsel Leibund gut Architektur aus Zürich und Basel mit Dominique Knüsel und Christina Leibundgut sieht nun eine schlanke, elegante Bauweise in den Dimensionen des Vorgängerbaus vor. Dieser dient seit Jahren als Personalwohnraum für Angestellte des «Marina» Lachen. Im Neubau sind dann nur noch drei moderne und grosszügige Wohnungen vorgesehen. Eine Wiederauferstehung des Restaurant- oder Hotelbetriebs sei gar nie in Frage gekommen, erklärt Mettler. Mit den Wohnungen werde es im Weiler auch verkehrstechnisch ruhiger. Denn auch eine Unterkellerung mit Garagen sei wegen der Seenähe keine Option gewesen.
Warum aber bleibt der als unschön empfundene Betonanbau gegen den See hin stehen? Für diesen Anbau aus den 1960er-Jahren gelte die Bestandesgarantie, klärt Mettler auf. Ein Miteinbezug ins Bauprojekt habe nie zur Diskussion gestanden, weshalb der Anbau weiterhin als Wohnraum für den Besitzer dienen werde.
Noch dauert es eine Weile
Bis alle Vorbereitungen inklusive Einsprachen abgeschlossen seien, dürfte es gemäss Mettler noch etwa ein Jahr dauern. Circa im Sommer 2027 könnte dann die Seestatt mit neuem «Hecht» in neuer Attraktivität erblühen. Mit einem Gebäude, das seine eigene Geschichte schreiben muss, halt ruhiger ohne Pilger und Gasthaus, aber auch authentischer ohne «Fake-Riegel».
Das Hotel Hecht in der schönen Altendörfler Seestatt wird abgerissen und neu gebaut. Schützenswert ist der Bau nämlich nicht, er ist nur als Zürcher Riegelbau «verkleidet». Eine Gastronomie gehört jedoch der Vergangenheit an, die Zukunft prägen Wohnungen.
Wiederauferstehung des Restaurantoder Hotelbetriebs kam nie in Frage.