Contini und YB bedient nach der 0:5-Klatsche in Luzern
Die Young Boys müssen ihre Titelträume nach dem 0:5 in Luzern wohl endgültig begraben. Eine erschreckend schwache Leistung des Meisters.
«Auf die Knie, auf die Knie», skandierten die Heimfans nach dem Abpfiff, als sich die Spieler des FC Luzern vor der Kurve zu den Feierlichkeiten aufgestellt hatten. In den 90 Minuten zuvor hatten die Akteure in blau auf dem Rasen den Meister in die Knie gezwungen. Und wie. Gleich mit 5:0 schickte das Team von Mario Frick die beste Mannschaft des Jahres nach Hause. Ein Resultat, das so nicht zu erwarten war, das aber auch in dieser Höhe völlig in Ordnung ging.
Bedias ungenutzte Chance
«Wir hatten heute zu wenig Intensität und zu wenig Qualität auf dem Platz», resümierte Giorgio Contini seine dritte Super-League-Niederlage als Trainer der Berner. «Es war von uns eine Nicht-Leistung von A bis Z – mit Ausnahme der ersten 15, vielleicht 20 Minuten.»
Tatsächlich gestaltete YB die Anfangsphase ausgeglichen, waren die Berner dem Führungstreffer durch Chris Bedia (8.) sehr nahe. Doch mit dem Matchplan der Luzerner, nach Ballgewinn schnell umzuschalten und «hinter die Kette» zu kommen, wie es FCL-Trainer Mario Frick formulierte, kam der Meister überhaupt nicht zurecht. Immer wieder liessen sich die weit aufgerückten Gäste auskontern. Selbst die Kabinenansprache brachte keine Besserung. Nur eine Minute nach Wiederanpfiff liefen die Gäste den Innerschweizern erneut ins Messer – die Vorentscheidung.
Konträre Gefühlswelten
Nach dem desaströsen Saisonstart und der famosen Aufholjagd sah es zuletzt so aus, als könne der Meister doch noch einmal ins Titelrennen einsteigen. Nun kassierten die Berner nach dem Unentschieden im Wankdorf gegen Yverdon den zweiten Dämpfer innert Wochenfrist. Vom Meistertitel wollten nach dem Spiel weder Trainer Contini noch Goalie Marvin Keller etwas wissen. Letzterer sagte: «Wir haben nie vom Titel geredet. Nach so einem Spiel wäre es falsch, das aufzugreifen. Heute haben wir eine inakzeptable Leistung gezeigt, es war ein Kollektivversagen.»
Ganz anders war die Gefühlslage selbstredend auf der Gegenseite. Frick sprach von einer «extremen Last», die vor dem Anpfiff abgefallen sei. Durch das Remis zwischen Lugano und St. Gallen stand bereits vor der Partie fest, dass die Luzerner nach der Teilung der Liga in der Championship Group um die Europacup-Plätze spielen werden. «Nun könnt ihr es geniessen, gewinnt für eure Liebsten», habe er in der Kabine das Wort an seine Mannschaft gerichtet.
Letzte Woche hätte Frick seine Truppe nach der desolaten Leistung in Zürich gegen die Grasshoppers «am liebsten zu Fuss nach Hause geschickt», nun zeigte sein Team die beste Leistung der Saison. Verrückter Fussball.