Gabun wählt nach Militärputsch neues Staatsoberhaupt
Mehr als anderthalb Jahre nach dem Staatsstreich wählen die Menschen in Gabun heute erstmals wieder ein Staatsoberhaupt. Mit der Wahl kehrt das wald- und ölreiche afrikanische Küstenland am Äquator nach dem Putsch im August 2023 zu einer zivilen Regierung zurück.
Übergangspräsident General Brice Oligui Nguema (50), der den unblutigen Staatsstreich gegen seinen Cousin, Präsident Ali Bongo Ondimba, angeführt hatte, gilt als Favorit. Wichtigster Gegenkandidat ist der frühere Premierminister Alain Claude Bilie-By-Nze. Insgesamt treten sieben Männer und eine Frau an. Mit Ergebnissen wird in den kommenden Tagen gerechnet.
Putsch war von vielen als Befreiung gefeiert worden
Der Bongo-Familie, die die frühere französische Kolonie in Zentralafrika seit 1967 regierte, wird massive Korruption vorgeworfen. Viele der rund 2,5 Millionen Gabuner, die trotz des Rohstoffreichtums des Landes grossteils in Armut leben, hatten den Putsch als Befreiung von einer Kleptokratie gefeiert. Nach Angaben der Weltbank sind fast 40 Prozent der jungen Leute arbeitslos.
Die neue Verfassung des Landes sieht für den Präsidenten eine Amtszeit von sieben Jahren vor, die einmal verlängert werden kann. Gegner warfen Nguema vor, sich an der Macht halten zu wollen. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur werden auch Wahlbeobachter aus der EU vor Ort sein.
Afrika hat seit 2020 neun verfassungswidrige Machtübernahmen durch das Militär erlebt, fast alle davon in früheren französischen Kolonien in West- und Zentralafrika. In Mali, Burkina Faso, dem Niger und Guinea regieren seitdem Militärräte mit Übergangsregierungen, die noch keine Wahlen angesetzt haben.