Hier holen Profis die Goldfische aus dem alten Becken des Lido-Freibades
Pascal Büsser
Drei Monate nach der Kündigung an den Pächter, der offenbar Pleite gegangen ist, kann die Stadt Rapperswil-Jona ans Werk gehen. Sie hat letzte Woche das «Puff» im ehemaligen Freibad Lido aufgeräumt respektive teils von spezialisierten Firmen aufräumen las-sen.
Der Werkdienst und die Litteringgruppe der Stadt sowie die Karl Rüegg AG kümmerten sich um die Entsorgung von Abfall, zurückgelassenem Leergut und kaputtem Mobiliar. Die Firma Koi World aus Siebnen nahm sich derweil der Goldfische an, die im ehemaligen Sprungbecken der Badi schwammen. «Ich musste länger suchen, um jemanden zu finden, der die Fische nimmt», sagt David Efrem, Leiter der Fachstelle Öffentliche Anlagen bei der Stadt. Er ist an diesem Tag ebenso vor Ort wie Stadtweibel Jörg Kürsteiner. Die Aufräumaktion bindet bei der Stadt Ressourcen.
180Goldfische zählte Dominik Vogt, Inhaber von Koi World, am Ende. Die meisten seien zwischen fünf und acht Zentimeter gross, ein halbes Dutzend bis 25 Zentimeter. Das Abfischen habe relativ gut funktioniert. Rund 150 000 bis 200 000 Liter Wasser habe man nach Absprache mit der Stadt in die Kanalisation abgepumpt. Und da-nach die Fische im seichten Wasser mit einem Netz eingefangen. «Es hatte erstaunlich wenig Sedimente im Wasser », sagt Vogt. Die Schlammschicht am Beckenboden sei nur circa fünf Zentimeter dick gewesen.
Einen grossen Fang im monetären Sinn machten die Profis nicht. Es handle sich um eine ganz gewöhnliche Art von Goldfischen, sagt Vogt. Im Handel gebe es solche für wenige Franken pro Exemplar zu kaufen. Vorerst kämen sie nun in der Fischhalle der Firma in die Zwischenhaltung. Und würden dort noch tierärztlich untersucht. Optisch hätten sie einen gesunden Eindruck gemacht.
Neues Daheim gesucht
«Einen Teil der Fische konnten wir schon platzieren – bei Leuten, die nachgefragt haben», sagt Vogt. Für den grösseren Teil suche man noch ein neues Daheim. Klar ist, dass die Goldfische als ortsfremde Art nicht in öffentlichen Gewässern ausgesetzt werden dürfen, wie der regionale Fischereiaufseher Martin Heussi erklärte. Und: Die insgesamt zweitägige Rettungsaktion ist ein massives Minus-Geschäft auf Kosten der Stadt.
«Es ging lang, bis wir etwas machen konnten», sagt der seit diesem Jahr als Bauchef amtierende Stadtrat Ueli Dobler. Das «Puff» hatte er nach seiner Aussage zum ersten Mal Anfang Jahr bei einem Spaziergang gesehen. Die Lido Beach Bar war bereits zuvor verwaist.
Per Ende 2024 hatte die Stadt dem Pächter gekündigt, weil er letztes Jahr keine Miete mehr bezahlte. Er mach-te gegenüber der «Linth-Zeitung» das Wetter, Konkurrenzangebote im Lido und Auflagen der Stadt für das Scheitern seiner Pop-up-Bar verantwortlich. Neben der Kündigung beantragte die Stadt dieses Jahr beim Kreisgericht See-Gaster auch einen Räumungsbeschluss, nachdem der Pächter das Areal per Ende Jahr nicht geräumt hat-te. Ende März hat die Stadt gemäss Dobler nun grünes Licht vom Gericht bekommen. Dies, nachdem eine weitere Frist für die eigenständige Räumung durch den vormaligen Pächter verstrichen war.
Betreibung gelöscht
Um räumen zu können, hat die Stadt ihre Betreibung gegen die Firma des vormaligen Pächters gelöscht. Das heisst, sie hat die nicht bezahlten Mieten für das Jahr 2024 abgeschrieben. Ob noch andere Betreibungen gegen die Firma laufen, wisse er nicht, sagt Dobler. Im Handelsregister wird die Firma immer noch als aktiv geführt, obwohl der Inhaber gegenüber der Redaktion bereits Anfang Jahr sagte, dass er Konkurs sei.
Die Kosten für die Räumungsarbeiten könne man der Firma gemäss Gerichtsentscheid wieder in Rechnung stellen, so Bauchef Dobler. Aller-dings wisse er, dass die GmbH keine Aktiven mehr habe, sagt er. Sprich: Die Stadt wird auf den Kosten der Räumungsarbeiten sitzen bleiben. Einen Betrag will Dobler noch nicht nennen. Die Räumung dürfte sich aber auf einen tieferen fünfstelligen Betrag summieren.
Einen kleinen Erlös von 1000 bis 1500 Franken kann die Stadt allenfalls noch aus dem Verkauf von intakt gebliebenem Inventar generieren: Sonnenschirme, Fässchen, Rattanmöbel und Weiteres. Wenn der vormalige Pächter dieses innert zwei Monaten nicht abhole, habe man das Recht, dieses zu veräussern, sagt Dobler.
2023 hatte die Stadt laut Dobler rund 125000 Franken eingesetzt, um das Areal der abgerissenen Badi herzurichten und für Zwischennutzungen kompatibel zu machen. Der Bauchef sprach von «Ohnehinkosten», die nicht spezifisch für die Lido Beach Bar eingesetzt worden seien.
Verlassene Bar lockt ungebetene Gäste an
Ihm sei es wichtig gewesen, nun für Ordnung zu sorgen, sagt Dobler. Nicht nur, weil es laut den Verantwortlichen der Stadt vermehrt Klagen von Nachbarn wegen des «Puffs» gegeben habe. Dazu kam laut Bauchef Dobler eine Meldung über Jugendliche, die ins durch einen provisorischen Zaun abgesperrte Areal eindrangen, um nach übrig gebliebenem Alkohol zu suchen.
Offen ist gemäss Stadt noch, was mit den laut Pächter 53 Tonnen Sand passieren wird, die im ehemaligen Schwimmbecken liegen. Man kläre ab, ob dieses im Grünfeld verwendet werden könne, um im Herbst die Fussballfelder instand zu setzen, sagt Dobler. Vor Ort zeigt sich allerdings: Aus dem vermeintlich toten Sand spriessen bereits Jungpflanzen und -bäume.
Da nach der Ablehnung des Freiund Hallenbads durch die Bevölkerung im Lido die Bagger noch länger nicht auffahren, stellt sich die Frage nach weiteren Zwischennutzungen. Hat die Stadt nach dem Flop um die Lido Beach Bar genug davon? «Es ist nicht so, dass wir tel quel nichts mehr zulassen», sagt Dobler. «Aber wir sind jetzt sicher vorsichtiger.» Ausserdem wolle man wegen der Anwohnenden kein «Rambazamba».
Vorerst sei als einzige neue Nutzung für Juli und August ein Theater auf dem Kiesplatz zwischen Eishockeystadion und ehemaligem Freibad geplant, sagt Dobler. Bleibt für die Stadt und die Steuerzahlenden zu hoffen, dass das Theater diesmal nur auf der Bühne stattfindet.
Die Stadt Rapperswil-Jona räumt den «Schandfleck» im Lido auf – nachdem das Kreisgericht grünes Licht dafür gab. Auf den Kosten bleibt sie sitzen. Auch die Rettung der 180 Goldfische geht ins Geld.
«Ich musste länger suchen, um jemanden zu finden, der die Fische nimmt.»
David Efrem
Leiter der Fachstelle Öffentliche Anlagen bei der Stadt