Weniger Waffenerwerbsscheine im Kanton ausgestellt
Martin Bruhin
Es sind unsichere Zeiten, in denen wir leben. Die aktuellen weltpolitischen Entwicklungen sorgen bei vielen Menschen für ein zunehmendes Unsicherheitsgefühl. Für einige offenbar ein Grund, sich eine Waffe zuzulegen. Dies könnte zumindest teilweise erklären, warum in mehreren Kantonen der Schweiz ein stark gestiegenes Interesse am Erwerb von Schusswaffen zu verzeichnen ist, wie einige Kantonspolizeien laut eines Berichts der Zeitung «20 Minuten» vermuten.
Konkret: In den Kantonen Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden stieg die Zahl der ausgestellten Waffenerwerbsscheine um 35,7 % beziehungsweise 12,8 %. Im Kanton Luzern waren es sogar 43 %, wie die Zeitung schreibt. 280 der insgesamt 2680 ausgestellten Waffenerwerbsscheinen seien jedoch auf Polizisten zurückzuführen, die nach einer Neubewaffnung ihre alte Dienstwaffe behalten wollten.
«Kommen nicht mehr auf die Zahlen wie vor der Pandemie»
Im Kanton Schwyz sah der Trend im letzten Jahr aber etwas anders aus. Während 2023 noch 1065 Waffenerwerbsscheine ausgestellt wurden, waren es letztes Jahr noch 982, das ist eine Abnahme von 7,8 Prozent. Warum das so ist, weiss die Kantonspolizei Schwyz nicht. «Zu dieser Entwicklung und zu Vergleichszahlen mit anderen Kantonen können wir keine Angaben machen. Dies wäre rein spekulativ», sagt Pascal Weber, Sachbearbeiter Kommunikation. Auf die Frage, ob auch bei uns die Kriegsangst ein Motiv für einen Waffenkauf darstellen könnte, heisst es: «Die Haupterwerbsgründe für Waffen im Kanton Schwyz sind Sport-, Jagdund Sammelzwecke», so Weber. Auch Urs Winkler vom Sekretariat des Sicherheitsdepartements kommt zu keinerlei anderen Erkenntnissen.
Und wie sehen die Schützenvereine die Entwicklung? «Grundsätzlich muss man sagen, dass die Corona-Pandemie den Vereinen zugesetzt und die Entwicklung negativ beeinflusst hat. So hat der eine oder andere Schütze nach der Pandemie die Aktivität in den Vereinen nicht mehr aufgenommen oder verzögert », sagt Franz Aschwanden, Präsident der Schwyzer Kantonalschützengesellschaft (SKSG). In den beiden letzten Jahren habe sich dies zwar wieder positiv erholt, aber man würde nicht mehr auf die gleichen Zahlen wie noch vor der Pandemie kommen.
Doch je nach Schiessdisziplin ist die Entwicklung unterschiedlich. Beispielsweise hätten die Pistolenschützen in den letzten zwei, drei Jahren einen Mitgliederzulauf zu verzeichnen. «Das sind Leute, die Freude am Schiessen haben, aber vielfach keine grosse Unterstützung für die Vereine und ihre Vorstandsfunktionen bilden», sagt Aschwanden. «Ein Grund dazu könnte vielleicht die veränderte Sicherheitslage der Welt sein, welche die Menschen beeinflusst.» Bei einigen spielt offenbar die Angst beim Kauf einer Waffe tatsächlich mit.
«Fortbestand gefährdet»
Erfreulich ist laut Aschwanden auch die Entwicklung bei den Jungschützenkursen, die in den letzten zwei Jahren Zunahmen erfahren hätten. «So konnte im Jahr 2024 gegenüber 2023 die Anzahl Jungschützen um 56 erhöht werden. Das ist eine Steigerung um 24 % gegenüber dem Vorjahr », fügt er an. Bei den Gewehrschützen auf 300 m sieht es aus Sicht von Aschwanden aber eher düster aus. Hier sei der Rückgang bei den Aktivmitgliedern spürbar. Der eine oder andere Verein habe auch mit der Besetzung der Vorstandsfunktionen zu kämpfen. «Damit ist der Fortbestand der Vereine gefährdet.» Und dies ha-be natürlich auch Auswirkungen auf die Entwicklung der Mitgliederzahlen.
Zahlen schwanken
Während in einigen Kantonen die Nachfrage nach Waffen im letzten Jahr möglicherweise durch die globalen Unsicherheiten angetrieben wurde, blieb der Kanton Schwyz zurückhaltend. Ob dies ein Ausdruck einer stabileren Wahrnehmung von Sicherheit oder lediglich eine Momentaufnahme ist, lässt sich nicht abschliessend sagen. Ein Blick auf die Zahlen der letzten Jahre zeigt jedoch, dass die Zahl der ausgestellten Waffenerwerbsscheine Schwankungen unterliegt. Mal steigen sie, mal sinken sie. Die Schwankungen zeigen sich vor allem dort, wo es viele Waffen gibt – so beispielsweise bei den Schützenvereinen. Aus den Zahlen lassen sich jedoch keine klaren Rückschlüsse auf langfristige Entwicklungen ziehen.
In einigen Kantonen wurden im letzten Jahr mehr Waffenerwerbsscheine ausgestellt. Die Nachfrage wird teils als Reaktion auf die Weltsicherheitslage gedeutet. Im Kanton Schwyz sank die Zahl jedoch um fast 8 Prozent.