Wohnraum zu fairen Preisen
Bezahlbare Mietwohnungen werden immer rarer. Die Wohnbaugenossenschaft Wollerau will das ändern – doch ohne Unterstützung aus der Bevölkerung geht es nicht.
Die Wohnungsmieten steigen und steigen – im Kanton Schwyz ganz besonders stark: Um sage und schreibe 28Prozent ha-ben sich die Angebotsmieten hier in den vergangenen 25 Jahren verteuert. Eine bezahlbare Mietwohnung zu fin-den, wird für sogenannt Normalverdienende immer schwieriger. Besonders angespannt ist die Situation in den drei Höfner Gemeinden. In Wollerau beispielsweise finden sich auf Homegate, einer Schweizer Online-Plattform für Immobilienanzeigen, Angebote, die einen leer schlucken lassen. Die Mietpreise der wenigen Wohnungen, die sich dort finden, sind sehr hoch und für Normalverdienende nicht bezahlbar.
Gegenmodell zum teuren Wohnungsmarkt
Bereits im Jahr 2013 wurde die Wohnbaugenossenschaft (WBG) Wollerau gegründet, um dem aktuellen Trend entgegenzuwirken. Das deutliche Ja der Wollerauer Bevölkerung zum Baurechtsvertrag im Jahr 2014 bestätigt diesen Auftrag deutlich. «Die Folgen des angespannten Wohnungsmarkts sind für unser Dorf fatal», sagte Marlene Müller, Präsidentin der WBG Wollerau, vergangene Woche anlässlich einer öffentlichen Informationsveranstaltung. «Wollerauerinnen und Wollerauer ziehen weg. Die gesunde Durchmischung geht verloren, das Dorfleben stirbt. Davon betroffen sind vor allem auch die Vereine.» Am Fritschweg im Roos-Quartier hat die WBG Wollerau die Möglichkeit, eine Überbauung mit preiswerten Wohnungen auf gemeindeeigenem Land im Baurecht zu realisieren. Loslegen kann sie allerdings noch nicht. Denn noch fehlt das nötige Eigenkapital.
So viel Eigenkapital ist nötig
Als Genossenschaft muss die WBG Wollerau über ein Eigenkapital von zwischen 20 und 25 Prozent der Baukosten verfügen, damit sie eine Hypothek erhält. Eine Kostenschätzung auf Basis der 7800 Quadratmeter Bruttogeschossfläche, die der Vorstand erarbeiten liess, geht von Baukosten in der Höhe von 46,5 Mio. Fr.aus.Die steile Hanglage verteuert das Vorhaben.
Der Vorstand hat bereits mit mehreren Banken das Gespräch gesucht. Das Interesse der Finanzinstitute ist gross. Diese haben der WBG Wollerau einen Hypothekarkredit zwischen 35 bis 40 Mio.Fr.in Aussicht gestellt. Für die WBG Wollerau heisst das, dass sie zwischen 7 und 12 Mio. Fr. einbringen muss. Damit sie das schafft, braucht sie viele neue Genossenschafterinnen und Genossenschafter, wie Markus Hauenstein, Vizepräsident der WBG Wollerau, den rund 100 Anwesenden im Saal des Restaurants Erlenmoos erklärte (siehe Box). «Und natürlich gehen wir nun auch auf die Suche von Personen und Firmen, die bereit sind, unser Anliegen mit einem Startkapital in Form eines zinslosen Darlehens oder gar einer Schenkung finanziell zu unterstützen. » Bislang besteht die WBG Wollerau aus 14 Mitgliedern. Sollte die WBG das erforderliche Eigenkapital nicht generieren können, wäre auch eine etappenweise Realisierung der Überbauung denkbar.
Pläne für eine generationenübergreifende Siedlung
Fabio Cavelti, innerhalb des WBG-Vorstands verantwortlich für das Ressort Bau, erläuterte, was auf dem 10 189 Quadratmeter grossen Grundstück am Fritschweg möglich wäre. Gebaut werden könnten rund 70 Wohnungen. Es wären circa 125 Parkplätze erforderlich. Ein Verkehrskonzept soll sicherstellen, dass der zusätzliche Verkehr optimal gelenkt wird und die Quartierstrassen nicht überlastet werden.
Ist die Finanzierung gesichert, folgt ein qualifiziertes Verfahren, bei dem ausgewählte Architekturbüros zu einem Studienauftrag eingeladen werden, die Erarbeitung des Gestaltungsplans sowie das Baubewilligungsverfahren und die Ausschreibung.
Im besten Fall kann die WBG im Jahr 2028 mit dem Bau beginnen. Die ersten Wohnungen wären 2030 bezugsbereit. Dem Vorstand schwebt eine generationenübergreifende Siedlung vor mit Orten, die zum ungezwungenen Beisammensein einladen und so das Zusammenleben stärken. Die Mietpreise für die Wohnungen mit Grössen zwischen 2,5 und 5,5 Zimmern sind noch nicht definiert. WBG-Vorstandsmitglied und Finanzverantwortliche Désirée Schneider sagte dazu: «Dank des tiefen Baurechtszinses ist es klar unser Ziel, ein Mietzins mit einem Abschlag von 25 Prozent auf die marktüblichen Wohnungsmieten zu verlangen.» Eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung der Ziel-Mietzinse spiele auch das Zinsniveau der Banken.
Wohnbaugenossenschaft Wollerau