Die Heimteams dominieren in der Serie zwischen Davos und ZSC Lions
Die ersten vier Halbfinalspiele zwischen den ZSC Lions und dem HC Davos enden mit Heimsiegen. Nun brauchen die Bündner auch in Zürich Aggressivität, gepaart mit Disziplin.
Das erste Drittel neigt sich dem Ende zu in Davos: Wie ein Irrwisch rauscht Andres Ambühl über das Eis und checkt gleich zwei Zürcher Spieler – Yannick Blaser und Yannick Weber – hart, aber korrekt in die Bande. Danach reibt sich der HCD-Captain etwas die Schulter grinst – und eine Minute später erzielt sein Team das 2:0.
Szenenwechsel in die Schlussphase des dritten Drittels: Der ZSC-Stürmerstar Sven Andrighetto wird gecheckt, fällt um, lamentiert beim Schiedsrichter und legt sich mit den pfeifenden Fans an. Zu dem Zeitpunkt liegen die Zürcher trotz schwacher Leistung nur 1:2 im Hintertreffen und haben noch alle Möglichkeiten. Die Reaktion ihrer beiden Leaderfiguren sagt einiges aus über die Einstellung der Davoser und der Zürcher am Samstagabend im vierten Halbfinalspiel.
ZSC zuhause seit zwei Jahren ungeschlagen
Und sie steht vor allem sinnbildlich für die Leistungen der beiden Teams zuhause und auswärts. Der Unterschied könnte grösser nicht sein. In den beiden Partien in Zürich-Altstetten wurde Davos mit 1:6 und 1:5 regelrecht überfahren. «Vielleicht mögen sie die Höhe hier oben nicht», meint Rico Gredig nach dem Spiel scherzend. Der 20-jährige Churer hatte mit dem 1:0 sein erstes Playofftor überhaupt erzielt. Für ihn ist klar, was passieren muss, um endlich auch im «Flachland» zu reüssieren. «Wir müssen von der Strafbank wegbleiben.»
In der Tat gewann in den ersten vier Spielen der Serie immer das Team, das weniger Strafen kassierte. Vor allem beim 1:5 am Donnerstag schlugen sich die Davoser mit 40 Strafminuten – auch ohne die Spieldauer von Brendan Lemieux wären es mit 20 Minuten viel zu viele gewesen – praktisch selber.
Zu wenig gemacht
Auch in Davos fiel das einzige Zürcher Tor im Mitteldrittel durch Andrighetto im Powerplay. Danach kam aber von den Lions viel zu wenig. Ihr Captain Patrick Geering sucht keine Ausflüchte. «Im dritten Drittel haben wir zu wenig gemacht», spricht der Routinier Klartext. «Wenn du bei fünf gegen fünf (Spielern) zu wenig machst, dann reicht das einfach nicht.»
Zuhause zeigen die Löwen jeweils ein ganz anderes, bissigeres Gesicht. Die Bilanz ist eindrücklich: Seit einer 0:4-Klatsche im Halbfinal 2023 gegen Biel, als man die beiden Heimspiele 0:4 und 3:5 verlor, ist man in der neuen Arena ungeschlagen und hat nun 13 Siege in Serie aneinandergereiht. Umgekehrt hat man in der Ferne sechs der letzten sieben Spiele verloren, darunter dreimal im Playoff-Final gegen Lausanne. Man wird den Eindruck nicht los, dass man sich so sehr auf die Heimstärke verlässt, dass man es auswärts nicht schafft, die nötige Energie und den bedingungslosen Einsatz aufs Eis zu bringen – wie ihn der 41-jährige Andres Ambühl im vielleicht drittletzten Spiel seiner Karriere vorlebte. Er beendet seine Karriere am Ende dieser Saison.
Disziplin als Schlüssel
Noch will er dieses Karriereende aber wie seine Teamkollegen hinauszögern. Die Davoser glauben daran, dass sie den zwingend nötigen Sieg auch in Zürich holen können. Mit dem gleichen Erfolgserlebnis wie zuhause. «Wir müssen das physischere Team sein», betont Gredig. «Ihr Spiel kaputtmachen und die Paradelinie mit Andrighetto in Schach halten, dann kommt es gut.»
Die Schwierigkeit ist es, die Aggressivität im richtigen Mass zu halten. «Am letzten Donnerstag haben wir die Disziplin in Davos vergessen», ist sich der Verteidiger Michael Fora bewusst. «Die Disziplin ist der Schlüssel, um auch in Zürich zu gewinnen. Disziplin mit den Strafen, Disziplin bei den Entscheidungen mit der Scheibe.» Der ZSC tut gut daran, wieder sein Heimgesicht zu zeigen.