Asylzentrum-Hotline – aber niemand ruft an
Stefan Grüter
Angst ist ein Grundgefühl, das sich in als bedrohlich empfundenen Situationen in Form einer Besorgnis und unlustbetonten Erregung äussert. Auslöser können dabei erwartete oder unerwartete Bedrohungen, etwa der körperlichen Unversehrtheit, der Selbstachtung oder des Selbstbildes sein.» So die Definition von Angst. Und Angst machte sich im letzten Herbst in Nuolen breit, als bekannt wurde, dass im Patreshaus ein Asylzentrum des Kantons eingerichtet wird. Es wurden Unterschriften dagegen gesammelt, 1500 Personen setzten ihren Namen unter diese Unterschriftsbögen. Im Kantonsrat wurde ein entsprechender Vorstoss eingereicht. Und der Gemeinderat sah sich übergangen und zwischen Stuhl und Bank.
Anfang Februar wurde dieses Zentrum in Betrieb genommen, am 5. Februar folgte ein Informationsanlass durch das zuständige Amt für Migration, bei dem die Situation beinahe aus dem Ruder lief (wir berichteten). Einer der Kritikpunkte: Die zuständige Regierungsrätin, Volkswirtschaftsdirektorin Petra Steimen, war am Infoanlass nicht anwesend.
Kantonale Stellen besserten nach
Die kantonalen Stellen besserten nach. Eine Woche später lieferten sie Taten: Die Aufsicht in und um das Patreshaus wurde verstärkt. Man sprach von überdurchschnittlichem Betreuungsschlüssel, Betreuung und Aufsicht rund um die Uhr. Eine Kontaktgruppe mit Vertretern der Zentrumsleitung (Caritas Schweiz), der Polizei, der Gemeinde, des Einwohnervereins Mir Nuoler, der Schulen und des Amts für Migration wurde gebildet und hat sich – wie angekündigt – laut Recherchen unserer Zeitung dieser Tage getroffen. Und schliesslich wurde so etwas wie eine Hotline eingerichtet.
«Sie sind der Erste»
Seit sechs Wochen ist diese Hotline in Betrieb. Unsere Zeitung machte gestern die Probe aufs Exempel: Anruf bei der Hotline. Nach nur dreimal läuten meldet sich am anderen Ende der Leitung eine freundliche Stimme. «Läuft die Hotline heiss? Haben Sie viele Beschwerden? Wer beschwert sich worüber? » Die freundliche Stimme am Telefon hält einen Augenblick inne. «Sie sind der Erste, der auf diese Hotline anruft.» Keine weiteren Fragen.
«Man merkt nicht viel»
Edgar Mettler, selbst im beschaulichen Nuolen zu Hause und ehemaliger Präsident des Einwohnervereins Mir Nuoler und damit eines der Aushängeschilder der Unterschriftensammlung, weiss nichts Negatives zu berichten. «Die Bewohnenden des Asylzentrums werden im Dorf kaum wahrgenommen. Es ist ruhig. Man merkt nicht viel. Bis jetzt haben sich die Befürchtungen in keiner Art und Weise bewahrheitet.» Auch baulich seien hier nicht die Bagger aufgefahren und hätten am historisch wertvollen, 200-jährigen Gebäude genagt. Ab und zu fahre ein «angeschriebenes » Polizeiauto durchs Dorf, «aber nicht häufiger als vorher», sagt Mettler.
Und auch die Wangner Schulleiterin Nicole Tettamanti, an der Info-Veranstaltung vom 5. Februar noch eher skeptisch, kann von einer «äusserst erfreulichen Situation» berichten. «Die Bedenken haben sich in Luft aufgelöst.» Es gebe mittlerweile sogar Nuolerinnen und Nuoler, die dem Asylzentrum Spenden zukommen liessen, habe sie gehört.
Man hätte viel Wirbel vermeiden können
Nicole Tettamanti und Edgar Mettler sind sich einig: Wäre besser kommuniziert worden, so hätte sich viel Wirbel vermeiden lassen. Unsicherheit und Angst wären durch klare Information gar nicht erst aufgekommen. «Aber man lernt ja nie aus», wie Schulleiterin Nicole Tettamanti so schön sagt, und was wohl für Bürger, Politiker und Amtsträger zutrifft.
Seit rund zwei Monaten ist das Asylzentrum im Patreshaus in Nuolen in Betrieb. Beanstandungen gibt es keine.
«Die Bedenken haben sich in Luft aufgelöst.»
Nicole Tettamanti
Wangner Schulleiterin