Schweizer Aerials-Cracks als Herren der Lüfte
Noé Roth und Pirmin Werner gewinnen zum Abschluss der Freestyle-WM im Engadin die achte und neunte Medaille für die Schweiz. Die Skiakrobaten wirbeln im Aerials zu Gold und Bronze.
Hans Leuenberger (sda)
Besser kann ein WM-Favorit und Titelverteidiger seiner Rolle wohl nicht gerecht werden, wie dies Aerials-Artist Noe Roth am Auslauf der ehemaligen Olympiaschanze am Sonntag in St. Moritz geschafft hat. Der Zuger siegte mit einer Traumnote von 143,31 Punkten. «Das war der bislang beste Sprung meiner Karriere », sagte der Champion ins SRF-Mikrofon. «Unglaublich. Und dies vor Heimpublikum an der Heim-WM.» Der US-Amerikaner Quinn Dehlinger, der schon 2023 in Bakuriani hinter Roth Silber gewonnen hat-te, besass als letzter Athlet im Wettkampf gar keine Chance mehr, den Schweizer abzufangen.
Einmalige Möglichkeit
«Ich habe nur einmal die Chance auf eine Heim-WM in meiner Karriere. Der Druck war grösser als sonst, umso schöner ist die Freude über die Medaille», betonte der Sieger. «Ich kann in der Regel unter Druck liefern, aber es ist eben nie selbstverständlich.» Auch der Schweizer Bronzemedaillengewinner Pirmin Werner war zufrieden. Er sagte: «Ich bin sehr stolz auf mich.» Den Stolz bezog Werner weniger auf die Medaille als auf den Schwierigkeitsgrad des Sprungs. Der Zürcher zeigte im Wettkampf erstmals den Hurricane – drei Saltos, fünf Schrauben, wobei drei (!) der Schrauben im zweiten Salto gedreht werden.
Das Risiko zahlt sich aus
Werner wählte den höheren Schwierigkeitsgrad als Roth, stand aber den Sprung nicht. Er griff zwar nicht in den Schnee, hängte aber bei der Landung ungewollt gleich einen Salto vorwärts an. Da auch andere patzten, kam der Zürcher mit dem tiefen Score von 107,12 zu Bronze – das Risiko bezahlte sich dennoch aus.
Die beiden 25-jährigen Schweizer Roth und Werner hatten den Wettkampf am Abschlusstag optimal lanciert. Mit 126,11 und 120,36 Zählern gelangen ihnen tolle Sprünge, der Einzug in den Final der Top 6 war gesichert. Somit konnten die beiden mit dem Schwierigkeitsgrad taktieren, denn die Männer müssen drei verschiedene Sprünge zeigen.
An Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften unterscheidet sich der Modus vom Weltcup. Bei den Titelkämpfen entscheidet der bessere der ersten zwei Flüge über den Einzug in den Superfinal der Top 6. Beim Kampf um die Medaillen beginnt es wieder bei null. Roth und Werner nutzten also Umgang zwei, um sich mit einem Basissprung an die Höchstschwierigkeit für den Final heranzutasten.
Der Wettkampf der Frauen fand am Sonntag ohne Schweizer Beteiligung statt. Gold liess sich Kaila Kuhn aus den USA umhängen. Sie hatte schon mit dem Team gewonnen. In jenem Wettkampf, in dem die Schweiz schon überraschend Bronze erhielt.
Schweiz die Nummer 1
Mit Gold verdrängte die Schweiz Japan noch von der Spitze des Medaillenspiegels der Freestyle-WM. Swiss-Ski freut sich über fünfmal Gold, einmal Silber und dreimal Bronze. Am meisten Medaillen gingen nach Japan (17) und die USA (12).
«Ich habe nur einmal die Chance auf eine Heim-WM in meiner Karriere. Der Druck war grösser als sonst, um so schöner ist die Freude über die Medaille.»
Noé Roth
Schweizer Aerials-Weltmeister