Meillard verpasst Happy End
David Bernold (sda)
Die Ausgangslage hatte für ihn gesprochen – und Henrik Kristoffersen liess sich die Chance nicht nehmen, die kleine Kugel für den Sieg in der Disziplinen-Wertung zum ersten Mal seit drei Jahren wieder zu gewinnen. 47 Punkte Vorsprung auf seinen ersten Verfolger Loïc Meillard hatte Kristoffersen als Führender in diesem Klassement mit in die USA genommen. Da war Rang 4 gut genug, zumal der Romand vorab im ersten Durchgang nicht imstande war, an seine zuletzt grossartigen Vorstellungen anzuknüpfen.
Deutlich gesteigert
1,68 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit von Timon Haugan hatte sich Meillard eingehandelt, Kristoffersen war 1,54 Sekunden schneller. Dem Weltmeister blieb also nur noch die Hoffnung – die sich nicht erfüllen sollte, auch wenn er sich im zweiten Durchgang deutlich steigern und sich dank Bestzeit um drei Ränge auf Platz 5 verbessern konnte.
Die Entscheidung um den Tagessieg war eine ganz knappe. Haugan war bei seinem vierten Weltcupsieg drei Hundertstel schneller als der Franzose Clément Noël. Der Österreicher Fabio Gstrein sicherte sich mit Rang 3 seine zweite Klassierung unter den ersten Drei im Weltcup.
Der vierte Streich
Die vierte Slalom-Trophäe ist einer von vielen Beweisen dafür, dass Kristoffersen in der zu Ende gegangenen Saison wieder der «Alte» war, dass es ihm gelungen war, die richtigen Lehren aus dem vergangenen Winter zu ziehen, in dem es ihm nicht nach Wunsch gelaufen war. Der Abstimmungsprobleme beim Material, das er seit drei Jahren von Marcel Hirschers Unternehmen bezieht, wurden Kristoffersen und sein (Privat-)Team nie richtig Herr. Die Folge davon war unter anderem, dass der Norweger ohne Weltcupsieg blieb und ihm damit etwas widerfuhr, was ihm in den zehn Saisons zuvor und seit seinem Vorstoss an die Spitze nie passiert war.
Kristoffersen ist nach wie vor ein Heisssporn, der sein Temperament nicht immer zu zügeln weiss. «Fluchen, Hände verwerfen oder Skistöcke wegwerfen, das gibt es bei mir immer. » Gleichwohl macht er in seinem Benehmen «Fortschritte» aus. Er sei entspannter geworden, habe seine Emotionen besser im Griff. «Ich kann meinen Frust nach Niederlagen eher kontrollieren.»
Grosse Fussstapfen
Der Vergleich liess natürlich nicht lange auf sich warten. Kaum war das Talent von Zrinka Ljutic erkannt, begannen sie in der Heimat wieder zu träumen, dass es in Kroatien wieder eine Alpine geben wird, die in die (grossen) Fussstapfen von Janica Kostelic zu treten imstande ist.
Am Donnerstag gab es beim alpinen Weltcup-Finale in Sun Valley in den USA die Vergleiche mit Janica Kostelic wieder sehr oft. Verständlich, wenn Zrinka Ljutic nun wie ihre Vorgängerin, die sich die Slalom-Kugel dreimal gesichert hatte, diese Auszeichnung in Empfang nehmen durfte. Der letzte Schritt war allerdings ein beschwerlicher. Zrinka Ljutic lag nach dem ersten Lauf lediglich auf Platz 12, in der Entscheidung konnte sie sich nur geringfügig auf Position 10 verbessern. Die dafür gutgeschriebenen 26 Punkte genügten aber, um die Führung in der Disziplinen-Wertung souverän über die Ziellinie zu retten. Der Tagessieg ging an eine überlegene Mikaela Shiffrin.
Camille Rast, die den finalen Slalom mit 41 Punkten Rückstand auf Zrinka Ljutic in Angriff genommen hatte, kam nicht über Rang 14 hinaus. Wendy Holdener, deren Chancen auf den Gewinn der kleinen Kugel nur theoretisch waren, verpasste auf Platz 4 einen weiteren Podestplatz in einem Slalom um eine knappe halbe Sekunde. Zweitbeste Schweizerin war Mélanie Meillard, die ihre starken Leistungen in diesem Winter mit Platz 7 abrundete.
Der Slalom-Weltcup geht zum vierten Mal an den Norweger Henrik Kristoffersen. Loïc Meillard vergibt seine Chance beim Finale in Sun Valley bereits im ersten Lauf. Die Kugel bei den Frauen gewinnt Zrinka Ljutic.