«Ohne Druck spielen können»
Olaf Schürmann
Ja, unsere Finalteilnahme ist sicherlich überraschend. Ich wusste im Vorfeld wirklich nicht, wo wir stehen. Mit einer Finalteilnahme hätte ich nicht gerechnet, daher geht es fast nicht bes-ser », freut sich die Reichenburger Beachvolleyballspielerin Tanja Hüberli nach dem Endspiel in Mexiko. Sensationell hatten Tanja Hüberli und Leona Kernen bei ihrem ersten gemeinsamen Turnier Silber am Challenge in Yucatán geholt. Das neu zusammengestellte Duo unterlag erst im Finale den Italienerinnen Gottardi/Scampoli.
Die Gruppenphase
Bei den ersten Turnieren sei es wichtig, dass sie die Trainingsleistungen ins Match übertragen könnten. Es sei schon ein Erfolg, wenn sie nicht verkrampften, sondern ihre Leistung zeigen könnten. Vor der Abreise nach Mexiko verdeutlichte Hüberli: «Im Wettkampf lernt man am meisten, daher ist es jetzt wichtig, dass wir Turniere spielen. Darauf freue ich mich.» Diese Freude konnte sie im Laufe des Challenge-Turniers auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán von Spiel zu Spiel steigern, denn beim Start der Gruppenphase lief längst noch nicht alles rund. In den beiden Gruppenspielen musste das neue Beachvolleyball-Duo jeweils über drei Sätze gehen. Gegen die Mexikanerinnen Torres/Gutierrez lagen die Schweizerinnen im entscheidenden dritten Satz sogar mit 10:14 in Rückstand. Wehrten vier Matchbälle ab und gewannen noch mit 17:15. Auch gegen das spanische Team Carro/ Paula verloren Hüberli/Kernen den ersten Satz, konnten sich aber kontinuierlich steigern und mit 21:17 und 15:12 gewinnen. «In der Gruppenphase hatten wir zwei knorzige Spiele. Es lief nicht alles rund, aber wir haben uns in jedes Spiel reingekämpft», fasst Hüberli zusammen. Erste Hürde gemeistert.
Die K.o.-Spiele
«Im Halbfinale gegen die Amerikanerinnen haben wir unser bestes Spiel gezeigt. Da standen wir kompakt und machten wenige Fehler. Wir haben nicht viel nachgedacht, sondern einfach unser Beachvolleyball gespielt», so die 32-jährige Märchlerin. Doch nach den beiden Auftaktsiegen trafen Hüberli/Kernen im Viertelfinale erst noch auf das Duo Alvarez/Moreno von der iberischen Halbinsel, das beim Stand von 12:17 verletzungsbedingt aufgeben musste. Jetzt folgte das Spiel gegen das amerikanische Beachvolleyballteam Hildreth/Van Gunst. Hüberli/ Kernen dominierten im Halbfinale und setzten sich ungefährdet mit 21:15/21:12 durch. Nach vier Siegen in Folge standen Hüberli/Kernen in ihrem ersten gemeinsamen Turnier plötzlich im Finale. Dort warteten mit Gottardi/Scampoli zwei junge Italienerinnen, die im gesamten Turnierverlauf erst einen Satz abgeben hatten. Nach einem starken Start für die Schweizerinnen holten die Italienerinnen auf und gewannen den ersten Satz mit 21:17. Und auch im zweiten Satz waren die Italienerinnen den Schweizerinnen meist einen Schritt voraus. Trotz starken Services und spektakulären Aktionen in der Verteidigung von Hüberli/Kernen entschieden Gottardi/ Scampoli auch den zweiten Satz (21:15) für sich.
Nicht enttäuscht, nicht müde
«Ich bin über die Finalniederlage nicht enttäuscht. Denn irgendwo war klar, dass wir an einem Punkt ankommen, wo wir an unsere Grenzen stossen», so Hüberli. «Wenn wir gegen Top-Teams spielen, wird uns immer wieder aufgezeigt werden, woran wir noch arbeiten müssen.» Es sei insbesondere von Leone Kernen eine sehr starke Leistung gewesen. In ihrem ersten Halbfinale auf dieser Stufe habe ihre Partnerin eine sehr reife Leistung gezeigt.
«Ich bin vom Kopf her weniger müde. Für mich war weniger Druck vorhanden als in den letzten Jahren. Die Erwartungen an Nina (Ex-Partnerin Nina Brunner) und mich sind über die Jahre immer weiter gestiegen. Vielleicht auch unsere eigenen», beschreibt Hüberli. Daher sei diese ganze Turnierwoche sehr entspannt gewesen, da sie keine grossen Erwartungen an das Turnier hatte. Einfach mal spielen und dann schauen, was dabei herauskommt, sei das Motto gewesen. «Das war für mich neu und sehr schön, einfach mal ohne Druck spielen zu können », erzählt Hüberli.
Der Abend und danach
Am Abend nach der Finalniederlage sind Tanja Hüberli und Leona Kernen noch essen gegangen. Dabei waren sie in prominenter Begleitung: Yves Haussener und Julian Friedli. «Die beiden Schweizer Boys haben auch das Finale erreicht und sind wie wir Zweite geworden », so Hüberli. Am Montagmorgen reiste das neue Damenteam weiter nach Quintana Roo. In dem mexikanischen Bundesstaat findet das erste Elite24- Turnier der Saison statt. Ab Donnerstag stehen Hüberli/Kernen dort im mexikanischen Sand und im Hauptfeld des Turniers. «Dort werden wir sicherlich auf noch bessere Teams tref-fen. Auch da bin ich wieder sehr gespannt, was da für uns rauskommt», sagt Hüberli und lacht. Das Motto für Quintana Roo: Ohne Druck spielen und Spass haben.
Was für ein Auftakt: Das nach den Olympischen Spielen neu zusammengesetzte Duo Tanja Hüberli und Leona Kernen gewinnt Silber beim ersten gemeinsamen Turnier.
Ein kurzer Einblick.
4 Siege
feierte die Reichenburgerin Tanja Hüberli mit ihrer neuen Partnerin Leona Kernen beim Beachvolleyballturnier in Yucatán, Mexiko.
«Es geht fast nicht besser.» «Ich bin über die Finalniederlage nicht enttäuscht.»