Gewisse Schadstoffe bilden sich erst in der Luft
Schädliche Feinstaubpartikel aus Verkehr und Verbrennung entstehen einer neuen Studie zufolge viel langsamer als bisher angenommen. Dadurch verbreitet sich die Luftverschmutzung weiter als gedacht.
Diese Erkenntnis verbessere Luftverschmutzungsmodelle, indem sie genauere Vorhersagen der Feinstaubkonzentrationen liefere, teilte das Paul Scherrer Institut (PSI) am Dienstag mit.
Bisher dachte man laut dem Forschungsinstitut, dass sich Feinstaub direkt an der Quelle bildet. Also zum Beispiel während des Ausstosses von Autoabgasen am Auspuff. In der neuen Studie zeigte das Forschungsteam unter Leitung des PSI aber, dass viele sogenannte Aerosole erst nach mehreren chemischen Reaktionen in der Luft entstehen. Dieser Prozess kann zwischen sechs Stunden und zwei Tagen dauern.
Partikelfilter reichen nicht
Bevor sie feste Partikel bilden, durchlaufen die aus Autoabgasen und der Verbrennung organischer Materialien entstehenden Gase wie Toulene und Benzene mehrere Oxidationsstufen. Das Forschungsteam schätzt in der Studie, dass solche mehrstufige Oxidation für mehr als 70 Prozent der gesamten menschlichen organischen Aerosolverschmutzung in Europa verantwortlich ist.
Ausserdem zeigten die Ergebnisse, dass es nicht reiche, nur die direkte Emission von Feinstaub etwa durch Partikelfilter einzudämmen. Stattdessen müssten auch die Emission von Vorläufergasen, die erst später feste Partikel bildeten, eingedämmt werden.
Zu diesem Ergebnis kamen die Forschenden bei Experimenten, die sie am Kernforschungszentrum Cern in Genf durchführten. Veröffentlicht wurden die Resultate in der Fachzeitschrift «Nature Geoscience».