Das Experiment Tuchel beginnt
Am Freitag beginnt die europäische Qualifikation für die Fussballweltmeisterschaft
Julien Oberholzer (sda)
Es geht los mit der europäischen Qualifikation für die Fussball-WM 2026. Im März und Juni stehen aber nur die Mannschaften aus den Fünfergruppen im Einsatz. Von den Topteams, die im übernächsten Sommer mit dem Status eines Titelkandidaten nach Amerika reisen, steht in den kommenden Tagen nur England auf dem Prüfstand.
Die Three Lions spielen in ihren ersten Partien unter dem neuen Nationaltrainer Thomas Tuchel in London am Freitag gegen Albanien und am Montag gegen Lettland. Auf Tuchel, der in die Fussstapfen des nach der letzten EM zurückgetretenen Gareth Southgate tritt, warten zum Auftakt in seine Amtszeit zwei einfachere Gegner.
Alles andere als zwei Siege würde den Druck auf den zuletzt bei Bayern München gescheiterten Tuchel stark erhöhen. Bereits jetzt gibt es in England kritische Stimmen, die seine Nomination bedauern. Ein ausländischer Nationalcoach wird im Mutter-land des Fussballs traditionell sehr kritisch beäugt.
Der Schatten von Eddie Howe
Mit Eddie Howe wäre ein Engländer die Idealbesetzung gewesen, finden nicht wenige Experten. Der 47-Jährige trainiert seit geraumer Zeit Newcastle United mit dem Schweizer Innenverteidiger Fabian Schär sehr erfolgreich. Erste Annäherungen an einen der wenigen valablen englischen Kandidaten auf den gut bezahlten, aber nervenaufreibenden Job gestalteten sich schwierig, weil die saudischen Besitzer von Newcastle von einem Weggang ihres Coaches nichts wissen wollten. Auch deshalb fiel die Wahl auf Tuchel, der in England mit Chelsea erfolgreich war. 2021 gewann er mit den Londonern die Champions League.
Viele Fragezeichen
Wie gut sich Tuchel nun als National-coach hält, wird spannend zu beobachten. In der Vergangenheit zeigte er sich immer wieder mal dünnhäutig, was angesichts der angriffigen Medien in England in seinem neuen Amt hinderlich sein würde. Nachsicht darf er keine erwarten, die Ziele sind für alle klar. So schnell möglich soll der zweite grosse Titel nach jenem an der WM 1966 gewonnen werden. Sein Vorgänger Southgate, der zum Ende seiner Amtszeit stark in die Kritik geraten war, kam diesem Vorhaben nahe und legte die Messlatte dementsprechend hoch. Zwei EM-Finals, ein WM-Halbfinal und ein WM-Viertelfinal waren Southgates starke Ausbeute in acht Jahren.
Warten auf die Nations League
Die Schweiz wird ihre WM-Qualifikation zwischen dem 5. September und dem 18. November gegen Kosovo, Schweden und Slowenien bestreiten. Während das Team von Murat Yakin die Hürden auf dem Weg zur erstmals mit 48 Teilnehmern ausgetragenen Weltmeisterschaft kennt, erfahren die meisten anderen Teams die komplette Zusammensetzung ihrer Gruppen erst am Montagabend nach den Viertelfinals der Nations League. Die Gewinner kommen in eine Vierergruppe, drei der vier Verlierer in eine Fünfergruppe.
Auch wenn das Teilnehmerfeld von 32 auf 48 aufgestockt wurde und Europa drei Mannschaften mehr stellen kann als noch 2022 in Katar, bleibt die Qualifikation anspruchsvoll. Nur die Gruppensieger kommen direkt ans Turnier, die Gruppenzweiten müssen zusammen mit vier Mannschaften, die sich in der Nations League ausgezeichnet haben, ein Miniturnier um die letzten vier Plätze bestreiten.
2026 in den USA, Mexiko und Kanada. Für die Schweiz geht es erst im September los, in England startet die Amtszeit von Thomas Tuchel.
48 Nationen
Die Fussballweltmeisterschaft 2026 in den USA, Kanada und Mexiko wird erstmals mit 48 Nationen ausgetragen.