Das Snowboard-Couple wird zum Leder-Couple
Sie sind ein Herz und eine Seele, es gibt sie praktisch nur im Zweierpack. Logisch, dass Dario und Ladina Caviezel an der Heim-WM auch gleich abschneiden. Das Snowboard-Couple wird zum Leder-Couple.
Es gibt kaum etwas, das Dario und Ladina Caviezel nicht gemeinsam tun. Ja, die beiden Alpin-Snowboarder haben sich gesucht und gefunden. Beruflich und privat überschneidet sich nunmehr alles. Seit letztem Sommer sind sie, unübersehbar glücklich, verheiratet, seither bezeichnen und vermarkten sie sich als Snowboard-Couple.
Am Donnerstag fügten der 29-jährige Bündner und die zwei Jahre ältere, im Kindesalter vom Kanton Glarus weggezogene St. Gallerin ihrer besonderen Liaison ein weiteres Kapitel hinzu, das wunderbar in die gemeinsame Story passt. An der Heim-WM im Engadin, dem ganz grossen Karriere-Highlight nebst Olympischen Spielen, schnupperten beide an einer Medaille – und wurden am Ende beide Vierte.
Trotzdem stolz
Wer dachte, dass die in der Vergangenheit schon überaus erfolgreichen und bereits mit WM-Medaillen ausgestatteten Caviezels den Zielraum ähnlich verärgert verlassen würden wie deren Teamkollegin Julie Zogg, die aus ihrer Enttäuschung nach dem Viertelfinal-Aus keinen Hehl machte, der irrte gewaltig. Beide wussten zwar, wie nahe sie einer Medaille gekommen sind. Sie wussten aber auch, dass eine solche nach jeweils schwierigem Saisonverlauf nicht zu erwarten war. Entsprechend gewannen sie dem an sich bitteren 4. Platz durchaus Positives ab.
«Ich fühlte mich gut, die Qualifikation war super, Achtelfinal, Viertelfinal fuhr ich gut, und auch im Halbfinal war ich bis zu diesem Fehler gut unterwegs. Ich denke, ich hätte die Medaille verdient», sagte Dario Caviezel einerseits. Andererseits meinte er: «Man redet immer von dieser Medaille. Natürlich wollte ich sie. Aber irgendwo durch bin ich auch extrem stolz auf meine Leistung. Wieso sollte ich niedergeschlagen sein? Ich denke, wir machten gute Werbung für uns und zeigten eine gute Show.» Er habe viel investiert, um so performen zu können, auch ins Material. «Darum: Es hat nicht gereicht, trotzdem bin ich stolz.»
Dass sie am Samstag im Parallelslalom noch einmal eine Chance haben und dieser gemeinsame 4. Platz deshalb keine verpasste ‘Once-in-a-lifetime-Chance’ gewesen sei, helfe natürlich bei der Verarbeitung. Und dass das Snowboard-Couple an diesem Donnerstag als Leder-Couple bezeichnet wurde, nahm der passionierte Hobby-Maler mit Humor: «Leder-Couple oder ‘Schoggi’-Couple, wie auch immer», sagte er mit einem Lachen.
Auch Ladina Caviezel, bekannt als Garant für gewonnene kleine Finals, wusste ihren bittersüssen 4. Platz einzuordnen: «Natürlich ist die Enttäuschung momentan gross. Aber wenn ich die ganze Saison betrachte, war das sicher eines meiner besten Rennen. Und das an der Heim-WM. So gesehen muss ich zufrieden sein.»
Julie Zogg als Kontrast
Zurück zu Julie Zogg: Die 32-jährige Melserin, auch bekannt als Vorzeigeprofi, war eigentlich als stärkster Schweizer Trumpf zum Parallel-Riesenslalom angetreten. Vier Podestplätze hat die Slalom-Weltmeisterin von 2019 und 2023 im Saisonverlauf im Weltcup gesammelt, die letzten beiden im Riesenslalom. Das sind zwar weniger als in ihren erfolgreichsten Jahren, in denen sie die Nummer 1 in der Szene war, doch Zogg fühlte sich nach komplizierten Monaten mit reichlich Materialproblemen noch einmal bereit zu Grossem, nicht zuletzt, weil sie sich im Hinblick auf die Heim-WM einen eigenen, privaten Servicemann leistete.
Doch in ihrem wahrscheinlich letzten WM-Parallel-Riesenslalom – Stand jetzt läuft es bei Zogg auf den Rücktritt nach den Olympischen Spielen im kommenden Winter in Norditalien aus – zerschlugen sich alle Hoffnungen im Viertelfinal. «Ich bin hier, um eine Medaille zu holen, nicht um hinterher zu ‘gurken’ oder einfach ein bisschen vorne dabei zu sein», sagte Zogg kurz angebunden und schritt von dannen.