Djokovics Tennis-Gewerkschaft klagt gegen «Kartell»
«Tennis ist kaputt». Mit markigen Worten geht die von Novak Djokovic mit gegründete Spielergewerkschaft gegen die grossen Organisationen vor. Es bahnt sich ein aufsehenerregender Rechtsstreit an.
Die von Superstar Novak Djokovic mitgegründete Spielergewerkschaft PTPA äussert schwere Vorwürfe gegen die führenden Tennis-Organisationen und initiiert weltweit rechtliche Schritte.
Die Gewerkschaft wirft den Profi-Organisationen ATP und WTA sowie dem Weltverband ITF in einer Mitteilung vor, ein «Kartell» sowie ein «korruptes, illegales und missbräuchliches System» zu bilden.
Klagen in USA, Grossbritannien und EU
Man habe deshalb mit mehr als einem Dutzend Tennisprofis in den USA, in Grossbritannien und in der Europäischen Union Klagen eingereicht. Im Zentrum der Beschwerden stehen unter anderem hohe Belastungen für Profis, eine zu lange Saison, Absprachen zur Verhinderung von Wettbewerben zwischen den Turnieren. Zudem könnten Spieler durch ein restriktives Ranglistensystem kaum an alternativen Veranstaltungen teilnehmen.
«Tennis ist kaputt», sagte PTPA-Generaldirektor Ahmad Nassar. «Hinter der glamourösen Fassade, mit der die Angeklagten werben, sind die Spieler in einem unfairen System gefangen, das ihr Talent ausbeutet, ihre Einnahmen drückt und ihre Gesundheit und Sicherheit gefährdet.»
ATP weist Vorwürfe entschieden zurück
Alle Möglichkeiten für Reformen im Dialog mit den Verbänden seien ausgeschöpft, begründet die PTPA ihre Klagen. «Bei der Behebung dieser systemischen Mängel geht es nicht darum, den Tennissport zu zerstören – es geht darum, ihn für kommende Generationen von Spielern und Fans zu retten», sagte Nassar.
Die ATP wehrt sich gegen die Vorwürfe. «Wir weisen die Behauptungen der PTPA entschieden zurück, halten die Klage für völlig unbegründet und werden unsere Position energisch verteidigen», teilte die Organisation in einer Stellungnahme mit und erhob ihrerseits schwere Vorwürfe gegen die Spielergewerkschaft, die «konsequent auf Spaltung und Ablenkung durch Fehlinformationen statt auf Fortschritt» setze.
Pospisil: Es geht um Menschenwürde
Djokovic hatte gemeinsam mit dem kanadischen Profi Vasek Pospisil die PTPA initiiert, die Gewerkschaft wurde 2021 gegründet. Der serbische Grand-Slam-Rekordsieger wird namentlich zwar nicht in der Pressemitteilung genannt, er sitzt aber im Exekutivkomitee der PTPA.
«Es geht nicht ums Geld, es geht um Fairness, Sicherheit und grundlegende Menschenwürde», sagte Mitgründer Pospisil. Auch er habe zu Beginn seiner Karriere noch in seinem Auto übernachtet, obwohl er einer der glücklicheren Spieler sei. «Kein anderer grosser Sport behandelt seine Athleten auf diese Weise. Die organisierenden Verbände zwingen uns in unfaire Verträge, erstellen unmenschliche Spielpläne und bestrafen uns, wenn wir unsere Meinung äussern.»