«Wir sind eine musikalische Familie geworden»
Kopf der Woche
mit Roland Bamert sprach Andreas Knobel
Seit bereits 30 Jahren besteht das Bläserensemble Primavera. Stimmt es, dass es seit Beginn in der exakt selben Besetzung spielt?
Ja, das ist tatsächlich so. 30 Jahre mit den gleichen Musikerinnen und Musikern zusammenzuspielen, das ist wirklich eine lange Zeit. Ursprünglich ka-men wir alle aus dem Raum Zürichsee, inzwischen haben wir uns in der Schweiz verteilt. Dennoch treffen wir uns immer noch gerne zu Proben und Auftritten. Natürlich sind wir uns auch freundschaftlich verbunden, ja, wir sind eine musikalische Familie geworden.
Vor 30 Jahren waren die meisten von euch doch noch im Studium?
Richtig, wir lernten uns während des Studiums in Luzern und Zürich kennen. Anfangs starteten wir übrigens mit einem Saxophon, mit Urs Oettli, statt mit einem Klavier. Allerdings war in der Besetzung mit Saxophon das Repertoire beschränkt, mit dem Klavier und Stefan Zindel erweiterte es sich doch stark.
Ist die Kombination von Flöte, Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und Klavier denn eine typische Ensemblebesetzung?
Nicht wirklich. Üblich ist ein Bläserquintett mit Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott und Horn, dafür gibt es auch eine reiche Auswahl an Originalliteratur. Durch die Erweiterung zum Sextett mit Klavier sind wir ein kleines Orchester geworden.
Und warum ausgerechnet Primavera – Frühling?
Das passt doch immer! Die ersten Konzerte fanden tatsächlich jeweils im Frühling statt. Zudem spielten wir damals ein französisches Werk namens «Printemps», das italienische «Primavera» tönte dann einfacher und besser, es ist mehr Musik in diesem Namen. Und schliesslich waren wir damals als junge Musikerinnen und Musiker im «Frühling» unseres Lebens. Heute sind wir zwar etwas angegraut, aber immer noch frisch wie ein Frühling.
Wie die meisten Musikerinnen und Musiker sind Sie in verschiedenen Formationen tätig. Warum ist das üblich? Bedeutet das nicht auch eine Verzettelung der Kräfte?
Doch, aber es ist vor allem eine gegenseitige Befruchtung – mit anderen Leuten, anderer Musik, anderer Besetzung, anderen Projekten, anderen Program-men. Würde ich nur in einem Ensemble spielen, wäre das zu einseitig – für uns und für das Publikum.
Vor allem sind Sie aber Lehrer?
Genau, ich habe Naturwissenschaften studiert und unterrichte an der Sek1March. Das mache ich sehr gerne. Das Fagottspielen ist meine andere Welt, die mir ebenfalls wichtig ist. Nach so vielen Jahren fühle ich mich so stark mit dem Fagott verbunden, dass ich es als ein Teil meiner Persönlichkeit betrachte, damit kann ich mich wirklich ausdrücken.
Nun lädt Primavera zum Jubiläumskonzert nach Lachen. Ein grosses Brimborium veranstalten Sie deswegen aber nicht?
Nein, ein grosses Tamtam gibt das nicht. Wir sind dankbar, dass wir immer noch miteinander spielen dürfen. Und wir haben uns einfach überlegt, was wir zu diesem Jubiläum spielen können.
Und so kommt ihr auf «Belle Époque … Paris bis Südamerika»?
Das Thema ergab sich durch die Komposition «Sextuor pour vents et piano» von Francis Poulenc. Es ist das Hauptwerk des Abends, begleitet uns aber schon seit längerem. Das ist grossartige orchestrale Kammermusik, mit sagenhafter Tiefe und Authentizität. Dazu kommt die Suite «Belle Époque in Südamerika» von Julio Medaglia, das super dazu passt.
Zwei französische und zwei brasilianische Komponisten kommen zur Aufführung. Das dürften grosse Gegensätze sein?
Nein, eigentlich nicht. Alle Stücke sprudeln vor Lebensfreude und Unbeschwertheit, und genau das wollen wir ausdrücken. Sie sind gehörfällig und eingängig, sehr angenehm anzuhören.
Sie treten am Samstag in Lachen auf, am Sonntag dann in Schlatt bei Schaffhausen und schliesslich am Samstag in zwei Wochen in Kaltbrunn. Das ist doch eine ungewöhnliche «Tournee»?
Lachen ist halt unsere Heimat, wir hielten unsere Konzerte immer in Lachen ab, es ist ein gutes Pflaster für uns. Kaltbrunn hat sich so ergeben, weil einige unserer Mitglieder einen engen Bezug zum Gasterland haben. Und für Schlatt bei Schaffhausen erhielten wir eine Einladung, die wir sehr gerne annehmen.
Gibt es Pläne, wie lange das Bläserensemble Primavera noch Bestand haben wird? Und bleibt es bestehen, auch wenn sich ein einzelner Wechsel abzeichnen würde?
Es gibt keine Pläne, und es ist weder ein Wechsel noch ein Ende absehbar. Wir sind alle immer noch Feuer und Flamme für unser Bläserensemble und für die Kammermusik. Es tönt jetzt etwas «angegraut», aber solange wir alle gesund bleiben, was nicht selbstverständlich ist, wollen wir das einfach in dieser Form weiterführen.
Samstag, 15. März, 19.30 Uhr, Evang.-ref. Kirchensaal, Gartenstrasse 4, Lachen (mit Apéro); Sonntag, 16. März, 17 Uhr, Klosterkirche Paradies, Schlatt bei Schaffhausen; Samstag, 29. März, 19.30 Uhr, Pfarreisaal Kupfentreff, Kaltbrunn
Am Samstag lädt das Bläserensemble Primavera anlässlich seines 30-jährigen Bestehens in derselben Besetzung zum Konzert nach Lachen. Das Programm «Belle Époque … Paris bis Südamerika» soll dabei musikalisch Lebensfreude ausstrahlen, erklärt Fagottist Roland Bamert.