EW Höfe setzt auf Einheitstarif – als Zwischenschritt in die Zukunft
Die Aufteilung des Stroms in Hoch- und Niedertarif ist nicht mehr zeitgemäss. Deshalb schafft das EW Höfe bis nächstes Jahr den Doppeltarif ab. Dies ist jedoch nur ein Zwischenschritt, Ziel sind eigentliche Flexibilitätstarife.
Er betrachtet sich als vorbildlicher Stromnutzer – und sein Verhalten dürfte vielen bekannt vorkommen: Der Wasserboiler startet erst nach Mitternacht; die Waschmaschine und die Abwaschmaschine werden erst beim Zubettgehen eingeschaltet, allenfalls gar zeitversetzt; selbst das Wasserbett hat einen Zeitschalter, beginnend um 20 Uhr. Das alles für einen einzigen Zweck: Den billigen, im Überfluss vorhandenen Nachtstrom zu nut-zen und gleichzeitig dank des Niedertarifs ein bisschen zu sparen.
Doppeltarif fällt weg
Doch gut gemeint ist nicht gut gemacht. Denn dieses Konsumverhalten ist von gestern. Nicht mehr «zeitgemäss» nennt es das EW Höfe höflicher. Es reduziert deshalb ab diesem Jahr die Differenz zwischen Hoch- und Niedertarif, was netzdienliches Verhalten fördere, die Netzstabilität verbessere sowie langfristig die Investition in den Netzausbau senke. Mehr noch: Der Doppeltarif werde bis 2026 vollständig abgeschafft. Künftig gelte für alle Kundinnen und Kunden für den Arbeitspreis ein Einheitstarif mit Leistungskomponente, der sich an der nachhaltigen und verursachergerechten Nutzung des Stromnetzes orientiere.
Nachtstrom ist veraltet
Was aber soll falsch sein am Verhalten vom vermeintlichen Stromoptimierer? Es sei natürlich verständlich, dass eine Kundin, ein Kunde den billigeren Tarif nutze, solange dieser noch angeboten werde, räumt Arne Kähler als CEO der EW Höfe AG auf Nachfrage ein.
Der Doppeltarif setze jedoch falsche Verbrauchsanreize. Strom sei tagsüber teurer, obwohl Photovoltaikanlagen dann am meisten Strom liefern. Dadurch werde der Verbrauch in die Nacht verlagert, statt Solarstrom direkt zu nutzen. Besonders stark wirke sich dieses Fehlverhalten auf die Wärmepumpen aus, welche tagsüber wegen der höheren Temperaturen viel effizienter arbeiten als in der Nacht. Komme dazu, dass viele Geräte abrupt auf den günstigen Nachtstrom umschalten, was das Netz mit Lastspitzen belaste.
Endverbraucher sollen künftig Anreize erhalten, ihren Stromverbrauch an der Netzbelastung auszurichten und damit das Stromnetz zu entlasten, zum Beispiel in Spitzenbelastungszeiten die Wärmepumpe nicht laufen lassen oder das Elektrofahrzeug nicht laden. Das verstärkt die Verursachergerechtigkeit und kann mittel- bis langfristig auch den Netzausbaubedarf verringern.
Smart-Meter sind ausgerollt
Das alles dürfte vielen neu sein. Aller-dings stellt sich die Frage, was denn die Nutzerinnen und Nutzer selber unternehmen können? Schliesslich können diese nicht wissen, wann genau viel Strom zur Verfügung steht. Und schon gar nicht haben sie Zeit und Nerven, ihre Geräte genau dann ein- oder auszuschalten.
Dem stimmt Arne Kähler zu. Diese Aufgabe des Lastschaltmanagements würden nämlich das sogenannte Smart Grid und die Smart-Meter übernehmen. Bis Ende Jahr würden die Smart-Meter in 100 Prozent der Höfner Haushalte «ausgerollt» sein, wie es im Fachjargon heisst. Zurzeit seien es 85 Prozent, schränkt Kähler ein, der verantwortliche Geschäftsbereichs leiter Netze, Edi Knobel, werde es mit seinem Team bis Ende 2025 aber schaffen, versichert er. Dann könne der Stromverbrauch überall nahezu in Echtzeit beobachtet werden.
Zurzeit laufe im Rahmen des «Smart-Meter-Rollouts» auch ein Pilotversuch mit einem Lastregler im intelligenten Stromnetz. Dabei würden die freigegebenen Zeitfenster für schaltbare Verbraucher wie Wärmepumpen, Warmwasserboiler und Elektroheizungen verschoben. Dadurch werde das Stromverteilnetz gleichmässiger ausgelastet und Lastspitzen könnten reduziert werden.
Flexibilität ist die Zukunft
Wird diese Technologie mittelfristig alltagstauglich, könne dann statt des Einheitstarifs ein «Flexibilitätstarif» eingeführt werden, blickt Arne Kähler in die Zukunft. Ohne Komfortverlust für die Kundschaft könnten dann gezielt die grossen Stromverbraucher zuund abgeschaltet werden. Dann sei es definitiv möglich, die Leistungsspitze zu brechen, was Vorteile für alle mit sich bringe (siehe Box).
Die Abschaffung des Doppel- und die Einführung des Einheitstarifs ist also lediglich eine Übergangsphase. In Zukunft, so macht der CEO des EW Höfe klar, werde der Strom im Sommer viel günstiger und im Winter viel teurer sein. Umso wichtiger werde dann ein zukunftstaugliches Tarifmodell sein, welches die richtigen Anreize für ein netzdienliches Verhalten der Kundinnen und Kunden setzt.