«Als Komiker hat man eigentlich komplette Narrenfreiheit»
mit Mike Müller sprach Irene Lustenberger
Mike Müller, Sie waren bereits 2019 mit dem Circus Knie unterwegs. Wie gross ist die Vorfreude?
Sehr gross. Das Programm wird nicht von heute auf morgen vorbereitet. Deshalb war ich in den vergangenen Wochen regelmässig im Zirkus. Ich freue mich vor allem auf die Leute verschiedener Nationalitäten. Wir haben es sehr gut untereinander. Wir sind wie ein kleines Dorf, das durch die Schweiz reist und nahe beim Publikum ist. Das ist das Tolle an Live-Auftritten. Sowohl Lob als auch Kritik kommen direkt, und man kann sofort reagieren.
Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre letzte Tournee?
Da gibt es einiges. Von vergessenen Requisiten bis hin zu einem falschen Kostüm. Aber ich hüte mich davor, eine Reihe von Anekdoten mitzunehmen, und diese auf den Tisch zu werfen. Es war eine tolle Zeit, und deshalb habe ich wieder zugesagt.
Während der Tournee leben Sie in einem Wohnwagen. Wie gefällt Ihnen das Leben auf kleinstem Raum?
Das Erstaunliche ist, dass man merkt, wie wenig man braucht, um vollständig durch den Alltag zu kommen. Kleider, eine Kaffeemaschine und ein paar Pfannen. Was das Schöne ist: Man hat immer dieselben Nachbarn und hilft sich gegenseitig aus, wenn einem etwas fehlt. Nach den Vorstellungen können wir zusammensitzen und etwas trinken. Wer seine Ruhe möchte, kann sich im Wohnwagen zurückziehen. Man hat also viel Nähe und trotzdem viel Privatsphäre.
Und leben Sie alleine im Wohnwagen?
Ja, ich bin alleine unterwegs. Meine Partnerin wird mich an den Wochenenden besuchen. Mein Hund Pesche, ein Parson Russell Terrier, wird aber mit mir im Wohnwagen leben.
Pesche wird auch mit Ihnen in der Manege sein.
Ja, aber erwarten Sie keine spektakuläre Tierdressurnummer. Pesche – übrigens Berndeutsch für Peter – kommt aus der Hundezucht Tribis in Bubikon und ist erst elf Monate alt. Dort wurden er und ich von Franziska Tribelhorn trainiert. Er ist etwas zu jung für den Circus und darf deshalb kein Agility machen. Er wird ein paar Tricks zeigen, aber in erster Linie sollen die Leute über mich lachen.
Was darf das Publikum denn von Ihrem Auftritt erwarten?
Wenn man als Komiker im Zirkus auftritt, muss einem bewusst sein, dass die Leute nicht wegen dir kommen. Es wird sicherlich ein paar Zuschauer ha-ben, die mich nicht kennen. Meine Aufgabe als Komiker ist es, alle zu unterhalten und zum Lachen zu bringen. Und wenn man es nicht schafft, muss man etwas an der Nummer ändern. Davor habe ich schon etwas Respekt.
Es gibt aber auch Leute, die Sie von der letzten Tournee, von Giacobbo/ Müller oder von Ihren Soloprogrammen kennen. Dürfen sich diese auf neue Pointen freuen?
Mein Auftritt im Circus Knie hat mit meinen Bühnenprogrammen gar nichts zu tun. Was die Leute vielleicht schon kennen, sind die Figuren, die wir im Fernsehen dargestellt haben. Es kann sein, dass ich eine Pointe übernehme, ansonsten schreibe ich aber alle Texte neu. Was das Gute ist: Als Komiker hat man eigentlich komplette Narrenfreiheit, und das muss man nutzen.
Viktor Giacobbo wird in Zürich, Bern und Luzern mit dabei. Präsentieren Sie dann komplett andere Nummern?
Ja, zu etwa 60% ist es anders. Das ist zwar ein Mehraufwand, aber Viktor hat im Herbst eine andere Produktion im Casino Theater Winterthur, die mit dem Circus Knie kollidiert. Und er sagt, dass er in seinem Alter nicht mehr so viel arbeiten müsse wie ich ( lacht). Deshalb nimmt er sich das Privileg und macht nur die grossen Städte, die zeitlich passen.
Wie oft sehen Sie Viktor Giacobbo heute noch?
Wir telefonieren praktisch jeden Tag und besprechen Berufliches oder lästern über andere Leute ( lacht). So, wie man das macht, wenn man lange zusammen arbeitet und befreundet ist. Bei einigen Projekten arbeiten wir auch noch zusammen.
Gibt es einen Tourneeort, auf den Sie sich besonders freuen?
Das ist schwierig zu sagen. Im Sommer ist es natürlich schöner, weil man bis um Mitternacht draussen sitzen und etwas trinken kann. Aber alle Plätze sind anders. St.Gallen ist sehr speziell, weil man dort mit den Wägen mitten in den Häusern steht. In Rapperswil sind wir etwas abseits und haben unsere Ruhe. Wenn wir in Basel sind, werden die Wägen vermutlich wieder in Deutschland stehen. Da geht man jeweils mit dem Velo über die Grenze. Bislang war das kein Problem (lacht). Und auch der Circus selbst sieht nicht an allen Tourneeorten gleich aus, weil das Vorzelt nicht überall gleich gross ist.
Was machen Sie an Ihren freien Tagen?
Meistens gehe ich nach Hause und arbeite bereits an neuen Projekten. In unserer Branche hat man oft Überlappungen. Man spielt ein Programm und bereitet das nächste bereits vor.
Können Sie uns bereits etwas über diese neuen Projekte verraten?
Nein, ich darf noch nichts darüber erzählen. Nur so viel: Wenn der Circus Knie im Herbst in der Westschweiz ist, werde ich in Zürich Theater spielen. Ab November bis Tournee-Ende gehe ich dann wieder in den Circus.
Am 7. März feiert der Circus Knie in Rapperswil Premiere der diesjährigen Tournee. Mit dabei ist auch Komiker und Schauspieler Mike Müller. Im Interview spricht er über die Faszination des reisenden Dorfes, das Leben im Wohnwagen und seine Bühnenpartner.