Leichte Entwarnung wegen Trumps Zolldrohungen
Ein aktuelleres Thema hätte die Mitte für das 34. Wirtschaftsforum im «Waldstätterhof» in Brunnen nicht wählen können. Gegen 300 Personen liessen sich am Freitagabend von kompetenten Fachleuten erklären, was für Folgen der Schweizer und damit auch der Schwyzer Wirtschaft drohen, wenn Donald Trump, wie angekündigt, die Zölle massiv erhöhen wird. «Mir wird täglich mulmiger», fasste Mitte-Nationalrat Dominik Blunschy (Schwyz) bei der Begrüssung der Gäste die Stimmungslage zusammen, die ihn bei der täglichen Zeitungslektüre ergreife, wenn er all die Drohungen und Ankündigungen des frisch ins Amt eingesetzten US-Präsidenten zur Kenntnis nehmen müsse.
Gesprächsleiter Andreas Dummermuth (Goldau) seinerseits machte klar, dass die Schweiz zwar zu den Globalisierungsgewinnern gehöre, genau das aber wiederum zum Problem werden könne: «Wer viel hat, hat auch viel zu verlieren. Schnallen Sie sich an», forderte er die Gäste auf, die nicht nur aus der Politik, sondern gleichzeitig auch – als Unternehmer oder Führungskraft – direkt aus der Wirtschaft stammten.
Schweiz kaum im Mittelpunkt der US-Zollpolitik
Die beiden Referenten konnten dann aber in ihren Referaten Sorgen und Ängste abbauen,die auch in der Schweiz die Runde machen – wenigstens was die Wirtschafts- und Zollpolitik betrifft. Benedikt Zoller-Rydzek setzt sich als Professor an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften mit internationalen Handelsfragen auseinander und zeigte auf, dass hohe Zölle auch für Trump nicht nur allgemein und einfach umgesetzt werden können. «Ja, es droht ein Handelskrieg, voraussichtlich aber nicht zum Nachteil der Schweiz – jedenfalls nicht kurzfristig », fasste er seine Ausführungen zusammen.
Das sah auch Rahul Sahgal, der Direktor der Schweizerisch-Amerikanischen Handelskammer, so. Er teile die Schlussfolgerungen seines Vorredners, erklärte er gleich zu Beginn seines Referats. Er gehe davon aus, dass die Schweiz nicht im Fokus der amerikanischen Zolldrohungen stehe. Der Bürokratieabbau und tiefere Steuern in den USA könnten auch dazu führen, dass Schweizer Firmen sogar mehr in den USA investieren würden. Insgesamt erwartet Sahgal, «trotz der kommenden Herausforderungen keine tiefgreifenden Einschnitte in die Schweizer Wirtschaft ».
Obama habe mehr Leute ausgewiesen als Trump
In der anschliessenden Diskussionsrunde wollte Paul Schnüriger, Mitglied des parteiinternen Organisationskomitees, wissen, wie Trump alles unter einen Hut bringen wolle. Für ihn gehe nicht auf, wie der Präsident der USA die Inflation bekämpfen und die momentane Vollbeschäftigung nicht gefährden wolle, wenn gleichzeitig Tausende wegen dessen schärferer Migrationspolitik das Land wieder verlassen müssten.
Referent Sahgal ging in seiner Antwort davon aus, dass es am Schluss wohl nur zu wenigen Ausschaffungen kommen werde. Interessant sei auch: «Die Administration Obama hat mehr Leute ausgewiesen als die Trump-Ad-ministration während seiner ersten Präsidentschaft.» Das grösste Problem sieht Sahgal andernorts: «Europa ist überreglementiert. Wir müssen deshalb schauen, dass wir für uns den guten Mittelweg finden.»
Gute Nachricht an der Mitte-Wirtschaftstagung in Ingenbohl: Die Referenten sehen nicht nur schwarz.
«Die Administration Obama hat mehr Leute ausgewiesen als die Trump-Administration während seiner ersten Präsidentschaft.»
Rahul Sahgal
Direktor der Schweizerisch-Amerikanischen Handelskammer