Javier Milei tritt in Kloten auf und wird mit Auszeichnung geehrt
Der argentinische Präsident Javier Milei, der gestern am WEF 2025 in Davos eine Rede hielt, wird am heutigen Freitagabend im Stadtsaal Kloten zu Gast sein. Auf Einladung des Liberalen Instituts wird er an dessen Freiheitsfeier auftreten und mit dem Röpke-Preis für Zivilgesellschaft 2025 geehrt. Es gebe «weltweit zurzeit wohl keinen anderen Politiker, der liberale Reformen derart konsequent und beherzt vorantreibt», schreibt das Liberale Institut auf seiner Webseite und hebt die erfolgreiche Bilanz Mileis nach einem Jahr hervor.
Gefeiert oder verteufelt
Kaum ein Politiker hat – abgesehen von Donald Trump – zuletzt so stark polarisiert wie Javier Milei. Der 54-jährige Wirtschaftswissenschaftler, der am 10. Dezember 2023 als Präsident Argentiniens vereidigt wurde, trat sein Amt an, um die alte politische «Kaste», wie er sie abschätzig nennt, zu «zerstören ». Der Gründer der Partei «La Libertad Avanza» (spanisch: Die Freiheit schreitet voran) bezeichnet sich selbst als «Anarcho-Kapitalist», will den Staat radikal stutzen und steht für eine ultraliberale, rechtskonservative Haltung. Kaum im Amt, kürzte Milei Subventionen, schaffte Ministerien ab, schloss Behörden und stoppte staatliche Programme.
Freiheit ist zentral
Sein bisheriges Wirken ruft zwiespältige Reaktionen hervor. Von liberaler Seite erhält er Beifall: Die Inflation sei gesunken, die Bürokratie kleiner und die Regierung effizienter geworden. Erstmals seit langem konnte Argentinien gar einen Haushaltsüberschuss vorweisen. Dem linken politischen Spektrum ist er ein Schreckgespenst und eine «Gefahr»: Die positiven Wirtschaftsdaten seien reine Kosmetik, die extreme Armut im Land sei noch grösser geworden. Florieren würde nur der Drogenhandel in den Elendsvierteln, die der Staat im Stich gelassen habe.
In Zürich überschattet ein Farbanschlag auf das Liberale Institut bereits jetzt den Besuch. Es sind weitere Proteste angekündigt, eine Demonstration wurde offiziell bewilligt.
Wie so oft liegt die Wahrheit wohl in der Mitte. Das lateinamerikanische Faktencheck-Portal «chequeado.com» schreibt, dass auch Milei die Sozialpläne nicht abschaffen will. Sein Denken und Handeln aber drehe sich immer um die Freiheit als höchstes Gut. So passt es, dass Milei heute an der Freiheitsfeier des Liberalen Instituts auftritt und geehrt wird. Die 1979 gegründete Denkfabrik widmet sich «der Erforschung freiheitlicher Ideen» und «untersucht die Schweizer Tradition und Kultur von individueller Freiheit, Frieden und Offenheit». Geehrt werde Milei «für seine internationale Vorreiterrolle bei der Bekämpfung des ausufernden Staates». Der Direktor des Instituts, Olivier Kessler, verspricht einen «unvergesslichen Abend».
Der argentinische Präsident ist eine schillernde Figur der internationalen Politik. An der Freiheitsfeier des Liberalen Instituts wird Milei den Röpke-Preis für Zivilgesellschaft 2025 entgegennehmen.