Die Schänner Windkraftgegner können durch-, aber nicht aufatmen
Der Bund genehmigt die Windenergie-Planung des Kantons St. Gallen. Nun sind 15 Gebiete festgesetzt, die für Windparks geeignet sind. Schänis ist nicht dabei. Der Standort ist damit aber nicht vom Tisch.
Im Kanton St.Gallen weht der Wind of Change: Bis 2050 soll der COâ-Ausstoss unter dem Strich bei null sein. Das Potenzial für neue Wasserkraftwerke ist laut Kanton so gut wie erschöpft. Deswegen sollen es Fotovoltaikanlagen und Windräder richten. Von Letzteren erhofft sich der Kanton vor allem im Winter Rückenwind, wenn bei den Fotovoltaikanlagen Flaute ist.
Zu viele Konflikte
Der Bund habe die Planungen des Kantons für die Windkraft nun genehmigt, wie der Kanton am Montag in einer Medienmitteilung schreibt. Damit seien nun 15 Windeignungsgebiete rechtskräftig (siehe Karte). Mit dabei ist das Land in den Gemeinden Eschenbach und Wattwil.
Der vorgeschlagene Standort Witöfeli/ Steinerriet in Schänis behält den Status «Vororientierung». Gleiches gilt für das Gebiet Rheinau in den Gemeinden Bad Ragaz, Mels, Sargans, Vilters-Wangs und Wartau.
Die Windkraftgegner und -gegnerinnen in Schänis könnten zunächst einmal durchatmen, sagt Ralph Etter, Leiter des kantonalen Amts für Raumentwicklung und Geoinformation. So lange die Konflikte dort nicht bereinigt seien, ändere sich am Status nichts. Der Kanton plane keine weiteren Schritte, um offene Konflikte zu lösen.
«Es müsste ein Projektträger kommen, der dort etwas machen will und dann die Konflikte bereinigt», sagt Etter. Das könne zum Beispiel ein Stromkonzern oder ein örtliches Elektrizitätswerk sein. Der Amtsleiter erwartet, dass die Investoren ihren Fokus zunächst auf Gebiete legen, in denen weniger Widerstand zu erwarten ist. Auf dem Flumserberg und dem St.Margarethenberg etwa finden bereits Windmessungen statt.
Die Axpo möchten am Flumserberg bis zu sechs Windräder errichten. Das Ausmass eines solchen haben sie am vergangenen Wochenende effektvoll mit rund 200 Drohnen veranschaulicht.
Flugplatz als Hauptgrund
Der Hauptkonflikt in Schänis ist der Flugplatz. Würden die Windräder gebaut, könnten am Flugplatz die vom Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) genehmigten Flugkurven nicht mehr eingehalten werden. Das ist einer der Gründe, warum sich die Politische Gemeinde gegen die Eintragung als Windeignungsgebiet ausgesprochen hatte.
Auch der Boden, in dem die Windräder verankert werden müssten, erscheint Gemeindepräsidentin Gabriela Tremp nicht geeignet. «Es handelt sich um Schwemmland, in dem massive Fundamente nötig wären, um 200 Meter hohe Windräder zu verankern», sagt sie. Zudem gebe es Sorgen, dass ein solcher Eingriff das unterirdische Grundwassersystem aus dem Gleichgewicht bringen könnte.
Durchatmen, nicht aufatmen
Dass Schänis den Status «Vororientierung » behält, sieht Tremp als Verschnaufpause. Damit äussert sie sich ähnlich wie Etter vom Kanton, der von einem Grund zum Durchschnaufen gesprochen hatte. Aufatmen können die Schänner Windkraftgegner und -gegnerinnen also offenbar nicht.
«Es wäre schön gewesen, wenn das Gebiet aus dem Richtplan genommen worden wäre, das ist aber nicht der Fall», sagt Tremp. Es handle sich aber zumindest um eine Verzögerung.
Ein Grossteil der Fläche, auf dem die Windräder in Schänis angedacht wären, gehört der Ortsgemeinde. Auch die habe sich dagegen ausgesprochen, sagt Tremp. Laut Etter müsste der Grundeigentümer mitmachen, damit ein Windpark realisiert werden kann. «Der Projektträger müsste den Eigentümer überzeugen, sonst gehe ich nicht davon aus, dass etwas zustande kommen würde», sagt er.
Tremp bezweifelt das. «Ich bin nicht sicher, ob es zu verhindern wäre, wenn der Kanton dort tatsächlich Windräder bauen möchte. Hilfreich ist aber sicher, dass Ortsverwaltungs- und Gemeinderat am gleichen Strick ziehen, was mich sehr freut.»
Wann stehen die ersten Windräder?
Die Bewilligungsverfahren für die Windparks von nationalem Interesse laufen über kantonale Sondernutzungspläne. Der Kanton ist für die Prüfung der Gesuche und das Erteilen von Bewilligungen zuständig. Vorab sind eine Machbarkeits- und Wirtschaftlichkeitsstudie sowie ein Umweltverträglichkeitsbericht zu erstellen.
Etter geht davon aus, dass die Wind-parks am Flumserberg oder am St. Margarethenberg bei gutem Verfahrensverlauf in etwa fünf Jahren realisiert werden könnten.