Seglerin Justine Mettraux wetteifert bis zum Schluss mit den Besten
Justine Mettraux ist immer noch auf Kurs, ihre erste Solo-Weltumseglungsregatta Vendée Globe in den Top 10 abzuschliessen. Eine tolle Leistung für die Genferin.
«Justine la machine», wie sie von manchen in der Segelszene genannt wird, gelingt ein wahres Kunststück. Mitten in der Aufholjagd über den Atlantik ist sie immer noch Teil der Verfolgergruppe, in der sich fast ausschliesslich Einrumpfboote der neuesten Generation befinden.
«Es ist schön, mit Jérémie Beyou oder Thomas Ruyant in Kontakt zu sein, deren Boote ein grösseres Potenzial haben als meines, auch wenn das Wetter mir sehr geholfen hat», sagte Justine Mettraux zu Beginn dieser Woche in einem Telefoninterview mit Keystone-SDA vor der brasilianischen Küste.
Zwar gehört ihr Boot nicht zu den Antiquitäten der Flotte, aber Justine Mettraux hat dennoch Verdienste. Ihre Jacht stammt aus dem Jahr 2018 und hat bereits eine Vendée Globe in den Foils hinter sich – mit Jérémie Beyou, Zwölfter in der Austragung 2020/21. Und mit Ausnahme des Briten Sam Goodchild (mit Bootsjahrgang 2019) segeln alle Skipper der Top 10 auf der neuesten Hightech-Generation.
Den richtigen Zug noch erwischt
Das Defizit hinderte die 38-Jährige nicht daran, zu dieser Gruppe aufzuschliessen, nachdem sie am Kap der Guten Hoffnung mehr als 700 Meilen im Hintertreffen lag. Zusammen mit der Französin Clarisse Crémer, der Britin Samantha Davies und dem Deutschen Boris Herrmann gelang es ihr, den Abstand im Indischen Ozean zu verringern. Dann, am Eingang des Pazifiks, schloss sie wieder auf und liess ihre beiden Konkurrentinnen im Rückspiegel zurück.
Justine Mettraux schildert die entscheidende Situation so: «Es gab eine Front, die ich nicht verpassen durfte und mit der ich trotz der sehr harten Bedingungen vorankam. Dadurch konnte ich im Gegensatz zu Clarisse und Samantha, die den Zug knapp verpasst haben, im Rennen bleiben.» Danach habe sie etwas besseres Wetter als die Gruppe vor ihr gehabt. «Dadurch konnte ich natürlich aufholen, aber nicht, weil ich etwas Besonderes gemacht habe. Ich konnte einen geraden Kurs fahren, während sie aufkreuzen mussten.»
Nachdem sie kurzzeitig auf den vorläufigen achten Platz geklettert war, lag die 38-jährige Genferin am Mittwochmittag Schweizer Zeit wieder auf dem 10. Rang, 2352 Seemeilen hinter dem führenden Charlie Dalin. Der Franzose steuert auf den Sieg zu, der ihm 2021 um zweieinhalb Stunden entgangen war.
Noch zwei Wochen
Auf ihrem Weg zurück nach Les Sables-d’Olonne hat Justine Mettraux vor, eine Route nahe der brasilianischen Küste zu segeln. Vor der Rückkehr in die Passatwinde musste die in Lorient ansässige Seglerin allerdings eine Schwachwind-Zone passieren, in der sich das Vorsegel, das sie Ende November verloren hatte, als nützlich hätte erweisen können.
Nach 80 Prozent der Strecke ist Justine Mettraux bereits mit ihrem Rennen zufrieden, auch wenn sie daran erinnert, dass das Hauptziel darin bestehe, in den sicheren Hafen zurückzukehren: «Man ist nie vor irgendwelchen Sorgen gefeit. Ich werde versuchen, alles in einem Stück zu behalten und weiterhin meinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen», sagt die erstklassierte Frau in der Zwischenrangliste, welche von den Organisatoren zwischen dem 22. und 24. Januar im Ziel erwartet wird. Sie wird dort, sofern ihr Boot von einem grossen Defekt verschont bliebt, vor ihren Landsmännern Alan Roura und Oliver Heer eintreffen.