Unbeschwertheit als Ziel
Der Schweizer Nationaltrainer Andy Schmid hat nach dem Yellow Cup in Winterthur, der Hauptprobe für die WM, gemischte Gefühle. Der Schock der Verletzung von Manuel Zehnder wirkt nach.
Die Schweizer beendeten das Traditionsturnier nach Siegen gegen den Kosovo (34:24) und die Niederlande (34:33) sowie der Auftaktniederlage gegen Italien (29:31) auf dem 2. Platz. Mit den Leistungen war Schmid insgesamt zufrieden. «Die Partie gegen Italien kam vielleicht zu früh für uns. Sonst spielten wir zweimal phasenweise sehr gut», sagt er gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Dass es für ihn neben einem lachenden auch ein weinendes Auge gab, lag am Ausfall von Spielmacher Manuel Zehnder. Der Topskorer der vergangenen Saison in der Bundesliga riss sich gegen Italien das Kreuzband, das Innenband sowie den Meniskus des linken Knies und hat eine lange Rehabilitation vor sich. Der Schock beim Team sass tief. Diesen zu verdauen, habe bis zum nächsten Spiel gedauert, erzählt Luka Maros. «Der Sieg gegen den Kosovo half, ihn abzuschütteln.»
Einen Anker haben
Der Aufbauer der Kadetten Schaffhausen trug mit acht Toren massgeblich zum tollen Erfolg gegen den Turniergewinner und letztjährigen EM-Zwölften Niederlande bei. An Maros lag es allerdings auch, dass der Gegner nach einem 9:14 (21.) zurück ins Spiel fand, unterliefen ihm doch bis zur Pause (16:16) drei technische Fehler. Es gelte, in nervösen Phasen einen Anker zu haben, an dem sie sich festhalten könnten, und nicht etwas Neues zu probieren, sagt Maros dazu selbstkritisch. «Wir müssen einfach und gradlinig agieren.»
Schmid sprach von einer anderen Struktur im Spiel, da keiner im Team an die individuelle Klasse von Manuel Zehnder herankomme. Jene, die ihn ersetzen müssten, hätten jedoch andere Qualitäten. «Diese probieren wir zu einem guten Puzzle zusammenzusetzen. Wenn jeder seine Stärken einbringt, verfügen wir über viel Klasse. Alle sind sehr willig und sehr ehrgeizig. Dass gewisse Sachen funktionieren, gibt mir ein gutes Gefühl. Es liegt eine spannende Zeit vor uns.»
Trainingslager in Stans
Sehr gute Ansätze als Ersatz von Manuel Zehnder zeigte der 23-jährige Mehdi Ben Romdhane. Felix Aellen besitzt noch Luft nach oben. Ab Dienstag holt sich die Mannschaft in Stans inklusive eines Testspiels am Donnerstag gegen den BSV Bern den letzten Schliff für die WM. Am kommenden Montag reist das Team über Frankfurt nach Dänemark. Untergebracht ist es in Silkeborg, das gut eine halbe Autostunde vom Spielort Herning entfernt liegt. Die Gegner in der Vorrunde sind Tschechien (15. Januar), Deutschland (17. Januar) sowie Polen (19. Januar). Die ersten drei der Gruppe erreichen die Hauptrunde.
«Die WM wird vom Kopf und vom Druck her etwas ganz anderes», betont Schmid. «Ich möchte, dass die jungen Spieler die Emotionen und das Gefühl einer WM unbeschwert aufsaugen. Unbeschwertheit ist ein Erfolgsfaktor. Wenn man sich nicht zu viele Gedanken macht, führt man intuitiv vieles richtig aus. Das ist unser Ziel. Der Grat zur Lässigkeit ist jedoch schmal.» Wie auch immer ist nach dem Sieg gegen die Niederlande durchaus Optimismus angebracht.