Terrorbedrohung steigt laut Bundesanwalt auch in der Schweiz
Aktuell werden in der Schweiz 120 Terrorverfahren geführt. Wie Bundesanwalt Stefan Blättler im Interview mit der «SonntagsZeitung» sagte, entspricht dies einer Verdoppelung der Fälle gegenüber dem Jahr 2022.
Die meisten hätten einen jihadistischen Hintergrund. Es gehe dabei um Terrorpropaganda im Internet, um Geld, das aus der Schweiz heraus an terroristische Organisationen fliesse, und um Personen, die in den Jihad reisen. Es bestehe die Gefahr, dass diese Personen dereinst selbst Anschläge planen, sollten sie im Vorfeld nicht gestoppt werden. Dank Interventionen hätten geplante Anschläge in jüngerer Zeit tatsächlich auch verhindert werden können, sagte Stefan Blättler weiter. Trotzdem warnte er: «Wir müssen damit rechnen, dass die terroristischen Aktivitäten in der Schweiz zunehmen.»
Der Eindruck, dass die Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern wie Deutschland oder Frankreich bislang verschont geblieben ist, trüge. Auch wenn es sich dabei um vergleichsweise kleine Fälle mit isolierten Einzeltätern gehandelt habe, kam es doch in Morges, Lugano und Zürich zu Vorfällen. Gerade weil es sich um isolierte Täter handle, sei es umso schwieriger, diese zu entdecken. «Der Anschlag in Magdeburg unterstreicht aufs Neue, dass wir wachsam sein müssen», sagte der Bundesanwalt weiter.
Ermittlungen bleiben auf der Strecke
Wegen Überlastung und Personalmangel bei der Bundesanwaltschaft blieben andere Ermittlungen, etwa zu organisierter Kriminalität oder Cyberkriminalität, liegen. «Der Bund hat die innere Sicherheit lange Zeit vernachlässigt. Wir haben in diesem Bereich ganz klar ein Manko», wurde Blättler weiter zitiert.
Blättler mahnte, die Schweiz müsse gegen Bandenkriminalität aktiv vorgehen, um Verhältnisse wie in Belgien oder Schweden mit Gewalt und Erpressung zu vermeiden.