Das organisierte Chaos von Lars Leuenberger
Seit Sonntag ist Lars Leuenberger Cheftrainer von Fribourg-Gottéron. Am Spengler Cup versucht er, seine neue Mannschaft kennenzulernen und sein System einzubringen. Sein Credo: organisiertes Chaos.
Lars Leuenberger hat verrückte Tage hinter sich. Statt beschaulichen Weihnachten und einem Kanada-Trip mit seinem Sohn steht er nun wieder an der Bande eines National-League-Teams. Bis jetzt durchaus erfolgreich. Am Montag gewann er in der Meisterschaft in Zug, am Freitag am Spengler Cup 6:4 gegen Kärpät Oulu. Dazwischen liegt eine Niederlage im Penaltyschiessen gegen Dynamo Pardubice.
Ganz überraschend kam die Berufung an die Bande für den gebürtigen Ostschweizer nicht. «Ich muss da etwas ausholen», sagt er in Davos. «Ich hatte ja schon einen unterschriebenen Vertrag als Assistenztrainer in Freiburg für die kommende Saison.» Dann übernimmt der Schwede Roger Rönnberg bei Gottéron das Zepter, mit dem sich Leuenberger bereits intensiv ausgetauscht hat. «Ich habe die Mannschaft also bereits ein wenig verfolgt.» Er war also die logische Wahl für den Rest der Übergangssaison von der Ära Christian Dubé zu Rönnberg. Seit seiner Freistellung in Olten im Januar war er «nur» noch TV-Experte.
Mehr Bewegung in der offensiven Zone
Leuenberger wird also jetzt schon versuchen, Rönnbergs Philosophie zu implementieren. Der Spengler Cup ist eine gute Zeit, um seine Spieler kennenzulernen. «Wir haben schon gestern und heute mit ihnen gearbeitet und neue Ideen reingebracht oder individuelle Taktiken mit ihnen besprochen», erklärt er am Freitagabend. Ein Ziel: «Sie sollen sich in der offensiven Zone bewegen, verstehen, dass die Verteidiger nicht immer auf der blauen Linie sind.» Leuenberger lacht: «Ich möchte ein organisiertes Chaos, ja, so könnte man es sagen.»
Was er bisher gesehen hat, gefällt Leuenberger. «Das Team hat viel Charakter gezeigt», stellt der 49-jährige Ostschweizer mit Vergangenheit als Spieler und jetzt Coach beim SC Bern und Fribourg. In Zug lag man zweimal im Rückstand, gegen Oulu sogar dreimal und gegen Pardubice bis ins Schlussdrittel 0:2. «In den letzten Wochen wäre Fribourg nach einem 0:2 vermutlich auseinandergefallen», glaubt er.
Kevin Nicolet, der gegen Oulu mit 21 Jahren sein erstes Tor für die erste Mannschaft schoss, erklärt es so: «Der Trainerwechsel hat ein wenig eine neue Dynamik reingebracht.» Es gebe nun eine neue Linie. «Wir kennen unser Potenzial, und wir wissen, dass es nun an uns liegt, sich reinzuhängen.»
Erfolg als «Notnagel»
Lars Leuenberger weiss, dass er in einem halben Jahr wieder ins zweite Glied treten wird. Das ist ein Unterschied zu seinem Engagement bei Bern, als er am 18. Dezember 2015 beförderte wurde und aus einer schwierigen Situation heraus noch Meister wurde. Er hat also gute Erfahrungen als «Notnagel».
Schmunzelnd sagt er deshalb: «Es wird diesmal gleich enden.» Als Versprechen will er dies aber nicht verstanden wissen. In Freiburg, wo sie sich so sehnlich wie bisher immer vergebens einen Titel wünschen, würden sie ihm ein Denkmal aufstellen.