Bencic und Stricker am United Cup mit nächstem Comeback-Schritt
Bereits in der Nacht auf Freitag beginnt mit dem United Cup in Sydney und Perth die neue Tennissaison. Für viele Schweizer kündigt sich ein Jahr der Weichenstellungen an.
Bei der dritten Ausgabe des United Cups für Mixed-Teams ist die Schweiz nach einem Jahr Unterbruch wieder dabei – dank dem Comeback von Belinda Bencic. Im November und Dezember hat die Olympiasiegerin von 2021 bereits deutlich gemacht, dass ihr Potenzial auch nach der Geburt ihrer Tochter im letzten April noch immer enorm ist. Viele Augen werden im kommenden Jahr auf sie gerichtet sein – aber nicht nur auf sie.
Nach nur drei Turnieren – und einer nicht für die Weltrangliste zählenden Partie am Billie Jean King Cup – steht Bencic bereits wieder in den Top 500 (8 Siege, 2 Niederlagen). Beim Challenger-Event in Angers deklassierte sie unter anderen die Weltnummer 113 Océane Dodin 6:3, 6:1. Nun werden die Aufgaben wieder grösser. Bencics selbsternanntes Ziel bleibt der Gewinn eines Grand-Slam-Turniers.
Mit ihrem geschützten Ranking von 15 hat Bencic ihren Platz im Hauptfeld des Australian Open, dem ersten Höhepunkt des Jahres, auf sicher. Gleiches gilt für Dominic Stricker, ebenfalls dank eines geschützten Rankings, und Stan Wawrinka, der als Champion von 2014 eine Wildcard erhielt.
Stricker unter Druck
Nach dem magersten Jahr seit Jahrzehnten ohne einen Schweizer Mann oder eine Schweizer Frau in den Achtelfinals eines Grand-Slam-Turniers stehen viele an einem Wendepunkt. Während Wawrinka (ATP 161) mit bald 40 Jahren versuchen wird, noch einmal ein paar Glanzpunkte zu setzen, geht es für Stricker (ATP 300) darum, seine Karriere neu zu lancieren.
Nach seinen Rückenproblemen, die ihn ein halbes Jahr flach legten, kam der Juniorensieger des French Open 2020 nur langsam auf Touren. Mit einem Viertelfinal in Stockholm und einem Achtelfinal in Basel zeigte er aber sein unbestritten grosses Potenzial. Nun muss er die Resultate bald bestätigen, um wieder in die Top 100 zurückzukehren, ehe sein geschütztes Ranking ausläuft. Punkte hat er immerhin vorerst keine zu verteidigen.
Stricker bildet mit Bencic das planmässige Duo beim United Cup. Die Schweiz trifft in der Gruppe D in Sydney auf Frankreich (am 28. Dezember) und Italien (29. Dezember). Als Ersatzleute gehören auch Céline Naef, Conny Perrin, Rémy Bertola und Jakub Paul zum Schweizer Team. Die Gruppensieger sowie die besten Gruppenzweiten erreichen die Viertelfinals vom 2./3. Januar.
Dank Viktorija Golubic (WTA 90) endet das Jahr nicht ohne eine Schweizer Präsenz in den Top 100. Die 32-jährige Zürcherin reihte zehn Siege aneinander und gewann die Turniere in Jiujiang (WTA 250) und Limoges (Challenger). Das Hoch kam aber zu spät, ohne eine Absagenflut dürfte sie am Australian Open die Qualifikation bestreiten müssen. Da ist sie gleich gefordert, denn vor einem Jahr hat sie in Melbourne erstmals die 3. Runde erreicht.
Nächste Generation auf Sprung in Top 100
Bei den Männern lauern einige weitere Nachwuchskräfte auf den erstmaligen Sprung in die Top 100, die zuletzt wie Stricker immer wieder von Verletzungen ausgebremst wurden. Leandro Riedi (ATP 135) war auf bestem Weg dazu, ehe er seine Saison Ende August wegen einer Knieoperation beenden musste. Eine solche musste Jérôme Kym (ATP 134) 2023 über sich ergehen lassen, ehe er im letzten Jahr eine starke Reaktion zeigte. Bereits zu den Erfahreneren gehören die beiden Zürcher Alexander Ritschard (30/ATP 118) und Marc-Andrea Hüsler (28/ATP 159). Sie waren schon in den Top 100 und wollen dahin zurück.
Auf einem guten Herbst aufbauen will auch die 19-jährige Céline Naef (WTA 153), während Jil Teichmann (WTA 135) nach schwierigen Monaten ebenfalls wieder Fuss gefasst hat. Dazu hat das Schweizer Kontingent in der WTA-Rangliste unerwartete Verstärkung bekommen. Anfang 2018 hatte Rebeka Masarova (WTA 145) – sehr zum Unmut von Swiss Tennis – der Schweiz den Rücken gekehrt und sich dem spanischen Verband angeschlossen. Nun spielt die 25-jährige Baslerin mit spanischer Mutter und slowakischem Vater wieder unter Schweizer Flagge. Auch sie hofft auf bessere Zeiten nachdem sie in diesem Jahr 80 Weltranglistenplätze verloren hat. Ob sie auch für den Billie Jean King Cup ein Thema wird, muss sich noch zeigen.