Bangladesch bittet Indien um Auslieferung von Ex-Regierungschefin
Bangladeschs Übergangsregierung hat das Nachbarland Indien um die Auslieferung der geflüchteten früheren Ministerpräsidenten Sheikh Hasina gebeten. Die Anfrage sei in Form einer Verbalnote an die indische Regierung übermittelt worden, berichteten die Zeitung «The Daily Star» und andere örtliche Medien unter Berufung auf den Berater für auswärtige Angelegenheiten in Dhaka, Touhid Hossain. Der 77-Jährigen werden unter anderem Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen.
Die langjährige Regierungschefin war Anfang August nach Massenprotesten und schweren Zusammenstössen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften zurückgetreten und wurde mit einem Militärhubschrauber nach Indien gebracht.
Bei den Protesten, die von Studenten angeführt wurden, kamen Hunderte Menschen ums Leben. Ihre damalige Regierung hatte versucht, mit aller Härte gegen die Protestierenden vorzugehen.
Die Proteste richteten sich anfangs gegen die geplante Wiedereinführung eines kontroversen Quotensystems im öffentlichen Dienst. Später forderten die Demonstranten den Rücktritt Hasinas, die das Land zunehmend autoritär regiert hatte. Nach ihrer Flucht wurde mit dem Rückhalt des Militärs eine Interimsregierung unter Führung des Friedensnobelpreisträgers Muhammad Yunus eingesetzt.
Ein Gericht in Bangladesch hatte bereits im Oktober Haftbefehle gegen Hasina und etliche weitere Personen einschliesslich ehemaliger Parteifreunde der Politikerin erlassen. Wie Indien auf das Auslieferungsgesuch reagieren wird, war zunächst unklar.