Economiesuisse erwartet weiterhin verhaltenes Wirtschaftswachstum
Bei der Schweizer Konjunktur ist keine Beschleunigung in Sicht. Angesichts von schwacher Nachfrage und drohenden Handelsstreitigkeiten rechnet Economiesuisse nur mit einem verhaltenen Wachstum der hiesigen Wirtschaft.
Die weltwirtschaftliche Situation werde sich auch im nächsten Jahr nicht entscheidend verbessern, erklärte der Dachverband der Schweizer Wirtschaft: Für 2025 sagt Economiesuisse laut Mitteilung vom Mittwoch ein Wachstum des realen Bruttoinlandproduktes (BIP) von 1,4 Prozent voraus.
Damit bleibe die Schweizer Wirtschaft auch im 2025 etwas unter ihrem Potenzial. Für das auslaufende Jahr 2024 hat Economiesuisse derweil ihre bisherige Prognose von 1,1 Prozent BIP-Wachstum bestätigt. In den ersten drei Quartalen ist das BIP nur schwach gewachsen, wie Zahlen des Staatssekretariates für Wirtschaft (Seco) in der vergangenen Woche zeigten.
Handelsbarrieren heizen Inflation an
Die Weltmärkte fragmentierten sich weiter in Handelsblöcke und einzelne Märkte, die sich voneinander abschotten würden, so Economiesuisse. Dies werde sich auch mit der Übernahme der Regierungstätigkeit durch den neuen US-Präsidenten Donald Trump nicht ändern. Vielmehr würden wohl weitere Handelsbarrieren errichtet, die mit Gegenmassnahmen anderer Länder begleitet würden.
Der Verand warnt denn auch vor den negativen Folgen eines Handelskriegs durch gegenseitige Zollerhöhungen. Diese würden die Importgüter verteuern, was die Inflationsrate wieder anheizen würde.
Schweizer Exporte verlieren an Schwung
Eine offene Volkswirtschaft wie die Schweiz ist von solchen Entwicklungen speziell betroffen. «Die geopolitischen Spannungen belasten das Weltwirtschaftswachstum und damit die Schweizer Exportwirtschaft», meinte der Verband weiter. Die Nachfrage sei schon schwach, insbesondere in Europa. Das Wachstum der Exporte dürfte sich von 1,7 Prozent in diesem Jahr auf nur noch 1,0 Prozent im 2025 verringern, schätzt Economiesuisse.
Insgesamt aber behaupte sich die Schweizer Exportindustrie auch im schwierigen internationalen Umfeld durch den Fokus auf hochspezialisierte Nischenprodukte und innovative Spezialitäten. Die breite Diversifikation mit einem guten Branchenmix und einer weltweiten Orientierung helfe in unsicheren Zeiten.
«Wenn die Nachfrage beispielsweise in der europäischen Automobilindustrie schwach ausfällt, ist dies für die Schweiz zwar problematisch, nicht aber existenzbedrohend, weil andere Märkte zumindest teilweise kompensierend wirken», erläuterte Economiesuisse.
Binnenwirtschaft solide
Die Schweizer Binnenwirtschaft wachse hingegen solide. Sie könne sich auf eine stabile Konsumnachfrage stützen. Die privaten Haushalte profitieren von Reallohnerhöhungen und tiefer Arbeitslosigkeit. Der Privatkonsum dürfte im nächsten Jahr um 1,6 Prozent zulegen. Auch der Staat konsumiere kräftig. Deutlich verhaltener seien Unternehmen, bei denen die unsichere Marktentwicklung die Investitionen dämpfe. Für 2025 sollten die Ausrüstungsinvestitionen aber wieder deutlich zunehmen, nachdem sie in den vergangenen zwei Jahren geschrumpft waren.
Viele Branchen, die mehrheitlich binnenwirtschaftlich orientiert sind, entwickeln sich laut dem Verband nach einem guten 2024 auch 2025 positiv: Der Bau und besonders das Ausbaugewerbe, der Gross-, Detailhandel, die Gesundheitsbranche, das Beratungswesen oder Informatik & Telekom dürften insgesamt zulegen. Schwieriger werde es für das Druck- und Verlagswesen.
Inflation geht schneller zurück als erwartet
Zudem sei die Inflation tief. Der Dachverband rechnet mit einem Rückgang der Teuerung von 1,3 Prozent in diesem Jahr auf noch 0,8 Prozent im Durchschnitt im nächsten Jahr. Damit sei die Inflation rascher gesunken als erwartet, erklärte Economiesuisse.
Der Schweizer Arbeitsmarkt normalisiere sich derzeit etwas. Die Zahl der offenen Stellen nehme ab und der Arbeitskräftemangel reduziere sich leicht. «Doch die Beschäftigungsaussichten bleiben insgesamt gut, denn mehr Firmen wollen den Personalbestand aus- als abbauen», hiess es. Economiesuisse geht davon aus, dass die Arbeitslosenquote nur leicht von 2,4 Prozent im laufenden Jahr auf 2,6 Prozent im nächsten Jahr ansteigen wird.