Paris fordert von Grossbritannien Kurswechsel bei Migration
Angesichts der zunehmenden Zahl von Migranten, die bei der Überfahrt nach Grossbritannien im Ärmelkanal ertrinken, hat Frankreichs Innenminister Bruno Retailleau alarmiert reagiert. Er forderte von London einen Kurswechsel in der Flüchtlingspolitik.
«Wenn so viele Flüchtlinge den Ärmelkanal überqueren wollen, dann liegt das daran, dass das britische Modell sehr attraktiv ist», sagte Retailleau im nordfranzösischen Ambleteuse. Wenn Grossbritannien seine Attraktivität für Migranten nicht reduziere, werde die Zahl der Bootsflüchtlinge weiter steigen.
Grossbritannien müsse legale Einwanderungsmöglichkeiten schaffen, sagte der Innenminister. Die Beziehung zwischen Frankreich und dem Vereinigten Königreich könne sich nicht darauf beschränken, das Grossbritannien seinen Grenzschutz an Frankreich auslagere. Nötig sei ein neuer Rahmenvertrag zwischen beiden Ländern zum Umgang mit Migranten. Das Problem löse sich nicht mit mehr Geld oder zusätzlichem Polizeieinsatz. «Wenn wir weiter machen wie bisher, wird es weitere Tote geben.»
Bereits 72 Tote im Ärmelkanal
In grosser Zahl überqueren Migranten seit Jahren von Nordfrankreich aus den Ärmelkanal, um Grossbritannien zu erreichen. Schleuser pferchen die Menschen auf überfüllte Schlauchboote, die bei der Überfahrt häufig sinken. In diesem Jahr kamen dabei nach Polizeiangaben bereits 72 Migranten ums Leben, wie die Zeitung «Le Parisien» berichtete.
Grossbritannien versucht, die Migration über den Ärmelkanal seit Längerem auch mit französischer Hilfe einzudämmen und zahlt dafür Millionensummen an Paris. Der französische Innenminister kündigte ein Treffen mit seiner britischen Amtskollegin Yvette Cooper am 9. Dezember in Calais an, um über das künftige Vorgehen zu beraten.