Nadine Fähndrich steigt nach
Nadine Fähndrich hat im Sommer den Schwung geholt, der sie bis an die Olympischen Winterspiele 2026 tragen soll. Zu diesem Zweck engagiert sie den Trainer Ivan Hudac auf privater Basis.
An diesem verlängerten Wochenende startet der Langlauf-Weltcup in Kuusamo, Nadine Fähndrich ist zum Saisoneinstieg guten Mutes. Dabei stand das Jahr 2024 für die unbestrittene Nummer 1 im Schweizer Langlauf-Team zunächst unter schwierigen Vorzeichen: Ende Februar musste die Zentralschweizerin den Weltcup-Tross wegen gutartigen Herzrhythmusstörungen verlassen und sich einer Operation unterziehen. Und nach der Saison mündete der Zwist im Trainerteam dazu, dass Swiss-Ski den Vertrag mit Ivan Hudac nicht mehr verlängerte – der Slowake formte die Luzernerin zur Top-Athletin.
Bei einem Treffen am Rande ihres Skiausrüsters zieht Nadine Fähndrich ein positives Fazit zu ihren Bemühungen, die beiden Baustellen zu beseitigen. Das Herz schlägt wieder ohne Extraschläge, und das Herz schlägt weiterhin für Trainer Ivan Hudac. Die Athletin blickt auf ein Sommertraining zurück, das nach Plan lief und nach all den Widerwärtigkeiten eine Portion Extra-Motivation für den Winter gibt.
Das Herz
Bei den Worten Herzrasen, Extraschläge oder Operation am Herzen erschrickt manch einer. Und auch der Spitzensportlerin erging es nicht anders. «Ich begann gar nicht erst zu googlen, da findest Du zu 80 Prozent nur Negatives», erzählt die im Eigenthal aufgewachsene Sportlerin. Die kardiologische Weiterbildung war ihr nicht so wichtig, das aus dem Eingriff resultierende Ergebnis umso mehr.
Erste positive Rückmeldungen erhielt sie bereits zum Ende der vergangenen Saison, als sei nochmals in den Wettkampfbetrieb einstieg und bei den Sprints in Drammen und Falun bis in den Final vorstiess. Schon bei den Wettkämpfen hatte sie kaum mehr ans Herz gedacht, und im Sommertraining war das Ganze kein Thema mehr.
Bei den Leistungstests im September hingegen kam doch ein mulmiges Gefühl auf. Diese sind standardisiert. Zwangsläufig wurden die Erinnerungen an eine Intervall-Prüfung im September 23 wach. Damals spürte Nadine Fähndrich erstmals, dass etwas nicht stimmt. «Jetzt hat der gleiche Leistungstest sehr gut geklappt», betont die Zentralschweizerin. «Die Extraschläge sind viel, viel weniger geworden. Sehr oft war mir schlecht oder schwindlig. Aber diese Symptome sind nun fast weg.» Das beruhigt und motiviert.
Der Privattrainer
Zwischen den Trainern Hudac und François Faivre gab es vergangenen Winter immer wieder Reibungen. Dass etwas geschehen muss, war allen klar. Die Variante von Swiss-Ski, sowohl den Vertrag mit Hudac als auch mit Faivre nicht zu verlängern, überraschte dann doch – auch Nadine Fähndrich.
Der Siegerin von vier Weltcup-Sprints, WM-Zweiten im Team-Sprint und Podestläuferin vergangenen Januar beim Weltcup in Ulrichen über 20 km (Massenstart, Skating) war rasch klar, dass Hudac die Konstante in ihrem Leben als Spitzensportlerin sein muss. «Ich habe all meine Erfolge unter ihm geschafft, wir ticken gleich, wir sind beide sehr strukturiert, und wir verfolgen einen Langzeitplan, der bis zu den Olympischen Spielen 2026 reicht», zählt sie all die Vorteile auf.
Auch Hudac hielt sein Wort, dass er die in Knutwil lebende Athletin bis zu den Spielen 2026 unterstützen werde. Der Slowake lehnte anderweitige Angebote ab – einzig in seinem Heimatland hilft er dem Langlauf-Verband als Mentor in Trainerfragen. Er wird im Winter an mehreren Rennen vor Ort präsent sein, obwohl seine Athletin für diese Jahreszeit ins Nationalteam von Swiss-Ski zurückkehrt.
Doch wie soll das Ganze umgesetzt werden? Nadine Fähndrich entschied sich letztlich zusammen mit Bruder Cyril, Hudac als Privattrainer zu engagieren. Eine Teillösung mit Swiss-Ski wurde verworfen. «Dann wäre ich zwischen Stuhl und Bank gefallen. Ich hätte es allen recht machen wollen, nur mir nicht», sagt die Athletin. Der eigene Weg fürs Sommertraining sei beim Verband und den Team-Kolleginnen mehrheitlich auf Verständnis gestossen. «Zwar kann man es nie allen recht machen, aber auch andere im Langlauf-Team gehen teils eigene Wege.»
Das Engagement von Hudac kostet. «Selber, plus Sponsoren, die zusätzlich einschiessen», antwortet die 29-Jährige auf die Frage nach der Finanzierung. «Wir sind kostenbewusst unterwegs», fügt sie an.
Das Budget entlasten würden die Prämien für Podestplätze im Weltcup und eine WM-Medaille in Trondheim. «Ich fühle mit gut, ich fühle mich fit», beschreibt Nadine Fähndrich ihre Ausgangslage nach einer ereignisreichen Zwischensaison. «Ich bin auf dem richtigen Weg.» Am Freitag geht es mit einem Sprint in Kuusamo in der klassischen Technik los.