In Zürich brilliert das Nationalteam praktisch nie
Die Länderspiele im Letzigrund waren bisher keine Freude aus Schweizer Sicht. Am Freitag muss die Nationalmannschaft in Zürich den ersten Sieg seit 17 Jahren feiern, sonst steigt sie ab.
Der Letzigrund hat seine eigene Geschichte und ist seit jeher mit dem FC Zürich verbunden. Ausserhalb des Stadtzürcher Klubs ist das Stadion zumindest in Fussballkreisen jedoch nicht sehr beliebt. Durch die Tartanbahn, auf der sich jährlich die weltbesten Leichtathletinnen und Leichtathleten messen, ist der Rasen weiter entfernt als in klassischen Fussballstadien. Zudem kommt im Rund weniger Stimmung auf.
Wenn die Schweizer Nationalmannschaft in Zürich spielte, dann bis 2007 fast ausschliesslich im Hardturm. Nach dessen Abriss folgten die Auftritte im Letzigrund, zu dem die Schweizer allerdings ebenso wenig eine Liebesbeziehung aufbauen konnten wie die Fans der Grasshoppers, die bei jedem Heimspiel betonen, «trotz Exil» anwesend zu sein.
Einzig beim ersten Länderspiel im kurz zuvor neu eröffneten Letzigrund am 13. Oktober 2007 konnten die Schweizer jubeln. Dank Toren von Marco Streller (2) und Hakan Yakin setzte sich das Team von Trainer Köbi Kuhn gegen Österreich 3:1 durch. Es sollte der letzte Schweizer Sieg in Zürich bleiben.
Erst Nigeria, dann die Jahrhundert-Niederlage
Nur einen Monat später, im November 2007, setzte es die erste bittere Niederlage im «Letzi». Die Schweiz verlor das erste und bisher einzige Länderspiel gegen Nigeria 0:1. Dies war aber bloss ein Vorgeschmack auf die Partie knapp ein Jahr darauf, welche der damalige SFV-Präsident Ralph Zloczower als «die bei weitem schlimmste Niederlage, die ich je erlebt habe» bezeichnete.
Im dritten Spiel unter Trainer Otmar Hitzfeld unterlag die Schweiz den Amateuren aus Luxemburg 1:2. Die Niederlage im WM-Qualifikationsspiel erlangte auch durch die Vorberichterstattung unrühmlichen Kultstatus. «Ich liebe Luxemburgerli», lautete der Titel eines Textes im «Blick», ergänzt durch ein Foto von Gökhan Inler, das den Mittelfeldspieler mit offenem Mund und einer Handvoll des berühmten Gebäcks zeigte.
Die Boulevardzeitung bezeichnete das 1:2 hinterher als «Jahrhundert-Niederlage», vergleichbar mit dem 0:1 in Baku 1996. Aber auch gemässigtere Zeitungen fanden deutliche Worte. Die Schweiz habe «eine Ohrfeige für die Ewigkeit kassiert», schrieb «Le Nouvelliste», die Leistung sei «hundsmiserabelgrottenschlimm» gewesen, befand der «Tages-Anzeiger». Für die «Basler Zeitung» war das Spiel «schlicht katastrophal».
Es winkt die Versöhnung
Sieben Jahre dauerte es, bis die Schweizer Nationalmannschaft in den Letzigrund zurückkehrte. Ernstkämpfe gab es in Zürich allerdings keine mehr, die drei Auftritte nach der Luxemburg-Blamage waren Testspiele. Gegen die USA (2015) und gegen Kosovo (2022) gab es jeweils ein 1:1-Unentschieden, dazwischen verlor die Schweiz gegen Bosnien 0:2 (2016).
Wenig berauschende Gegner, noch weniger berauschende Leistungen: So lassen sich die Schweizer Länderspiele im Letzigrund zusammenfassen. Das soll sich am Freitag ändern. «Es besteht die Chance, den Abstieg in der Nations League zu verhindern. Dafür werden wir alles geben», sagte Pierluigi Tami, Direktor der Nationalteams, Anfang Woche. Gegen Serbien zählt deshalb nur ein Sieg, mit dem die Schweiz nach Punkten zu den Serben aufschliessen würde. Nur dann käme es in der letzten Runde zum Fernduell um den dritten Gruppenrang.
Auch wenn die Nations League nicht den höchsten Stellenwert geniesst, geht es im Letzigrund nach langer Zeit wieder um etwas. Nach vielen trostlosen Spielen winkt die Versöhnung mit dem Zürcher Stadion – oder es gibt die nächste bittere Enttäuschung.