Zwei Aufschlag-Kanoniere im Final
Der als Nummer 6 gesetzte Amerikaner Ben Shelton und der französische Überraschungsmann Giovanni Mpetshi Perricard stehen am Sonntag im Final der Swiss Indoors in Basel.
Der 22-jährige Ben Shelton (ATP 23) gehörte von Anfang an zu den Turnierfavoriten und setzte sich nach Stan Wawrinka und der topgesetzten Weltnummer 7 Andrej Rublew im Halbfinal auch gegen Arthur Fils 6:3, 7:6 (11:9). Er verhinderte damit einen rein französischen Final, denn anschliessend liess sich der ein Jahr jüngere Giovanni Mpetshi Perricard (ATP 50) auch vom als Nummer 4 gesetzten Holger Rune nicht stoppen.
Sowohl Shelton als auch Mpetshi Perricard haben im gesamten Turnier noch kein Aufschlagspiel verloren und stehen am Sonntagnachmittag (15.30 Uhr) in ihrem bisher grössten Final. Verloren haben beide noch nie im Endspiel. Der Amerikaner gewann bisher zwei Turniere der 250er-Kategorie, der Franzose eines. Basel ist eine Stufe höher.
Dramatisches Tiebreak
Im Duell zweier guter Freunde und hervorragender Aufschläger fiel die Entscheidung im Halbfinal zwischen Sheltin und Fils in einem dramatischen Tiebreak. Der zwei Jahre jüngere Franzose, der in der gesamten Partie keine Breakchance hatte, führte 5:0, hatte insgesamt fünf Satzbälle, konnte aber keinen dritten Durchgang erzwingen. Stattdessen war es die Weltnummer 23 aus Florida, die mit dem zweiten Matchball den Sack zumachte.
Der Linkshänder Shelton ist eines der Gesichter der «Next Generation» auf der ATP Tour. Das passt, denn mit seinen 22 Jahren war er bereits der älteste dieser Halbfinals in Basel, wo sich die jungen Spieler begeistern. Zwar geriet der Aufstieg des US-Open-Halbfinalisten von 2023 in diesem Jahr etwas ins Stocken, doch sein Potenzial ist unübersehbar.
«Ich habe wirklich sehr gut aufgeschlagen, und das war auch notwendig», sagte Shelton und entschuldigte sich lachend bei den Fans in der Halle. «Sorry, dass es nicht viele längere Ballwechsel gab, aber ich habe wirklich gut umgesetzt, was ich mir vorgenommen hatte.» Mit seiner sichtbaren Spielfreude und guten Laune hat er sich auch so in die Herzen der Basler Fans gespielt. Besonders freute er sich, dass ihm die Revanche gegen seinen Freund gelungen ist. In Tokio vor einem knappen Monat verlor er knapp in drei Sätzen, und Fils gewann dann das Turnier.
Durststrecke für Frankreich und USA
Das strebt nun auch Shelton an den Swiss Indoors an. Lange Ballwechsel dürfte es auch im Final keine geben, denn nun wartet mit Giobanni Mpetshi Perricard ein eigentlicher Aufschlagspezialist. Der 2,03-m-Riese aus Lyon ist der grösste Spieler in den Top 100 und schlägt sogar zweite Services mit über 230 km/h. Daran verzweifelte auch der hochtalentierte Däne Holger Rune, der 6:7 (6:8), 4:6 unterlag und seinen sechsten ATP-Halbfinal in Folge verlor.
«Der Return wird entscheidend sein», glaubt Mpetshi Perricard, der auf dem Platz sehr cool wirkte und im Sommer auf Rasen das bisher einzige Duell mit Shelton für sich entschied. Seinen bisher einzigen ATP-Final gewann er im Mai in Lyon auf Sand. «Diesmal bin ich nicht zuhause», sagte der Franzose lachend. «Aber es fühlt sich hier fast so an.»
Letzter französischer Sieger in Basel war Yannick Noah 1987, und auch die Amerikaner warten schon lange auf einen Sieg in der St. Jakobshalle. Der letzte gelang Pete Sampras 1996.
Hüsler/Stricker verpassen Finaleinzug im Doppel knapp
Im Doppel verpassten die Schweizer Marc-Andrea Hüsler und Dominic Stricker den Finaleinzug im Doppel nur knapp. Sie verloren in Basel den Halbfinal gegen das topgesetzte niederländisch-kroatische Duo Wesley Koolhof/Nikola Mektic 4:6, 7:6 (7:1), 6:10. Die beiden Davis-Cup-Spieler konnten damit den Coup von Sommer 2021, als sie zusammen das ATP-Turnier in Gstaad gewannen, nicht ganz wiederholen.