«Ladies Night» im Spital
Vier spannende Referate und Gespräche zur Gesundheit der Frau zogen am Donnerstagabend viele interessierte Zuhörerinnen ins Lachner Spital.
von Heidi Peruzzo
Der Oktober ist pink – die auffällige Illumination an der Aussenwand des Spitals Lachen zeigt, dass dieser Monat der Gesundheit der Frau gewidmet ist. Am Donnerstagabend wurde erstmals zu Referaten und Gesprächen rund um das Thema «Die Gesundheit der Frau» eingeladen. Und die Frauen kamen: Das Restaurant Santé war bis auf den letzten Platz besetzt.
Brustkrebs kennt kein Alter
Den Anfang der insgesamt vier Vorträge machte der Chefarzt der Frauenklinik, Dr. med. Deivis Strutas. Brustkrebs sei immer noch die häufigste Krebserkrankung, erklärte er. «Jährlich ha-ben wir etwa 6000 Neuerkrankungen in der ganzen Schweiz, in der March und den Höfen erkranken 60 bis 70 Frauen pro Jahr an Brustkrebs», so der Chefarzt. Noch eine weitere Zahl wies auf die Wichtigkeit der Früherkennung des Brustkrebses hin: Jede achte Frau erkrankt bis zu ihrem achtzigsten Lebensjahr an Brustkrebs, bei den Männern ist es nur jeder zweihundertste.
Der Arzt verwies auf die Risikofaktoren (grosse Brustdichte, Alkohol, Hormonersatztherapie und andere), aber auch auf die genetische Vorbelastung. Darum sei eine Früherkennung besonders wichtig. Er ermunterte die Zuhörerinnen, sich selber regelmässig die Brüste zu untersuchen, «ein Drittel aller Knötchen in der Brust wird von den Frauen selber entdeckt.» Leider sei im Kanton Schwyz immer noch kein Mammografie-Screening (Reihenuntersuchung an gesunden Frauen ohne Brustkrebs-Symptome ab 50 Jahren, alle zwei Jahre, in einigen Kantonen der Schweiz) eingeführt worden. «Bei uns ist eine Mammografie- Untersuchung nur über den Hausarzt möglich, das Screening sollte unbedingt möglichst bald eingeführt werden», so Strutas.
Frauenherzen schlagen anders
Die leitende Ärztin Kardiologie, Dr. med. Imke Poepping, erklärte das Frauenherz. «Das ist eine effiziente Maschine, die 60 bis 80 Mal pro Minute schlägt. Es ist kleiner als ein Männerherz und schlägt schneller.» Die Ärztin wies darauf hin, dass Herz-Kreislauferkrankungen zu den häufigsten Todesursachen bei Frauen gehören. «Jede dritte Frau stirbt an Herz-Kreislauferkrankungen, dagegen nur jede 25. Frau an Brustkrebs.» Frauen sterben häufiger an Herzkrankheiten, sind im Schnitt dabei aber zehn Jahre älter als Männer. «Frauen, achtet auf eure Herzen!», denn die Symptomatik bei Herzinfarkten sei diffiziler als bei Männern: Die Schmerzen werden oft nur im Schulterbereich wahrgenommen oder können in beide Arme ausstrahlen. «Manchen Frauen ist es einfach nur schlecht oder übel, auch Atemnot kann ein Symptom sein.» Durch diese eher untypischen Anzeichen würden die Frauen oftmals zum falschen Arzt geschickt. Auch sei immer noch festzustellen, dass Frauen viel zu lange warten, bis sie sich untersuchen lassen. Auch sei die Wiederbelebungsrate bei Frauen deutlich kleiner als bei Männern, «weil viele sich aus sexistischen Gründen nicht getrauen, die Bluse zu öffnen.» Zwischen 50 und 60 Jahren sei es Frauen auch ohne Symptome oder Risikofaktoren empfohlen, sich untersuchen zu lassen.
Hightech in der Gynäkologie
«Die Zukunft der Frauengesundheit ist da», begrüsste Dr. med. Vismantas Mikliusas, Leitender Arzt Frauenklinik, das Publikum. Stolz präsentierte er die neuste Errungenschaft des Spitals: den Fotona-YAG-Laser. Dieses revolutionäre Gerät dringt mit Lichtimpulsen in das Gewebe ein und regt die Kollagenproduktion an. Mögliche Anwendungen in der Gynäkologie sind bei Harninkontinenz oder bei vaginaler Trockenheit. Leider werden die Kosten für diese Behandlungen nicht von den Krankenkassen übernommen.
Wechseljahre – der Umgang mit einem neuen Lebensabschnitt
«In der Altersmedizin beginnt das Altern mit rund 60 Jahren, bei uns Frau-en jedoch bereits deutlich früher», erklärte Dr. med. Shenge Ahmed, Fachärztin Gynäkologie und Oberärztin im Frauenzentrum am See. Die Prämenopause beginne ungefähr mit 40 Jahren, «mit weniger oder stärker ausgeprägten Symptomen.» In den 60er-Jahren war die Antwort der Schulmedizin darauf die Hormonersatztherapie. Eine Studie einige Jahre später zeigte, dass Hormone vermehrt zu Herzkrankheiten und Brustkrebs geführt habe. «Diese Studie wurde inzwischen relativiert, Hormone sollen nicht einfach verteufelt werden.» Gerade bei Frau-en zwischen 50 und 59 Jahren könne die Einnahme von Hormonen auch ein grosser Benefit sein. «Die Hormone sollten aber spätestens mit 60 Jahren abgesetzt werden», so die Frauenärztin. Auch sie machte auf einen gesunden Lebenswandel aufmerksam. «Das Altern ist sehr individuell, wich-tig ist dabei die Lebensfreude zu behalten und positiv zu bleiben», so ihr Schlusswort.
Jeder ist sein eigener Arzt
In der anschliessenden Gesprächsrunde gab Moderatorin Rubina Meixger, die charmant und witzig durch die «Ladies Night» führte, das Schlusswort den Referenten. Jeder sei sein eigener Arzt, so ihr Fazit. Alle betonten die Wichtigkeit der Prävention und stell-ten fest, dass Frauen viel weiter sei-en in der Vorsorge als Männer. «Männer sehen wir meistens erst, wenn etwas kaputt gegangen ist», sagte Deivis Strutas schmunzelnd.
Das soll sich zukünftig verbessern: Am 14. November folgt ein weiterer Themenabend im Spital Lachen, die «Mens`s Night». Auch an diesem Anlass werden wieder kompetent und gut verständliche Referate und Gespräche zur Gesundheit des Mannes geboten. Man darf gespannt sein, ob im Restaurant Santé auch wieder zusätzliche Stühle bereitgestellt werden müssen.
Men’s Night: Gesundheitsthemen rund um den Mann: Donnerstag, 14. November, 18.30 bis 20.30 Uhr, Restaurant Santé, Spital Lachen.
«In der March und den Höfen erkranken 60 bis 70 Frauen jährlich an Brustkrebs.»
Dr. med. Deivis Strutas,
Chefarzt Frauenklinik Spital Lachen