Altes Schloss präsentiert sich bald in neuem Glanz
Absperrgitter verhindern den freien Zugang zum Schloss Rapperswil. Neben dem Eingang stehen mobile Toiletten. Bauarbeiter bewegen Kies und Pflastersteine. Es ist ein Bild, an das sich die Einheimischen mehr oder weniger gewöhnt haben. Doch schon bald ist es damit zu Ende. «Die Bauarbeiten sind in den letzten Zügen», sagt Paolo Lendi, Vizepräsident der Ortsgemeinde, unter traumhaften Wetterbedingungen zur Begrüssung.
Gemeinsam mit Michaela Sprotte, der zweiten Vizepräsidentin, Christa Rhyner, der Vorsteherin des Ressorts Gesellschaft und Natur, sowie Matthias Handke, dem neuen Betriebsleiter des Schlosses, gewährt Lendi Medienschaffenden einen Blick in das nahezu fer-tige Millionenprojekt. Seit November 2022 laufen die Bauarbeiten. Sie haben das Ziel, das Schloss so zu modernisieren, dass es noch besser für kulturelle, gesellschaftliche und touristische Zwecke nutzbar ist. Die offizielle Feier zur Wiedereröffnung des Schlosses findet am Samstag, 16. November, statt.
Getränke nur bei schönem Wetter
Nun ist auf dem Schlossareal der Baubetrieb in den letzten Wochen abgeflacht. Hin und wieder ist zwar eine Fräsmaschine zu hören, doch ansonsten sind die Schritte auf dem Kiesboden die einzigen Nebengeräusche. Das macht es wesentlich einfacher, Lendis Vortrag zu folgen. Zumal die Informationen zum Projekt nur so aus ihm heraussprudeln. Man merkt dem diplomierten Architekten seine Leidenschaft für den Beruf sofort an. Im Detail geht er auf die Arbeiten ausser- und innerhalb des Schlosses ein.
Als Erstes zeigt er auf ein kleines Verkaufshäuschen neben dem Schlosseingang, das einem Kiosk gleicht. Lendi nennt es die Buvette. Hier erhalten die Leute in Zukunft, ob Schlossbesucher oder nicht, um die Mittagszeit bis am frühen Abend kleine Snacks und Getränke. Dazu sollen Stühle an vier Tischen Sitzgelegenheiten bieten. Wich-tig zu wissen: «Es ist ausschliesslich bei schönem Wetter offen», sagt Lendi. Das bedeute also um die Sommersaison herum, ergänzt Sprotte.
Im Innenhof des Schlosses sind drei Männer mit den Umgebungsarbeiten beschäftigt. Hunderte Pflastersteine liegen auf Holzharassen verteilt, bereit zum Verlegen, zwei Dumper sind mit Kies beladen. Daneben steht das neue Buffethaus. Die Schlossrapperswil Gastro übernimmt als exklusiver Caterer, wie bisher, bei privaten oder öffentlichen Anlässen dessen Betrieb. Ansonsten bleibe es geschlossen, so Lendi. Anschliessend dreht er sich um 180 Grad um die eigene Achse und zeigt auf die «zurückhaltende, diskrete » Nottreppe zwischen Palas und Gügelerturm, die mit einem Treppenlift ausgestattet ist. Ehe er betont, dass fast das ganze Schloss für Personen mit Einschränkungen begehbar ist.
Polnische Vergangenheit bleibt in Erinnerung
Am Mausoleum, das sich im Pulverturm befindet und über Jahrzehnte zugemauert war, erinnert Sprotte in einem geschichtlichen Exkurs daran, dass hier das Herz des polnischen Freiheitskämpfers Tadeusz KoÅciuszko in einer Urne lag. So soll das polnische Erbe im Schloss hochgehalten werden. Bekanntlich pachtete Graf Wladislaw Plater das Schloss im späteren 19. Jahrhundert und errichtete darin das ers-te polnische Nationalmuseum. Vor zwei Jahren wurde das Polenmuseum geschlossen. Es soll künftig im Hotel «Schwanen» wiederbelebt werden, das eine dem polnischen Staat nahestehende Stiftung gekauft hat.
Als Lendi im frisch angelegten Kräutergarten auf die Bepflanzungen eingeht, sind gerade zwei Gärtner dabei, die Hagenbuchen, Hainbuchen und Judasbäume anzuordnen. «Ich habe riesig Freude darüber», schwärmt Lendi. Der durch die hohen Mauern entstandene Schattenwurf kühlt die Umgebung angenehm ab.
Weiter geht der Rundgang im Innenbereich des Palas, dem Hauptgebäude. Bezüglich Architektur umfassen die zentralen baulichen Massnahmen ein neues betoniertes Treppenhaus im Osten des Gebäudes sowie die Trennung der Gehwege zwischen dem Catering-personal und den Besuchern. Es gibt je einen Lift in die oberen Etagen.
Im und um das neue Treppenhaus lässt sich die Symbiose zwischen historischem Mauerwerk, schweren alten Holzbalken und modernem Sichtbeton besonders gut sehen. Ursprünglich sollten die Aussenwände im Treppenhaus verputzt werden. Schliesslich wurden sie roh gelassen. Um Kosten zu sparen, wie Lendi sagt. «Zugleich ist es eine Verbesserung des architektonischästhetischen Ausdrucks.» Gleichzeitig habe man auch einige Renovationen mitangepackt, die ursprünglich nicht eingeplant waren.
Die Ortsbürgerschaft hat samt Projektierung 9,25 Millionen für das Schloss bewilligt, die Bürgerschaft der Stadt 8,25 Millionen. Die 17,5 Mio. werden jedoch nicht reichen, wegen der starken Bauteuerung seit der Projektierungsphase, wie Lendi sagt. Auf Zahlen festlegen will er sich noch nicht. Man sei diesbezüglich auch noch mit der Stadt im Gespräch.
Neue Ausstellung als Höhepunkt
Der Höhepunkt ist die neue Ausstellung im zweiten Obergeschoss, die ungefähr eine Stunde dauert, mit dem Titel «Schloss Rapperswil – Geschichte( n) erleben». Eintrittskosten: 10 bis 14 Franken. Auf dem Medienrundgang allerdings gewährt Lendi vorerst nur einen Blick in zwei Räume der Ausstellung. Fotos dürfen noch nicht gemacht werden. So bleibt bis zur Eröffnung im November die Spannung erhalten.
So viel ist aber jetzt schon klar. Die Ausstellung widmet sich hauptsächlich der Geschichte des Schlosses und ist zugleich «eine Hommage an die Gügeler », erklärt Sprotte. Diese Männer beschützten vor Jahrhunderten die Stadt Rapperswil vor Angriffen. Um mögliche Feinde frühzeitig zu entdecken, lebten sie auf dem Gügelerturm.
Nahmen sie eine Bedrohung wahr, warnten sie per Horn die Bevölkerung. Dieser Teil der Ausstellung verläuft durch den Wehrgang zum Gügelerturm hoch. Beim zweiten Teil kommt man aus dem Turm hinaus in den Palas hinein. Dort dreht sich alles um das Thema Habsburg und die polnische Vergangenheit des Schlosses. Beide Ausstellungsteile werden von Dienstag bis Sonntag zwischen 10 und 17 Uhr geöffnet und mit dem Rollstuhl befahrbar sein. Am Montag sind die Türen des Schlosses jeweils wegen Generalreinigungen geschlossen. Dagegen ist der Aussenbereich stets frei zugänglich. «Die Planung der Ausstellung ist wegen der vielen Ideen die grösste Herausforderung gewesen», sagt Sprotte. Es habe wegen der historischen Tatsachen einiges an Flexibilität bei der Umsetzung gebraucht. Abschliessend nutzt der Vizepräsident der Ortsgemeinde die Möglichkeit, um seinen Dank allen auszusprechen, die sich am Projekt in irgendeiner Form beteiligt haben: «Wir haben ein super Team.»
Auf Schloss Rapperswil steht die Wiedereröffnung bevor. Nach zwei Jahren Renovierung nähert sich die Modernisierung des historischen Wahrzeichens dem Abschluss. Die Ortsgemeinde gewährte einen Einblick.
«Die Planung der Ausstellung ist wegen der vielen Ideen die grösste Herausforderung gewesen.»
Michaela Sprotte
Ortsverwaltungsrätin