Angestellter von Märchler Firma soll über Jahre Lehrlinge sexuell belästigt haben
Ein 58-Jähriger stand kürzlich wegen des Vorwurfs der sexuellen Belästigung eines 15-Jährigen vor dem Bezirksgericht March. Nach der Verzeigung sollen sich auch andere Betroffene gemeldet haben.
Der Vorfall ist bereits eineinhalb Jahre her. Der 15-Jährige hatte gerade erst seine Lehre im Märchler Unternehmen begonnen. Wenn jemand Hilfe brauchte bei einer Arbeit, war er zur Stelle.
So auch an diesem Montagnachmittag. «Ich war der Einzige, der Zeit hatte», erzählte der inzwischen 17-Jährige dem Bezirksrichter. Ein Angestellter brauchte Hilfe an der Spaltmaschine, denn diese konnte nur zu zweit bedient werden, da der Knopf zur Inbetriebsetzung des Förderbands non-stop gedrückt werden muss. Er habe sich mit dem Angestellten unterhalten – dieser auf Bosnisch, er auf Kroatisch. Sie hätten über Feriendestinationen in Bosnien gesprochen. Der 15-Jährige sei etwas erhöht auf einem Gitterrost gestanden, der ältere Mitarbeitende darunter bei der Treppe. «Etwa einen Meter entfernt von mir.» Dann sei der damals 56-Jährige immer näher gekommen und habe ihm plötzlich über der Hose ans Geschlechtsteil gegriffen. «Richtig zugepackt» habe er. «Ich war geschockt, habe die Hand weggezerrt und sagte, dass ich jetzt gehen muss.» Der Mitarbeitende habe ihm den Weg nicht versperrt.
Der Oberstift riet ihm, zum Lehr-meister zu gehen. Schliesslich landete der junge Mann vor der Personalchefin. Nach und nach hätten auch andere sich zu Wort gemeldet und berichteten über ähnliche Vorfälle. Wenig später folgte die fristlose Kündigung des 56-Jährigen. Dieser bestritt vor Gericht, dass es «extra» war. Der Lehrling sei nicht der Erste gewesen, der dies falsch verstanden habe, meinte er.
«Aussage gegen Aussage» Der heute 58-Jährige berichtete dem Richter, er sei heute nur zu 20 Prozent arbeitsfähig. Er habe gesundheitliche und psychische Probleme. So leide er unter anderem an einer Posttraumatischen Belastungsstörung, welche auf seine Zeit im Konzentrationslager während des Bosnienkriegs zurückgehe. Mittlerweile lebt der Mann seit über 30 Jahren in der Schweiz und war rund 25 Jahre in besagtem Märchler Unternehmen tätig. Nun finde er keine Arbeit mehr. Er nehme am RAV-Programm teil, arbeite täglich zwei Stunden und verdiene so etwas dazu. Seine Frau arbeite in einem 60-Prozent- Pensum.
«Immer wieder haben mir Junge geholfen», erzählte der 58-Jährige in gebrochenem Schweizerdeutsch. Der Mann erklärte dem Richter zunächst lang und breit, wie er gearbeitet habe. Er sei sehr breit und der Platz sehr eng, Berührungen seien unumgänglich. Der Junge sei doch für ihn wie ein Sohn gewesen, den Vater habe er gut gekannt. Letzterer ist Anwalt und vertrat seinen Sohn als Privatkläger vor Gericht. «Mein Sohn kennt den Unterschied zwischen Streifen und Anpacken. Ich will Gerechtigkeit», sag-te dieser. Ausserdem handle es sich nicht um einen Einzelfall. «Mein Sohn hatte den Mut, das Richtige zu tun und Anzeige zu erstatten. Darauf bin ich stolz.» Neben der Busse forderte er vom Beschuldigten eine Genugtuung von 2000 Franken. «Wir hatten schlaflose Nächte.» Die Verteidigung forderte einen Freispruch. Sein Mandant habe keine sexuelle Handlung beabsichtigt. Es stehe Aussage gegen Aussage. Die weiteren genannten Personen hätten keine Strafanzeige erstattet. «Wenn etwas passiert wäre, hätte die Arbeitgeberin doch schon längst reagiert. Das Urteil steht noch aus.
«Ich war geschockt, habe die Hand weggezerrt.»
Jugendliches Opfer
vor dem Bezirksgericht March