Wieso Schänis als Windstandort noch nicht weggefegt worden ist
Noch können Gegnerinnen und Gegner von Windrädern in Schänis nicht aufatmen. Im soeben angepassten Richtplan kommt das «Witöfeli/Steinerriet» für den Kanton St. Gallen weiterhin als möglicher Standort für Windenergie infrage. «Natürlich bin ich nicht gerade begeistert», sagt dazu Hans Oberholzer vom Verein Schänner Landschaftsschutz.
Sein vergangenes Jahr gegründeter Verein verlangte die Streichung des Gebiets aus dem Richtplan. Das Gleiche wollte die Gemeinde Schänis. Aber auch andere Organisationen, die generell gegen Windkraft mobil machen. So schreibt etwa der Verein Freie Landschaft St.Gallen am Montag in einer Stellungnahme von geplanten «Monsterwindrädern ». Und betrachtet sie als «sinnloses Zerstörungswerk an Landschaft, Natur und Lebensqualität ».
Weniger radikal äussert sich auf Anfrage Oberholzer – aber doch kritisch: «Wir vom Schänner Landschaftschutz sind der Meinung, dass es in erster Linie Gemeindesache sein sollte, ob Windenergieanlagen gebaut werden dürfen. Wird über Köpfe hinweg entschieden, führt das zu Unzufriedenheit, was staatspolitisch problematisch ist.» Die St.Galler Regierung zählt Windparks hingegen zur überregionalen Versorgungsinfrastruktur. Gemäss kantonaler Gesetzgebung sind dafür wie bei Kantonsstrassen oder Wasserbauprojekten kantonale Sondernutzungspläne vorgesehen.
Weht der Wind oder nicht?
Derweil zweifelt Oberholzer die wichtigste Voraussetzung für Windräder in Schänis an: wehenden Wind. «Die Winddaten entstammen aus den bestehenden Messstellen in Quinten und Schmerikon. Sie wurden einfach auf die Linthebene übertragen. Ob die Daten tatsächlich zutreffen, ist völlig offen», sagt er.
Der Kanton sieht das diametral anders. Trotz viel lokalem Wider-stand wird der Standort Schänis we-gen des Windes nicht aufgegeben. «Aufgrund der guten bis sehr guten Windverhältnisse mit gleichzeitig wenig betroffenen Schutzinteressen überwiegt das Nutzungsinteresse deutlich», schreibt die Firma für Raumentwicklung, Georegio, in einer Studie.
Und der Bund geht wegen der Windverhältnisse davon aus, dass ein Wind-park von nationalem Interesse entstehen könnte. Dafür nötig ist eine jährliche Stromproduktion von 20 Gigawattstunden. Das entspricht in etwa dem Bedarf von 6000 Haushalten.
Zuerst Konflikt mit Flugfeld lösen
Allerdings herrschen noch ungelöste Konflikte vor. Auf einen solchen wies wegen des Flugfelds Schänis das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) hin. Verschiedene Flugorganisationen verlangen darum die Streichung des Standorts. Solange der Konflikt ungelöst ist, kommt für das Bazl eine Festsetzung des Gebiets nicht infrage.
Darum hat der Kanton das Gebiet in Schänis nur als sogenannte Vororientierung in den Richtplan aufgenommen. Und schreibt dazu: «Bei der Weiterentwicklung des Richtplans erfolgt eine Abstimmung zwischen den Nachbarkantonen. » Damit geht die St.Galler Regierung in Schänis nicht so weit wie bei 15 anderen Windeignungsgebieten. Diese sind im Richtplan festgesetzt – darunter auch das Eschenbacher Gebiet «Laad» auf dem Ricken. Konkrete Standorte für Windräder sind damit noch nicht festgelegt, sondern lediglich relativ grossräumige Eignungsgebiete. Diese berücksichtigen laut Kanton einen Puffer von 300 Metern zu bestehenden Bauzonen.
Schwyzer schielen auf Linthebene
Oberholzer vom Schänner Landschaftsschutz geht davon aus, dass es eine Frage der Zeit ist, bis auch Schänis definitiv im Richtplan eingetragen wird. Zu den sechs Windrädern in Schänis wolle der Kanton Schwyz 13 weitere ab Reichenburg in der Tuggner Linthebene. «Die total 19 Windräder werden Natur und Bevölkerung schaden, was die ganze Region beeinflusst», befürchtet Hans Oberholzer vom Verein Schänner Landschaftsschutz.
Der Kanton verweist auf das deutlich angenommene Stromgesetz. Für die Realisierung von Energieerzeugungsanlagen werde man nicht darum herumkommen, einzelnen Betroffenen subjektiv empfundene Nachteile aufbürden zu müssen. Ob dies in Schänis der Fall sein wird? Affaire à suivre.
Der Kanton St. Gallen könnte es sich einfach machen: Und Schänis als Eignungsgebiet für Windenergie fallen lassen. Trotz viel Widerstand und ungelöster Konflikte tut er das nicht. Und nennt dazu vor allem einen Grund, der auch in Bundesbern Eindruck macht.
«Die total 19 Windräder werden Natur und Bevölkerung schaden.»
Hans Oberholzer
Schänner Landschaftsschutz