«Bären» Lachen: Alles wird neu – nur das «Gesicht» bleibt
Kaum ein Haus hat eine so illustre Geschichte wie der «Bären» in Lachen. Von der Marktstrasse aus wurde schon Politik betrieben, bevor der Schweizer Bundesstaat überhaupt gegründet wurde – und sie hat diese Gründung sogar mitbeeinflusst. Diese grossen Zeiten der liberalen Politik sind allerdings längst passé. Im August hat Christian Spälti als Eigentümer das Restaurant geschlossen, Hotel und Saal werden nur vorläufig weiter betrieben. Denn bald soll sich alles fundamental ändern, wie das aktuell aufgelegte Baugesuch zeigt.
In diesem Baugesuch der MB Architekten AG aus Lachen ist beschrieben, wie der ursprüngliche «Bären» wieder in altem Glanz erstrahlen, alles rundherum aber neu erbaut werden soll. Denn denkmalgeschützt – darin ist man sich inzwischen einig – ist lediglich das Äussere mit dem bekannten Mansarddach zur Marktstrasse hin.
Wohnungen statt Hotelzimmer
Das Innere soll deshalb bis auf das Gerippe ausgeräumt werden, ursprüngliche Substanz sei ohnehin kaum mehr vorhanden, erklärt der zuständige Architekt Amadeus Linsin. Weil die Fundation des historischen Gebäudes zu schwach ist, greifen Christian Spälti und sein Architektenteam auf eine ungewöhnliche Massnahme zurück: Das Haus wird im Bauzustand unterfangen und neu unterkellert. Das heisst, der «Bären» wird leicht angehoben. Gäste erinnern sich, dass man beim Fronteingang einige Tritte nach unten gehen muss. Denn dieses tiefergelegte Erdgeschoss war früher – zu Zeiten der Pferdekutschen – der Keller. Nach dem Anheben wird das Erdgeschoss auf die Höhe des Strassenniveaus zu liegen kommen.
In diesem Bereich könne später wieder Gastronomie betrieben werden, was aber noch nicht entschieden sei. Definitiv Geschichte sein sollen aber die Hotelzimmer. Sie werden pro Geschoss in zwei Kleinwohnungen umfunktioniert, dazu kommt eine Dachwohnung.
Saal weicht Wohntrakt
Noch umfassender und neu sollen die bisherigen Anbauten gestaltet werden. Im Prinzip wird alles, was nicht historisch bedeutend ist, abgerissen. Das heisst, der Liftanbau aus den 1960er-Jahren sowie der Saal aus dem grossen Umbau von 1994 – damals wurde der altehrwürdige Dorfsaal aus der Zeit von 1890/1900 ersetzt – kommen weg.
Neu erstellt wird in leicht kleinerer Kubatur ein Wohntrakt. Damit werde der Entwicklung Rechnung getragen, dass sich Hotel und Saal betriebswirtschaftlich nicht mehr sinnvoll betreiben lassen, wie Inhaber Spälti erklärt. Zumal ja die Gemeinde Lachen weitere Versammlungsräume plane.
Der Neubautrakt soll sich in Zukunft optisch vom Haus «Bären» abheben, lediglich die gemeinsame Erschliessung samt Lift werde in die «Zwischenfuge» integriert. Die neue Fassade gegen die Schützenstrasse hin werde analog zum historischen Vorbild gestaltet und orientiere sich an den Neubauten in der Nachbarschaft.
Die Visualisierungen zeigen, dass der neue, aber historische «Bären» gegen die Marktstrasse hin wieder markanter und eigenständiger erscheint – so, wie man es von alten Postkartenabbildungen her kennt. Der Neubau gegen die Schützenstrasse hin wirkt seinerseits ebenfalls autonomer, aber auch filigraner als die bisherigen (Saal-)Anbauten. Die Tiefgarage wird übrigens über die bestehende gemeinsame Einfahrt mit dem Nachbarsgebäude (Chäs Weber, Schweizerhof) erschlossen.
Wohnungen erwünscht
Im Baugesuch fällt auf, dass eher Erklärungen in Worten als technische Spezifikationen zum Zuge kommen. Dabei schildert Architekt Linsin gegenüber der Gemeinde beziehungsweise ihrer Baukommission, warum dieses Grossprojekt bewilligungsfähig sei. Beim Objekt «Bären» mitten im Dorf spielen natürlich viele Faktoren eine Rolle.
Zur Disposition steht vor allem auch, ob es wünschbar ist, im Dorfkern ein Hotel und einen Saal in Wohnungen umzunutzen. Spälti und seine Architekten sind sich dabei ihrer Sache sicher. So werden andere Neubauten im Dorfkern als Referenzen genannt, die eine Baubewilligung erhielten. Auch das geplante Octapharma-Gebäude zwischen Kreuzplatz und See wird als Vergleich herangezogen. In der Überbauung «Bären» sollen jedenfalls zeitgemässe Mietwohnungen entstehen, für Leute, die gerne an zentraler Lage im Dorf wohnen möchten – und idealerweise auch ihren Arbeitsplatz in der Nähe haben, argumentiert Linsin. Schliesslich komme durch die Bewohner wieder Leben ins Dorf.
Pläne sind einsehbar
Da die Liegenschaft im Dorfbild eine wichtige Rolle einnimmt, präsentiert Bauherr Christian Spälti die Baupläne im Foyer im ersten Stock des «Bären». Die Bevölkerung sei eingeladen, diese zu besichtigen.
Der «Bären» an der Marktstrasse in Lachen soll in altem Glanz erstrahlen. Die Fassaden des Hotels werden entrümpelt und nach historischem Vorbild wiederhergestellt. Das Innere wird neu erstellt und mit Wohnungen bestückt. Der Saal und alle späteren Anbauten werden sogar komplett durch einen eigenen Wohntrakt ersetzt.
Im totalsanierten Hotel wie im Neubautrakt entstehen zeitgemässe Mietwohnungen.