Zufallssieger ausgeschlossen in WM-Strassenrennen
Mit den Elite-Strassenrennen der Frauen und Männer folgen am Wochenende die Höhepunkte der Strassen-WM in Zürich. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Wo wird gefahren?
Das Strassenrennen der Männer führt über eine Distanz von 273,2 km, die längste WM-Distanz seit über 35 Jahren. Gestartet wird in Winterthur, ehe es nach knapp 100 km auf den Rundkurs an der Goldküste geht, wo sieben Runden zu 27 km absolviert werden. Die Ziellinie wird am Sechseläutenplatz überquert. Die Frauen, die in Uster starten, befahren den Rundkurs viermal.
Welches Streckenprofil erwartet die Profis?
Wer als ambitionierter Hobbyfahrer den Oberalp-, Lukmanier-, Nufenen- und Furkapass an einem Tag erklimmt, der hat nur geringfügig mehr Höhenmeter in den Beinen als die Elitefahrer der Männer am Sonntag. Das Profil ist selbst für Profis happig: 273 km, brachiale Anstiege an der Zürichbergstrasse mit bis zu 17 Steigungsprozenten, knapp 4500 Höhenmeter, kaum Passagen zum Erholen.
Wer ist der Favorit?
Tadej Pogacar will das Regenbogen-Trikot. Und wenn sich die Nummer 1 der Welt dieses Ziel setzt und sich gewissenhaft vorbereitet, dann ist sie der Favorit. Neben der Form sprechen zwei Gründe für den Slowenen. Der 26-Jährige ist bei Eintagesrennen ebenso stark wie bei Rundfahrten, und die Strecke in Zürich lässt keinen Zufallssieger zu.
Wer tritt als Titelverteidiger an?
Der Niederländer Mathieu van der Poel ist noch bis Sonntag aktueller Weltmeister. Der 29-jährige Niederländer ist ein fast so herausragender Fahrer wie Pogacar. Er gewann 2023 und 2024 Paris-Roubaix und siegte schon bei drei der fünf Monumente. Obwohl er ins Höhentrainingslager ging und wegen der vielen Höhenmeter noch etwas abspeckte, sagte er zur möglichen erfolgreichen Titelverteidigung: «Die Chance ist klein.» Bei den Frauen hingegen hat Lotte Kopecky aus Belgien ausgezeichnete Chancen, um wie 2023 zu triumphieren.
Schafft Evenepoel den Grand-Slam?
Pogacar, Remco Evenepoel und Van der Poel setzen die Buchmacher mit den Quoten 1,60, 5,50 und 8,75 auf die ersten drei Plätze. Evenepoel gewann zuletzt das Zeitfahren und das Strassenrennen an den Spielen in Paris und das WM-Zeitfahren in Zürich. Sofern er noch genügend Kraft hat, wird ihn die Aussicht auf den Grand Slam zusätzlich motivieren. Denn diesen Coup hat noch keiner geschafft.
Was ist von den Schweizer Männern…
Marc Hirschi ist in blendender Verfassung. Nach zuletzt fünf Saisonsiegen in Folge war er am vergangenen Wochenende zusammen mit Weltmeister Van der Poel noch in der Luxemburg-Rundfahrt engagiert. Der Berner stand 2020 als Dritter bereits einmal auf dem WM-Podest. Ein erneuter Coup wird dem 26-Jährigen zugetraut. Die Buchmacher reihen ihn an vierter Position ein. Angesichts der Strapazen haben auch Stefan Küng und Mauro Schmid vergangenen Mittwoch auf die Mixed-Staffel verzichtet. Der Thurgauer und der Zürcher wollen im zu erwartenden Ausscheidungsrennen möglichst lange mithalten.
… und Frauen zu erwarten?
Noemi Rüegg zählt am Samstag zum erweiterten Kreis der Medaillen-Anwärterinnen. Die Zürcherin liess mit Platz 7 an den Olympischen Spielen aufhorchen. Die 23-Jährige sieht sich als Allrounderin, die ihren Fokus in Zukunft auf die Klassiker-Rennen legen will. Dieses Bewerbungsschreiben passt zum WM-Parcours. Zusammen mit der zuletzt vom Sturzpech verfolgten Genferin Elise Chabbey will sie eine Co-Leaderrolle im Schweizer Team einnehmen.
Wer fehlt?
Wout van Aert und Marlen Reusser sind die einzigen zwei nennenswerten Absenzen. Der Belgier zog sich an der Vuelta bei einem Sturz eine Knieverletzung zu, die Schweizerin leidet am Post-Covid-Syndrom.