Aargauer Kunsthaus zeigt Meisterwerke von Johannes Robert Schürch
Das Aargauer Kunsthaus zeigt Werke eines in der Öffentlichkeit kaum bekannten Schweizer Künstlers: Johannes Robert Schürch (1895-1941) hat sich als wichtiger Vertreter der frühen Moderne in der Schweizer Kunst mit den existenziellen Themen des Menschseins beschäftigt.
Rund 50 Jahre nach der Retrospektive im Aargauer Kunsthaus rückt die Ausstellung mit dem Titel «Alles sehen» das berührende Werk erneut ins Zentrum. Das Kunsthaus hatte früh Werke des in Aarau geborenen Künstlers Schürch angekauft, die heute zum Schwerpunkt der eigenen grafischen Sammlung gehören.
Schürch schuf Meisterwerke der frühen Moderne. Viele der in der Ausstellung gezeigten 130 Papierarbeiten waren nach Angaben des Kunsthauses jahrzehntelang in Sammlungen verborgen. Die Arbeiten würden zusammen mit bisher unveröffentlichten Skizzenbücher erstmals der Öffentlichkeit gezeigt.
Die Einzelausstellung im Kunsthaus widmet sich dem zeichnerischen Werk der 1920er- und frühen 1930er-Jahren. Sie ermöglicht einen Einblick in Schürchs produktivste Schaffensperiode. Die farblich zurückhaltenden Tuschzeichnungen und die expressiven Aquarelle zählen zum Höhepunkt seines Œuvres, wie das Kunsthaus schreibt.
Obsessives Arbeiten
Schürch habe sie geradezu obsessiv in den Jahren 1922 bis 1932 geschaffen. Damals habe er fern der Gesellschaft und in Armut mit seiner Mutter in einem abgelegenen Waldhaus im Tessin gelebt.
Dort habe er sich von den Arbeiten seiner Vorbilder wie Ferdinand Hodler, Pablo Picasso oder Paul Cézanne gelöst. In seinen Arbeiten habe er Geschehenes und Erlebtes mit seinen inneren Bildern, Ängsten und Visionen verbunden, erläutern die Ausstellungsmacherinnen.
Trauer, Sehnsucht und Liebe
Es sind Themen wie Tod und Trauer, Unterdrückung sowie die Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Liebe. Schauplätze der Arbeiten sind städtische Randgebiete, Traumlandschaften, Wirtshäuser oder Bordelle.
Als der weitgehend autodidaktische Schürch 1941 im Alter von 46 Jahre in Ascona TI starb, hinterliess er ein umfangreiches und stilistisch breites Gesamtwerk von mehr als 7000 Arbeiten. Es umfasst neben Ölgemälden, Pastellen und Gouachen eine kaum überschaubare Anzahl kleinformatiger Feder- und Tuschpinselzeichnungen und Aquarelle.
Die Radikalität und Intensität, mit der er die Verletzlichkeit in der menschlichen Existenz zeichnerisch übersetzt habe, erzeuge eine Resonanz in der Gegenwart, schreibt das Kunsthaus.
Aargauer Kunsthaus, Johannes Robert Schürch: «Alles Sehen», vom 14. September 2024 bis 12. Januar 2025; es gibt eine Publikation zur Ausstellung.