«Ich wollte wieder nach Hause»
Für Xherdan Shaqiri ist die Rückkehr zum FC Basel eine Herzensangelegenheit. Seine Ambitionen sind hoch.
Kurz vor 13 Uhr, dem offiziellen Beginn der Pressekonferenz mit Xherdan Shaqiri, wird es still im Medienraum des FC Basel, ist eine gewisse Spannung greifbar. Leicht verspätet erscheint dann der 32-jährige Offensivspieler. Er präsentiert sich entspannt, zeichnet für den einen oder anderen Lacher verantwortlich. Als ihm eine Frage auf Hochdeutsch gestellt wird, antwortet er zunächst ebenfalls auf Hochdeutsch. Plötzlich stoppt er und sagt: «Ich muss Schweizerdeutsch reden, sorry. Wir sind ja in der Schweiz. Aber sie verstehen mich? Ja, sehr gut.»
Shaqiri ist keiner, der sich verstellt. Er weiss zwar genau, was er kann, dennoch ist er bodenständig geblieben. Nicht umsonst gehört er zu den beliebtesten Spielern der Schweiz, was auch bei seiner Präsentation vor den Fans am Montagabend zu sehen war, als der Platz vor der Geschäftsstelle des FCB mehr als gut gefüllt war. «Ich dachte nicht, dass so viele Leute kommen würden», gibt Shaqiri zu. «Es war ein schöner Anfang.»
Auf viel Geld verzichtet
Die Rückkehr zum FCB, für den er schon als Junior spielte und den er 2012 nach drei Meistertiteln in Serie sowie zwei Cupsiegen verliess, war für den begnadeten Linksfüsser eine Herzensangelegenheit. Für die Verantwortlichen der Basler wurde eine Rückkehr während der EM zum ernsthaften Thema, nachdem absehbar war, dass Shaqiri die Chicago Fire spätestens Ende Jahr verlassen würde. «Die Gespräche waren von Anfang an sehr positiv», erzählt Sportchef Daniel Stucki. «Als wir dann den Rahmen absteckten, wussten wir, dass wir ein Wörtchen mitreden können.»
Als Mitte August der Vertrag zwischen Shaqiri und Chicago vorzeitig aufgelöst wurde, ging es schnell, obwohl einige Vereine aus verschiedensten Ländern Interesse am 125-fachen Schweizer Internationalen bekundeten und er anderswo deutlich mehr Geld hätte verdienen können. Shaqiri blockte alles ab, weil die Verhandlungen mit dem FCB schon weit fortgeschritten waren. «Ich wollte wieder nach Hause», betont er. «Wir fanden eine gute Lösung. Was das Finanzielle betrifft, wusste ich von Anfang an, dass wir uns einig werden, da es nicht nur ums Geld ging. Deshalb war ich die ganze Zeit sehr gelassen.»
Obwohl die Rückkehr von Shaqiri für den FCB nicht nur auf dem Platz ein Gewinn ist, stellt Stucki klar, dass die Verpflichtung primär ein sportlicher Entscheid gewesen sei, «es ein Stück weit ein Transfercoup ist. Er ist für uns Gold wert, auch als Typ.» Stolz darauf ist er auch, dass der Transfer bis am Schluss geheim gehalten werden konnte. Shaqiri flunkerte deshalb in der Schweiz gar Kollegen an, sagte, dass er nach wie vor in Chicago zu Hause sei. «Viele waren (nach der Vollzugsmeldung) überrascht, und genau das wollten wir.»
Viele prägende Erfahrungen gesammelt
Aus den zwölf Jahren im Ausland – mit Bayern München und Liverpool gewann er die Champions League – nimmt er einiges an prägenden Erfahrungen mit oder wie er selbst sagt: «eine lange Liste». Einen Höhepunkt kann er nicht nennen. Jedoch will er auch die negativen Dinge nicht missen. Nun freue er sich aber auf ein neues Kapitel, sagt Shaqiri, der aktuell wieder bei den Eltern wohnt.
Dass seine Rückkehr mit grossen Erwartungen verbunden ist, nimmt er gelassen. Solche hat er auch an sich selber. «Eine Garantie gibt es nirgends im Leben. Ich bin jedoch immer positiv und bin zuversichtlich, dass ich der Mannschaft mit Toren und Assists helfen kann.» Zudem möchte er seine Winnermentalität ins Team hineinbringen. «Der FC Basel hat viele Junge, die sich noch weiterentwickeln können. Da tut ein erfahrener Spieler gut, das gibt der Mannschaft hoffentlich einen Push.»
Denn aus seinen Ambitionen macht Shaqiri keinen Hehl, auch wenn er nach dem 8. Platz in der vergangenen Saison realistisch ist. «Es gilt, am Boden zu bleiben und Schritt für Schritt zu nehmen. Es ist ein Prozess, durch den wir alle gemeinsam gehen müssen.» Er betont, dass er nicht umsonst für drei Jahre unterschrieben habe. «Aber langfristig muss der Klub wieder dorthin, wo er hingehört.» Was Shaqiri damit meint, ist klar: die Nummer 1 der Schweiz zu sein.