Für Geisel-Deal, gegen Regierung – Massenproteste in Israel
In Israel haben nach Ende der jüngsten Gesprächsrunde über ein Abkommen für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg erneut Tausende Menschen für einen solchen Deal demonstriert.
Die Mutter einer Geisel in der Gewalt der Hamas rief die Führung des israelischen Sicherheitsapparats bei einer Kundgebung dazu auf, Ministerpräsident Benjamin Netanjahu daran zu hindern, einen Deal zu torpedieren, wie die Zeitung «Haaretz» berichtete.
Von einem Abkommen erhoffen sich die Vermittlerstaaten Katar, Ägypten und die USA neben einer Waffenruhe auch die Freilassung der noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln. Der Vater eines anderen entführten Mannes sagte dem Bericht zufolge: «Auch wenn dies kein perfekter Deal ist, ist es der einzige Deal, den es gibt».
Proteste gab es in der Küstenmetropole Tel Aviv, in Haifa und vielen weiteren Orten des Landes. Viele Demonstranten werfen dem israelischen Regierungschef vor, einen Deal zu sabotieren und sich den Forderungen seiner ultrareligiösen und rechtsextremen Koalitionspartner zu beugen. Diese sind gegen Zugeständnisse an die Hamas. Netanjahu ist auf sie für sein politisches Überleben angewiesen. Die Demonstranten forderten erneut den Rücktritt der Regierung sowie Neuwahlen.
Bei Neuwahlen würde Netanjahu der Verlust des höchsten Regierungsamtes drohen – und das wiederum die strafrechtliche Verfolgung mutmasslicher Korruption beschleunigen, die dem Ministerpräsidenten vorgeworfen wird.
Gespräche unter Vermittlung Katars, Ägyptens und der USA erzielten am Freitag keinen Durchbruch und waren vertagt worden, wurden aber als konstruktiv bezeichnet. Die indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und die Freilassung der Geiseln im Gegenzug für die Entlassung palästinensischer Häftlinge aus israelischen Gefängnissen ziehen sich schon über Monate hin.