Tausende bei Trauerzeremonie für Hanija in Teheran
In der iranischen Hauptstadt Teheran nehmen Tausende Menschen an der staatlich-organisierten Trauerzeremonie für den getöteten politischen Anführer der islamistischen Hamas, Ismail Hanija, teil. Anwesend war auch die gesamte politische Elite des Irans, unter anderem der oberste Führer Ajatollah Chamenei und der neue Präsident Massud Peseschkian. Vor Hanijas Sarg hielt Chamenei ein Totengebet.
Mit Rufen wie «Tod Israel» und «Tod Amerika» bekundete die Menge ihre Unterstützung für Hanija und die Hamas im Gazastreifen sowie ihren Widerstand gegen Israel. Die iranische Regierung hatte nach der gezielten Tötung des hohen Hamas-Führers in Teheran eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. Bestattet wird Hanija am Freitag in seiner Wahlheimat Katar.
Hanija befand sich am Dienstag zu einem Besuch in Teheran, um der Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Peseschkian beizuwohnen. In der Nacht zum Mittwoch wurde er Opfer eines Anschlags aus der Luft. Hamas und der Iran beschuldigen ihren Erzfeind Israel.
Was genau zu seinem Tod führte, ist immer noch unklar. Experten sprechen von entweder einem Luft- oder einem Raketenangriff. Ort des Anschlags war eine «spezielle Residenz» in Nordteheran – angeblich im Palast des ehemaligen persischen Schahs –, die normalerweise immer streng bewacht ist.
Gleichzeitig mit der Hamas hat auch der Iran mit einem zeitnahen Vergeltungsakt gegen Israel gedroht. Chamenei und Präsident Peseschkian bezeichneten eine Strafaktion als das legitime Recht des Landes, da der Anschlag auf iranischem Boden verübt worden war. In einem Krisentreffen hat der iranische Sicherheitsrat diesbezüglich auch verschiedene Szenarien überprüft. Details dazu wurden bisher nicht bekanntgegeben.
Der Anschlag kam für den Iran zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt. Nur acht Stunden vorher wurde der als moderate geltende Peseschkian als neuer iranischer Präsident vereidigt. In seiner Rede sprach er von einer neuen Ära, in der er auch einen konstruktiven Dialog mit dem Westen führen wolle. Ob dieser Dialog auch nach einem eventuellen Vergeltungsangriff auf Israel möglich ist, halten Beobachter für unwahrscheinlich.
Der Iran steckt zudem in einer langjährigen Wirtschaftskrise. Peseschkian hatte vor seiner Wahl versprochen, mit aussenpolitischen Reformen die desolate Wirtschaft wieder anzukurbeln. Was er nach Einschätzung von Beobachtern dabei definitiv nicht brauchen kann, ist ein Militärkonflikt mit Erzfeind Israel, der das islamische Land erneut in eine internationale Isolierung stürzen könnte.