Obama sichert Harris im US-Wahlkampf volle Unterstützung zu
Es ist das womöglich letzte wichtige Puzzleteil für Kamala Harris auf dem Weg zu ihrer Nominierung als Präsidentschaftskandidatin der US-Demokraten: Der frühere US-Präsident Barack Obama hat sich hinter die Kandidatur der Vizepräsidentin gestellt.
Er und seine Frau Michelle würden alles dafür tun, um sicherzustellen, dass Harris gewinne, teilte Obama auf der Plattform X mit.
Die Unterstützung durch den populären Ex-Staatschef setzten die Demokraten gekonnt in Szene. In einem von Obama veröffentlichten Video ist eine strahlende Harris zu sehen, die – gerade auf Wahlkampfreise – einen Anruf der Obamas entgegennimmt. «Kamala?», hört man Obama in den Hörer rufen. «Michelle und ich könnte nicht stolzer sein, dich zu unterstützen und alles zu tun, was wir können, um dich durch diese Wahl und ins Oval Office zu bringen.»
«Ach du meine Güte», antwortet Harris. «Michelle, Barack – das bedeutet mir so viel.» Sie freue sich, gemeinsam mit ihnen Wahlkampf zu machen. «Danke euch beiden. (…) Und wir werden dabei auch ein wenig Spass haben, nicht wahr?»
Obamas Zuspruch ist für das weitere Prozedere von Harris’ Nominierung formell zwar nicht ausschlaggebend. Denn die Entscheidung, ob Harris tatsächlich Kandidatin der Demokraten für die Wahl am 5. November wird, liegt bei Delegierten der Partei aus allen Bundesstaaten. Politisch ist es aber eine gewichtige Unterstützung. Obama ist eine der einflussreichsten Stimmen in der Demokratischen Partei – und ein höchst effektiver Spendensammler.
Obama hatte sich zunächst Zeit gelassen
Ein paar Tage hatte sich der Ex-Präsident Zeit gelassen. Während nach dem Rückzug von Amtsinhaber Joe Biden aus dem Wahlkampf etliche Demokraten sofort vorpreschten und ihre Unterstützung für die 59 Jahre alte Vizepräsidentin kundtaten, gab es von den Obamas zunächst nur eine förmliche Solidaritätsbekundung.
US-Medien berichteten unter Berufung auf Obamas Umfeld, der Ex-Präsident habe sich nicht zu früh in die parteiinterne Debatte einschalten und zunächst auch den Fokus auf den politischen Erfolgen Bidens belassen wollen.
Das erinnert an Obamas Vorgehen vor der US-Wahl im Jahr 2020. Damals wollte Biden Kandidat der Partei der Demokraten werden. Bidens Wahlkampfteam hoffte darauf, Obama würde sich schon früh öffentlich hinter seinen ehemaligen Vize stellen. Doch der liess sich Zeit und sagte, er wolle nicht ausschlaggebend sein.
Demokraten scharen sich um Harris
Biden war wegen seines Alters von 81 Jahren und Zweifeln an seiner geistigen Verfassung in der eigenen Partei massiv unter Druck geraten, hatte sich am Ende den Rückzugsforderungen diverser Parteikollegen gebeugt und vor einigen Tagen seinen Ausstieg aus dem Präsidentschaftsrennen verkündet.
Als Ersatzkandidatin schlug Biden selbst seine Stellvertreterin Harris vor, um gegen den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump anzutreten.
Die Partei scharte sich innerhalb kürzester Zeit um ihre neue Spitzenfrau. Harris konnte sich die Unterstützung aller namhaften Parteigrössen sichern: darunter die demokratischen Kongressspitzen Chuck Schumer und Hakeem Jeffries, die frühere Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, und die frühere US-Aussenministerin Hillary Clinton, die 2016 selbst als Präsidentschaftskandidatin gegen Trump ins Rennen gegangen war.
Entscheidung liegt nun bei den Delegierten
Schätzungen von US-Medien zufolge hat die US-Vizepräsidentin bereits genügend Delegiertenstimmen für eine Nominierung zusammen. Die Partei will die Personalie bereits vor dem Parteitag Mitte August auf virtuellem Weg klären. Der zuständige Ausschuss der Demokratischen Partei billigte das Prozedere dafür. Eine elektronische Abstimmung könnte demnach frühestens am 1. August starten.
Eigentlich wollten die Demokraten ihren Präsidentschaftskandidaten bei einem grossen Nominierungsparteitag vom 19. bis 22. August in Chicago offiziell küren. Bereits vor Bidens Ausstieg war die Parteispitze allerdings mit Plänen vorangeschritten, die Kandidatenkür vorzuziehen. Das hat mit den Fristen in den Bundesstaaten zu tun, bis wann die Parteien ihre Kandidaten bestätigt haben müssen, um auf dem Wahlzettel zu stehen. Offen ist noch, wen sich Harris als Vize an ihre Seite holen will.
Obama und Harris schon lange verbunden
Im Jahr 2008 wurde Obama zum ersten schwarzen Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Er regierte von Januar 2009 bis Januar 2017 im Weissen Haus und wurde dann von Trump abgelöst. Harris gilt seit langem als Vertraute Obamas und sprach auch auf dem Parteitag der Demokraten im Jahr 2012, auf dem Obama erneut zum Präsidentschaftskandidaten nominiert wurde.
Mit Harris übernahm 2021 die erste Frau und erste Schwarze das US-Vizepräsidentenamt. Sollte sie nach der Nominierung der Partei als Kandidatin Trump tatsächlich schlagen, wäre Harris die erste Frau, die erste Schwarze und die erste Person mit asiatischen Wurzeln, die ins Weisse Haus einzieht. Wie realistisch ihre Chancen sind, muss sich aber erst noch zeigen.