Der Traum vom Exploit bei Olympia
Dank Albane Valenzuela und Morgane Métraux spielt die Schweiz im Frauengolf in der höchsten Liga. Sie stehen für den Aufschwung der letzten Jahre.
Albane Valenzuela ist eine echte Weltenbummlerin. In New York als Tochter eines Mexikaners und einer Französin geboren, hat die 26-Jährige an der Elite-Universität in Stanford in Kalifornien studiert und wohnt heute in Texas. Zuhause fühlt sich die Profigolferin aber am Genfersee und tritt deshalb mit ganzem Herzen für die Schweiz an – in gut zwei Wochen in Paris zum dritten Mal an Olympischen Spielen.
Ein Jahr älter als die Genferin ist die Waadtländerin Morgane Métraux. Als Nummer 70 respektive 127 der Weltrangliste verfügen beide über das Spielrecht auf der höchsten weltweiten Frauentour LPGA. Im Olympia-Ranking liegen sie weiter vorne und dürfen deshalb sogar leise von einer Medaille träumen, da nur 60 Spielerinnen und maximal drei pro Land am Start sein dürfen. «Im Vergleich zu den Major-Turnieren mit 154 Spielerinnen ist das natürlich sehr wenig», sagt Valenzuela im Gespräch mit Keystone-SDA. «Und es macht es noch spezieller, weil man die Schweiz repräsentiert. Auf emotionaler Ebene ist es deshalb ganz anders als irgendein anderes Turnier.»
Auf den Spuren der Schwester
Einfach wird der Kampf um einen Spitzenplatz nicht. Die Top 15 der Welt sind lückenlos dabei, der Sieg wird über den Golf-Weltstar Nelly Korda führen. Die Tochter von Petr Korda, des Australian-Open-Champions von 1998 im Tennis, triumphierte bereits vor drei Jahren in Tokio. Dort belegte Valenzuela den 18. Platz. Morgane Métraux drückte ihrer älteren Schwester Kim (54.) die Daumen.
Sie musste damals schweren Herzens auf Olympia verzichten, da sie um um einen Platz auf der LPGA kämpfte und keine Turniere verpassen wollte. «Wenn ich meiner Schwester zuhörte, gab es für mich danach nur noch den Wunsch, in Paris dabei zu sein», erzählt Morgane Métraux. Dies schaffte die Waadtländerin unter anderem auch dank ihrem ersten Sieg auf der Europa-Tour beim Ladies Open in Evian.
Noch einen Schritt weiter in der Hierarchie ist Albane Valenzuela. Im letzten Jahr belegte sie bei der Chevron Championship, dem ersten der fünf Major-Events, den 4. Platz, im Februar verpasste sie in Thailand ihren ersten Turniersieg auf der LPGA Tour nur knapp. «Nach fünf Jahren auf der Tour bin ich heute eine ganz andere Spielerin», stellt sie fest. «Ich weiss, dass ich auf höchstem Niveau spielen und um eine Medaille kämpfen kann.»
Geniales Monster
Den Kurs auf dem Golf National rund 20 Kilometer westlich von Paris, auf dem 2018 der Ryder Cup zwischen Europa und Amerika stattgefunden hat, bezeichnet Valenzuela als sehr anspruchsvoll. «Genial», gerät sie sogar ins Schwärmen. «Er spielt sich fast wie ein ‘Links’ (Kurse entlang des Meers), denn es kann viel Wind haben. Dazu sind die Greens sind sehr subtil zu lesen. Mit dem Wind und den Wasserhindernissen kann er ein Monster sein.» Es sei auf jeden Fall ein Platz, der grossen Meisterschaften würdig sei.
Die Erfolge von Valenzuela und Métraux stehen auch für einen schönen Aufschwung des Golfsports in der Schweiz. Dank dem Thurgauer Joel Girrbach, der einen der letzten Plätze ergattern konnte, ist erstmals auch bei den Männern ein Schweizer bei Olympia dabei. «Die Rückkehr des Golfsports (2016, nach 112 Jahren Absenz) ist das Beste, was uns passieren konnte», ist Valenzuela überzeugt. Die Genferin windet dem Verband ein Kränzchen. «Swiss Golf hat enorm viel in die Nachwuchs-Programme investiert, von denen auch Morgane und ich profitiert haben. Ich bin sehr stolz, Teil dieser Entwicklung zu sein.»