Yakin könnte bis 2028 Nationaltrainer bleiben
Nationaltrainer Murat Yakin erhält mit einem Zwei-plus-Zweijahresvertrag das nötige Vertrauen des Verbandes. Sein Assistent Giorgio Contini bekommt einen «einfachen» Zweijahresvertrag.
«Zwei plus zwei» kennt man vor allem aus dem Strafenkatalog des Eishockeys. Mit dem neuen Vertrag des Nationaltrainers hat der Ausdruck auch im Fussball Einzug gehalten. Yakins Vertrag läuft vorerst zwei Jahre respektive bis zum Ende der WM-Qualifikation. Nimmt die Schweiz am Turnier in den USA, Kanada und Mexiko teil, verlängert sich Yakins Vertrag automatisch um zwei weitere Jahre. Wenn nicht, folgen neue Verhandlungen.
Für Nationalmannschaftsdirektor Pierluigi Tami spricht die Entwicklung der Mannschaft in den letzten sechs Monaten für die Arbeit der beiden Trainer. Besonders beeindruckt hat Tami, dass die Spieler im EM-Viertelfinal «nicht nur fussballerisch, sondern auch physisch und mental auf dem gleichen Niveau wie die Engländer waren». Nun gelte es, die Fortschritte zu bestätigen und den nächsten Schritt zu machen. Die WM 2026 wäre für die Schweiz das siebte Grossturnier in Folge.
Zahlen gibt der Verband nicht bekannt. Laut Präsident Dominique Blanc habe man sich bei den Lohnverhandlungen im «vorgegebenen Rahmen» bewegt und etwas mehr Wert auf Leistung und Resultate gelegt. Yakin verdiente bisher schätzungsweise 750’000 Franken pro Jahr. Sein Vorgänger Vladimir Petkovic hatte am Ende über eine Million verdient. Die Diskussionen seien auch in diesem Punkt «sehr fair» verlaufen, hielt Blanc fest.
Das sagen Yakin und Contini
Yakin bedankte sich für das Vertrauen des Verbandes und sagte, er sei sehr stolz, die Arbeit weiterführen zu dürfen. «Giorgio und ich werden alles daran setzen, weiterhin erfolgreich zu spielen.» Für den Basler, der im September 50 Jahre alt wird, ist klar, dass in der Mannschaft viel Potenzial steckt und die Ambitionen entsprechend hoch sind. «Es schmerzt immer noch, dass am Sonntag nicht wir im Final standen.»
Auch Contini, wie Yakin Jahrgang 1974, verwies auf den «guten Weg», den man seit Februar gemeinsam gegangen sei. «Dass wir die Aufgabe schaffen, haben wir uns gedacht», so Contini. «Dass es so gut gelaufen ist, freut uns umso mehr.» Dass der Vertrag in seinem Fall ohne das «plus zwei» festgeschrieben wurde, wollte Contini hingegen nicht gross thematisieren. «Ich werde alles daran setzen, dass die kommende Kampagne ein Erfolg wird. Danach sehen wir weiter.»
Die Chancen
Nach einer schwierigen Qualifikation mit vielen Nebengeräuschen ist es Yakin und Contini gelungen, die Nationalmannschaft an der EM wieder als Einheit auftreten zu lassen. Die Spieler betonten immer wieder die gute Stimmung im Camp und zeigten teilweise begeisternden Fussball. Die Wende ist auch darauf zurückzuführen, dass sich Yakin und Granit Xhaka nach Unstimmigkeiten im Herbst ausgesprochen haben und nun geschlossener denn je auftreten.
So sprach sich der Captain der Nationalmannschaft nach der EM klar für einen Verbleib Yakins aus. «Wir wünschen uns ganz klar, dass der Trainer bleibt», sagte er und begründete dies damit, dass es schade wäre, wenn etwas sorgfältig Aufgebautes wieder zerstört würde. Yakin habe in jedem Spiel die richtige Aufstellung gefunden. «Er hat unter Druck gezeigt, dass er der richtige Mann für diese Mannschaft ist.»
Gleichzeitig betonten die Nationalspieler den Einfluss von Assistenztrainer Contini, der mit seiner Mehrsprachigkeit und seinem Feuer wichtige Aspekte ins Training eingebracht habe. Seit er bei der Nationalmannschaft ist, hat die Schweiz noch nicht verloren (vier Siege, fünf Unentschieden). Diesen Schwung gilt es nun mitzunehmen. Wer an die WM 2026 will, muss in der europäischen Qualifikation (März bis November 2025) Gruppensieger werden oder in den Playoffs (März 2026) das nötige Glück haben, wenn 16 Teams um vier weitere Tickets kämpfen.
Die Herausforderungen
Die grosse Frage ist, wie nachhaltig die zuletzt positive Entwicklung der Nationalmannschaft ist. Denn die schwache Qualifikation hat Spuren hinterlassen. Die lustlosen Auftritte waren das eine, die fehlende Selbstkritik das andere. So gaben Trainer und Spieler erst während der EM zu, dass in der Qualifikation vieles schiefgelaufen war und auch Unzufriedenheit im Team herrschte. Damals hatte vor allem Yakin die Leistungen immer wieder schöngeredet und damit an Glaubwürdigkeit verloren. In der Kommunikation gibt es noch Luft nach oben.
Dass Yakin im Frühjahr eine Vertragsverlängerung mit dem Verband ablehnte, weil er auf bessere Konditionen hoffte, erwies sich im Nachhinein für ihn als richtiger Entscheid. Der Verband mit Nationalmannschaftsdirektor Pierluigi Tami, der Yakin im Herbst noch infrage gestellt hatte, machte dabei keine gute Figur. Dennoch sollte Yakin nicht in alte Muster zurückfallen und sich auf Machtspiele einlassen, die ihn schon während seiner Spielerkarriere oft begleitet haben. Sonst wird die viel beschworene «neue Harmonie» gleich wieder gestört.
Mit der Verkündung der Details zu den neuen Trainerverträgen fiel der Rücktritt von Xherdan Shaqiri zusammen. Dieser zeigt: Im Nationalteam steht ein Umbruch bevor, denn mehrere Leistungsträger sind in Shaqiris Alter. Yakin und Contini müssen vermehrt neue Kräfte ins Team integrieren, um die Nationalmannschaft langfristig auf hohem Niveau zu halten.