Carlos Alcaraz zementiert die neue Regentschaft im Welttennis
Mit 21 Jahren erringt Carlos Alcaraz gegen Novak Djokovic in Wimbledon seinen bereits vierten Grand-Slam-Titel. Nicht nur deshalb wandelt der Spanier auf den Spuren von Djokovic, Federer und Nadal.
Für Nick Kyrgios, vor zwei Jahren selbst unterlegener Finalist in Wimbledon gegen Djokovic und in diesem Jahr als Co-Kommentator für BBC und Edel-Sparringpartner von Djokovic vor Ort, war nach dem imposanten 6:2, 6:2, 7:6 von Carlos Alcaraz über den 37-jährigen serbischen Rekordmann klar: «Das ist nun definitiv die Wachablösung.»
In der Tat liess Alcaraz ein Jahr nach dem ebenfalls gewonnenen Fünfsatz-Krimi gegen Djokovic keine Zweifel offen, wer in der Gegenwart der König von Wimbledon ist. Es ist nach Pete Sampras (7 Titel) und Roger Federer (8) nicht mehr der siebenfache Sieger Djokovic, sondern der junge, nunmehr zweifache Champion aus Murcia, der es wie seine Vorgänger versteht, in den wichtigsten Momenten am besten zu spielen. Alcaraz habe perfektes Tennis gespielt, anerkannte Djokovic. «Ich habe versucht, es etwas hinauszuzögern. Aber er ist der absolut verdiente Champion.»
Wie die ganz Grossen
Mit dem Sand-/Rasen-Double am French Open und in London, das vor ihm nur fünf andere Spieler geschafft hatten, untermauerte Alcaraz auch, dass er den Tennissport auf allen Belägen zu prägen vermag – so wie es nur die ganz Grossen können. Rod Laver, Björn Borg, Rafael Nadal, Roger Federer und Novak Djokovic sind Alcaraz’ Gesellen im erlauchten Kreis.
«Nur ganz grosse Champions haben das geschafft. Als solchen sehe ich mich noch nicht. Dazu habe ich noch einen langen Weg zu gehen», sagte Alcaraz mit einem guten Mix aus Selbstvertrauen und Demut nach seinem Triumph am Sonntag, den er rechtzeitig vor dem EM-Final der spanischen Fussballer gegen England perfekt machte.
Gingen die Grand-Slam-Titel in den letzten 20 Jahren in grosser Mehrheit an Djokovic, Federer und Nadal, die Big Three, heissen die Sieger 2024 Jannik Sinner und Carlos Alcaraz. Der Südtiroler Sinner, eineinhalb Jahre älter als Alcaraz, gewann im Januar das Australian Open und ist seit Juni die Weltnummer 1. Ja, die neue Generation hat das Diktat übernommen.
Den Big Three voraus
Vier Grand-Slam-Titel hat Alcaraz mit 21 Jahren bereits in seinem Palmarès. Damit liegt er im Zeitplan vor Federer, Nadal und Djokovic, die mit 20, 22 und 24 Titeln die Rekorde in den letzten Jahren haben purzeln lassen. Alcaraz bringt mit seinem breiten Repertoire, das von exzellentem Defensivspiel und enormer Schnelligkeit über mentale Stärke und famoses Ballgefühl bis zu krachenden Powerschlägen jeden Aspekt abdeckt, alles mit, um es in ähnliche Sphären zu schaffen.
Voraussetzung dafür ist, dass der Körper mitmacht. Bislang haben ihn verschiedene Blessuren, vom Fussgelenk über den Oberkörper bis zum Handgelenk im Schlagarm, zwischenzeitlich ausgebremst, aber nicht aus der Bahn geworfen. 2022 feierte Alcaraz am US Open seinen ersten Titel an einem Grand-Slam-Turnier. 2023 triumphierte er zum ersten Mal in Wimbledon, in diesem Jahr nun in Paris und Wimbledon. Bleibt der spanische Alleskönner gesund, ist es erst der Anfang.