PJ Harvey und The National traten in Montreux VD auf
Mit der britischen Rock-Ikone der 1990er Jahre und einer der besten amerikanischen Alternative-Rock-Bands der 2000er Jahre hat der Indie-Rock am Dienstagabend am Montreux Jazz Festival dominiert. PJ Harvey und The National spielten zusammen fast 40 Songs.
Die Frage, ob Rock von den Plakaten mancher Musikfestivals gelöscht sei, wurde am Montreux Jazz Festival mit dem schwungvollen und exklusiven Auftritt der beiden Bands verneint. Das Konzert von PJ Harvey aus Grossbritannien und The National aus den USA war der einzige Termin in der Schweiz im Rahmen ihrer aktuellen Europatournee.
Der Sommerabend begann mit Polly Jean Harvey. Die 54-Jährige ist seit 30 Jahren im Geschäft. Sie eine Ikone des Alternative Rock der 90er-Jahre. Bereits in ihren Anfängen wurde sie von Musikern wie Kurt Cobain und Nick Cave verehrt.
Nach 2001, 2004 und 2016 trat sie bereits zum vierten Mal in Montreux auf. An ihrer Seite spielten vier Musikern, darunter ihr treuster Komplize John Paris. Sie begann mit Titeln aus ihrem letzten intimen Album «I Inside the Old Year Dying» – dessen Titel von Shakespeare inspiriert ist.
Sanft und rebellisch
Zwischen Sanftheit und Beschwörung wanderte ihre Stimme über pastorale, poetische, ja sogar biblische Noten. In einem weissen Kleid mit Motiven aus ihrem letzten Album – Baumzweige und Vögel in Schwarz – bewegte sie sich gekonnt mit mit theatralischen und zugleich minimalistischen Gesten. Das Publikum liess sich verzaubern.
Insgesamt spielte sie schlicht und elegant 18 Titel aus der Hälfte ihrer zwölf Alben, wenn man die beiden Platten mit John Parish mitzählt. Und sie bot rebellische Momente, vor allem mit Songs aus ihren ersten beiden wilderen Alben «Dry» (1992) und «Rid of me» (1993).
Soundcocktail aus den USA
Nach etwas mehr als einer Stunde trat der Frontmann der Band The National, Matt Berninger, mit seiner lasziven Baritonstimme und sechs Musikern auf die Bühne. Es war der dritte Auftritt der Band aus den USA in Montreux nach 2008 und 2012. Das Bühnenbild war ausgefeilter und explosiver als beim vorherigen Konzert.
Dann ging es los mit fast zwei Stunden wilder Energie. Die Setlist umfasste 21 Songs aus acht ihrer zehn Alben, die zwischen 2021 («The National») und dem vergangenen Jahr («First Two Pages of Frankenstein» und «Laugh Track») erschienen sind. Den Song «I Need My Girl» widmete die Band an diesem Abend PJ Harvey. Die Magie ihres Soundcocktails wirkte.
Matt Berninger kommunizierte ständig mit dem Publikum. Zweimal stieg er von der Bühne hinunter und lief singend durch die Menge. Mit «Vanderlyle Crybaby Geeks» endete das Konzert nach 23.30 Uhr. Das Publikum sang das Lied, begleitet von nur zwei Gitarren, in voller Länge mit.