Der Stern von CR7 ist verblasst
Cristiano Ronaldo kann das Ausscheiden Portugals im EM-Viertelfinal nicht verhindern. Sein Niedergang schien bei seinem vielleicht letzten grossen Turnier nicht mehr aufzuhalten zu sein.
Mit dem Sieg der Franzosen im Penaltyschiessen gegen Mitfavorit Portugal endete am späten Freitagabend in Hamburg eine Ära: Es war der letzte EM-Auftritt von Cristiano Ronaldo. Nach dem Weiterkommen im Achtelfinal gegen Slowenien hatte der 39-jährige Superstar unmissverständlich mitgeteilt, dass es «ohne Zweifel» seine letzte Europameisterschaft sei.
Zumindest gegen aussen trug Ronaldo den feststehenden Abschied von der EM-Bühne mit Fassung. Der Superstar brach nicht in Tränen aus, wie vier Tage zuvor, als er gegen die Slowenen in der Verlängerung einen Penalty verschossen hatte. Er blieb einfach stehen, bevor er seinen langjährigen Weggefährten Pepe innig umarmte und ein paar tröstende Worte an den anderen Veteranen richtete. Der mit 41 Jahren älteste Spieler der EM-Geschichte liess seine Zukunft im Nationalteam vorerst offen.
Selten geniale Züge
Ronaldo wollte an der Endrunde in Deutschland der ganzen Welt beweisen, dass er noch immer Spiele entscheiden kann. Doch das Gegenteil traf ein. Der fünffache Weltfussballer, der in allen fünf Partien Portugals in der Startelf stand, blieb erstmals überhaupt an einem grossen Turnier ohne Torerfolg. Damit verpasste er es auch, den Rekord des ältesten EM-Torschützen an sich zu reissen.
Die Magie, die Ronaldo einst versprühte, ist nicht mehr da. Seine Genialität ging verloren, nicht aber der unbändige Wille, Verantwortung zu übernehmen. Wie schon gegen Slowenien trat er auch gegen die Franzosen als erster Schütze im Penaltyschiessen an und verwandelte souverän. Ein Hauch des alten Selbstvertrauens war spürbar, doch sonst blieb davon nicht viel übrig.
Der Captain der Seleção schaffte es nicht, sich mit seinen Mitspielern zu vernetzen, noch konnte er seine Präsenz im Strafraum durchsetzen. Die einzige Gelegenheit, die sich ihm am Freitag im EM-Viertelfinal bot, wurde von Francisco Conceição eingeleitet, doch Ronaldo schoss den Ball aus sieben Metern kläglich übers Tor. Trotz der enttäuschenden «Nullnummer» wird sein Wirken aus vergangenen Tagen noch längere Zeit nachhallen.
Der spezielle EM-Triumph 2016
Ronaldos Reise an grossen Turniere hatte vor 20 Jahren in der Heimat begonnen. Gleich bei seinem EM-Debüt gegen Griechenland (1:2) erzielte CR7 seinen ersten EM-Treffer. 13 weitere sollten bei insgesamt sechs EM-Teilnahmen für den Spieler mit den meisten EM-Einsätzen (30) noch folgen.
Die wohl schönste Erinnerung in diesem Wettbewerb erlebte Ronaldo derweil nicht auf dem Rasen, sondern an der Seitenlinie. Nachdem er im EM-Final 2016 bereits nach 25 Minuten verletzungsbedingt ausgewechselt wurde, schoss Eder Portugal in der Verlängerung zum ersten EM-Titel. Der Gegner damals war Frankreich – jener Gegner, der Ronaldo nun vorzeitig zum EM-Pensionär machte.
Es würde jedoch nicht überraschen, wenn Portugals Starstürmer in 18 Monaten an der WM 2026 noch einmal auf die grosse Fussball-Bühne zurückkehren würde.